So funktionieren Sanierputze-WTA

Sanierputz-WTA kann bauschädliche Salze einlagern ohne selbst Schaden zu nehmen und wird vielfach als flankierende Maßnahme bei der nachträglichen Bauwerksabdichtung und Kellersanierung eingesetzt. Der erste Teil unseres Beitrags behandelt theoretische Grundlagen und die erforderlichen Voruntersuchungen.

Sanierputz-WTA ist ein bewährter Spezialputz mit hoher Porosität und Wasserdampfdurchlässigkeit bei gleichzeitig erheblich verminderter kapillarer Leit­fähigkeit. Dieses Putzsystem kann bauschädliche Salze einlagern ohne selbst Schaden zu nehmen.

Regelwerk: WTA Merkblatt 4-9 „Sanierputzsysteme“

Das Sanierputz-Merkblatt der Wissenschaftlich-Technischen Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (WTA) gibt konkret Hilfestellungen für die fach- und sachgerechte Planung und Ausführung bei Instandsetzungsarbeiten von feuchten und salzgeschädigten Mauerwerken. Darin werden die produktspezifischen Materialmindestanforde­rungen festgelegt, wie auch die notwendigen Prüfhin­weise für Institute zur Zertifizierung von Sanierputz­systemen nach WTA gegeben. Speziell gilt es, den Salzresistenztest zu bestehen, bei dem ein vergleichbarer „normengerechter“ Kalkzementputz unmittelbar Salzdurchdringungen aufweist. Darüber hinaus werden die Kriterien für Beurteilungen des erhärteten Sanierputzes gegeben und Festmörtelkennwerte entnommener Sanierputzproben beschrieben und detailliert erläutert. Zahlreiche Hinweise für die Aus­führung, der notwendigen Putzgrundvorbereitung, die Verarbeitung und Nachbehandlung von Sanierputzsystemen sowie Kriterien für baubegleitende Kon­trollen durch Sachverständige unterstreichen den praxisnahen Bezug dieses WTA-Merkblattes. Die tur­nus­mäßige Überarbeitung des Merkblatts 2-9 ist abgeschlossen. Bezugsadresse ist die Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerks­erhaltung und Denkmalpflege www.wta.de.

Anwendung von Sanierputzen

Sanierputzsysteme-WTA werden zum Verputzen von feuchte- und salzgeschädigtem Mauerwerk – abhängig vom Untergrund oder Versalzungsgrad – ein- oder zweilagig innen- und außen eingesetzt. Selbstverständlich dürfen nur systemgerechte, Wasserdampf offene Deckschichten wie Feinputzmörtel und geeignete Farbanstriche als Schlussbeschichtung verwendet werden, sofern sie die Diffusionseigenschaften des Gesamtsystems nicht beeinträchtigen. Auf feuchtem Mauerwerk lassen sich mit Sanierputzsystemen trockene Oberflächen erzielen, wenn das Klima der Umgebung eine Austrocknung zulässt. Eine „Mauerwerks­entfeuchtung“ ist ohne zusätzliche Maßnahmen weder mit Sanierputzsystemen noch mit anderen Putzen möglich. Baustoffschädigende Salze werden schadfrei im Putzquerschnitt eingelagert. Die Feuchtigkeitsdiffusion wird nicht eingeschränkt oder unterbunden, das Mauerwerk „kann atmen“.

Ein Sanierputzsystem besteht aus:

Spritzbewurf
Porengrundputz-WTA
Sanierputz-WTA, weiß
Deckschicht aus Feinputz
Anstrichsystem

Anwendungssicherheit

Instandsetzungsarbeiten von feuchtem und salzgeschädigtem Mauerwerk müssen geplant und objektbezogen zugeschnitten werden.

Folgende Untersuchungen müssen unabhängig vom Objekt immer durchgeführt werden:

1. Feuchtigkeitsursachen klären und Abdichtungsmaßnahmen vor den Putzarbeiten ausführen.

2. Bautechnische Kennwerte – wie beispielsweise die Mauerwerksart – müssen objektbezogen festgestellt werden und finden Berücksichtigung im Sanierputzsystemaufbau.

3. Die Art und der Umfang der wasserlöslichen Salze müssen ermittelt werden. Die Summe der Schadsalzgehalte, der Gesamtversalzungsgrad, hat unmittelbaren Einfluss auf die Schichtdicke des Sanierputzsystems.

4. Die Art und der Zustand des Putzuntergrunds muss beurteilt werden, um die vorbereitenden Arbeiten planen und ausführen zu können.

Voruntersuchungen

Die Bauzustandsanalyse erfolgt mit Ortsbegehung durch einen Sach- und Fachkundigen, Beprobung mit Analyse und Aufstellen einer Feuchte-/ Salzbilanz und der Bewertung unter Berücksichtigung der objektspezifischen Kenndaten.

Die Art der aktuellen und der künftigen Nutzung der Räumlichkeiten muss zum Zeitpunkt der Planung bekannt sein. Vorhandene Bauwerksabdichtungen, vertikal (innen/außen), horizontal (unter/im Wandquerschnitt) und an den frei bewitterten Bauteiloberflächen werden:

auf Funktionstüchtigkeit
nach Art/Lage
und Zustand bewertet.

Feuchteschäden können durch folgende Beanspruchungen hervorgerufen werden:

seitlich eindringende Feuchtigkeit, bedingt durch nicht funktionstüchtige Bauwerksabdichtungen oder durch Änderung der Wasserbeanspruchung
kapillar aufsteigende Feuchte
Havarieschäden (defekte Rohrleitungen/Hoch­was­ser)
durch hygroskopische Salze hervorgerufene Feuch­tig­keit
Kondensationsfeuchte/Tauwasser.

Die Wasserbeanspruchungen werden nach DIN 18 195 „Bauwerksabdichtungen“ für den Erdberührten Bereich definiert.

Probennahme

Für labortechnische Untersuchungen zwecks Bestimmung der Feuchte- und Salzbilanz werden Baustoffproben nach WTA Merkblatt 4-5 an aussagefähigen Stellen mit repräsentativer Anzahl vorgenommen. An Messachsen erfolgt die Probenentnahme vorzugsweise durch Handstemm- oder Trockenbohrkernentnahme, Durchmesser > 30 mm, Tiefe > 50 mm.

Die Entnahmestellen sind in einer Planskizze vermaßt, neben Klimadaten und Besonderheiten, zu dokumentieren. Die Proben müssen nach Mauerwerk, Putzmörtel und Ausblühungen getrennt und luftdicht verpackt in geschlossenem Kunststoffbehälter mit Kennzeichnung der Entnahmestelle unmittelbar dem Analyselabor überstellt werden. Die Probenanalyse umfasst die Bestimmung des Feuchtegehalts, der Sättigungsfeuchte, des Durchfeuchtungsgrads sowie die hygroskopische Gleichgewichtsfeuchte als Feuchtebilanz. Die Salzbilanz des Gesamtversalzungsgrads der wird zumindest halbqualitativ ermittelt. Für einfache Rückschlüsse dazu ist der ermittelte höchste Gehalt von Salzionen, unabhängig ob Chlorid, Nitrat oder Sulfat (siehe Tabelle) maßgebend.

Autor

Rainer Spirgatis ist Leiter der Anwendungstechnik Bauhandwerk bei der Remmers Baustofftechnik GmbH in Löningen.

WTA Sanierputz lässt die Wand „atmen“

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