Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Altbauten haben einen ganz besonderen Charme – eben den des Authentischen mit all seinen Zeit- und Lebensspuren. Ihr großer Nachteil: Sie sind naturgemäß nicht auf dem aktuellen Stand der Technik und genügen in der Regel nicht den heutigen Nutzungsansprüchen. Ein weiterer „Nachteil“: Die Grundstücke sind zu groß; oder anders gesagt: Die alten Gebäude stehen mit ihrer Nutzfläche häufig in keinem wirtschaftlichen Verhältnis zur Grundstücksfläche. Will man also auf der einen Seite den Charme des Alten haben, auf der anderen Seite aber modern und wirtschaftlich wohnen und arbeiten, muss mit dem Altbau etwas geschehen. Dann wird aufgestockt, an- und weitergebaut.

Ein solches Beispiel gibt es seit Anfang vergangenen Jahres in Bielefeld zu sehen: Aus dem 1886 erbauten Upmannstift wurden Eigentumswohnungen. Das ursprünglich für die Pflege alleinstehender Damen errichtete Gebäude genügte nicht mehr den in diesem Segment stark gestiegenen Ansprüchen und Normen. Wie ab Seite 14 in dieser Ausgabe der bauhandwerk in allen Einzelheiten zu sehen, musste das Haus daher von Grund auf saniert und umgebaut werden. Auch steht der Altbau auf einem vergleichsweise großen Grundstück, was für ein Damenstift kein Nachteil, aber angesichts der geringen Nutzfläche wenig wirtschaftlich ist. Daher hatte man schon in den 1960er Jahren an das Upmannstift unsensibel angebaut. Den Anbau rissen die Handwerker ab und errichteten neben dem Bestand einen Neubau nach Plänen des Gütersloher Architekturbüros Hauer & Kortemeier mit einer Putzfassade, die in ihrer Gestaltung und Gliederung auf den Altbau eingeht.

Ein Weiterbauen im Sinne einer baulichen Vervollständigung fand im Oktober vergangenen Jahres in München seinen Abschluss. Wie ab Seite 8 zu sehen, ergänzten die Maurer dort nach Plänen der Berliner Architekten Sauerbruch Hutton mit Wasserstrich Backstein Klinkern das so genannte Türkentor (den letzten Rest der 1826 erbauten Prinz-Arnulf-Kaserne) zum kleinsten öffentlichen Museum der Stadt. So klein es auch ist, wird es – in unmittelbarer Nachbarschaft der neuen und alten Pinakothek sowie dem Museum Brandhorst gelegen – das Interesse von Baufachleuten und Kunstliebhabern gleichermaßen auf sich ziehen.

 
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht

Mit dem Altbau muss etwas geschehen – dann wird auf-
gestockt, angebaut und umgebaut

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