70 Prozent gespart
Sanierung und Innendämmung einer denkmalgeschützten Schule in Duisburg

In Duisburg wurde eine denkmalgeschützte Schule mit öffentlichen Mitteln energetisch saniert. Das Ergebnis ist eine Ersparnis bei den Energiekosten von rund 70 Prozent. Möglich wurde dies unter anderem mit einer Innendämmung aus Mineralplatten.

Auch die Gemeinschaftsgrundschule Fürst-Bismarck-Straße in Duisburg-Ruhrort hat vom Förderprogramm „Investitionspakt zur energetischen Erneuerung sozialer Infrastruktur“ profitiert. Sporthalle und Hauptgebäude der Schule wurden schon im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer stark beschädigt. Noch heute sind die Wände nach außen vorgewölbt, der gesamte Bau steht schief. Ab etwa 1954 erfolgte der Wiederaufbau sowie die Ergänzung durch weitere Nebengebäude. Insgesamt umfasst das Ensemble fünf Baukörper, von denen jedoch nur das 1894/95 erbaute Hauptgebäude und der 1907 L-förmig ergänzte Erweiterungsbau unter Denkmalschutz stehen. Beide Gebäude wurden dreigeschossig mit Mansardendach aus einschaligem Backsteinsichtmauerwerk mit gemauerten Stürzen und Stichkappen errichtet, wofür die Maurer seinerzeit farbige Zierelemente verwendeten. Große, zweiflügelige Holzfenster mit kippbarem Oberlicht und feststehendem Unterteil gliedern die Fassade.

Außenwände, Dachkonstruktion und Kellerdecken waren dem Baujahr entsprechend ungedämmt, Fenster einfach verglast und in einem sehr schlechten Zustand. Die Luftdichtigkeit der Gebäudehülle war mäßig, der energetische Zustand derselben schlecht und nicht mehr zeitgemäß. Große Wärmeverluste in Kombination mit hohen Heizkosten waren die Folge. Ein Zustand, der nur durch eine umfassende Sanierung behoben werden konnte, deren Ziel es war, das Gebäude trotz der Einschränkungen durch den Denkmalschutz auf ein zukunftssicheres energetisches Niveau zu heben.

Umfangreiche energetische Sanierung

Im Zuge der energetischen Sanierung reparierten die Zimmerleute das Dachtragwerk und dämmten das Mansardendach. Die Dachdecker sorgten für eine neue Zinkblechabdeckung. Insgesamt mussten 14 der 28 Gauben komplett neu errichtet werden, da das Holz morsch war. Die Fassade wurde gereinigt und teilweise neu verfugt. Alle Innenräume erhielten aus optischen und Schallschutzgründen abgehängte Decken und eine energiesparende Beleuchtung, die 30 Prozent der Stromkosten spart. Gleichzeitig wurde die gesamte Heizungsanlage modernisiert und mit einem Erdgas Brennwertkessel sowie einer Solaranlage zur Warmwasserbereitung ausgestattet. Hinzu kommt der Einbau von dreifach-verglasten Fenstern, die entsprechend den Auflagen des Denkmalschutzes speziell angefertigt werden mussten sowie die energetische Sanierung des alten Mauerwerks. Mit einer Innendämmung aus dem kapillaraktiven Innendämmsystem von Multipor konnten die Vorgaben des zum Zeitpunkt der Antragstellung gültigen Standards der EnEV 2007 erreicht werden. Die Handwerker montierten unter etwa 900 m² Kellerdecke 100 mm dicke Mineraldämmplatten, die sie in einer Dicke von 60 mm außerdem zur Innendämmung der etwa 500 m² Außenwände verwendeten.

Denkmalschutzforderungen erfüllt

Die besondere Herausforderung bei der energetischen Sanierung der Ruhrorter Schule war die denkmalgeschützte Fassade. Ein WDVS kam daher nicht in Frage. Die Innendämmung war die einzige Möglichkeit, den Wärmeschutz zu verbessern. Da das historische Backsteinmauerwerk von außen durch beschädigte Fugen und Sandsteinelemente stark durchfeuchtet war, ging es vor allem darum, die Bildung von Feuchtigkeit im Wandaufbau zu verhindern. Der Bauherrn – die Immobilienmanagement Duisburg (IMD) – suchte ein Produkt, das diffusionsoffen ist, Feuchtigkeit also aufnimmt und über ein Austrocknungspotential nach innen zum Raum hin abgibt, so dass das Mauerwerk im Laufe der Zeit einen stabilen Feuchtegehalt erreicht. Zum Einsatz kamen die Multipor Mineraldämmplatte von Xella mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,042 W/mK, die diffusionsoffen und kapillaraktiv ist. Tauwasser, das sich zwischen der Bestandswand und der Mineraldämmplatte der Baustoffklasse A 1 bilden kann oder auch von außen durch die Fassade eindringendes Wasser, wird von den Zellwänden der eingeschlossenen und wärmedämmenden Luftporen aufgenommen und der Raumluft wieder zugeführt (kapillar wirksam).

Für die Handwerker war vor allem wichtig, dass sich der massive Dämmstoff einfacher als herkömmliche Systeme an die nach außen gewölbten Wände angepasst werden kann. Zudem ließen sich mit den gut bearbeitbaren Platten die Bogenformen der Stürze von Türen und Fenstern optimal nachbilden.

Hohe Verarbeitungseffizienz

Erste Voruntersuchungen erfolgten schon 2009. Nach dem Austausch der Fenster wurde seit Frühjahr 2011 das Hauptgebäude etagenweise saniert. Gut ein Jahr später waren die Arbeiten abgeschlossen.

Im vorliegenden Fall entfernten die Handwerker zunächst den gesamten schadhaften Innenputz und ersetzten diesen durch einen diffusionsoffenen Ausgleichsputz. Mit dem neuen Wandputz konnten sie Unebenheiten des alten Mauerwerks ausgeglichen. Es entstand ein ausreichend planer Untergrund, der später die vollflächige Verklebung und damit die sichere Haftung und Funktion der Dämmplatten gewährleistet. Sobald die frisch verputzten Wandflächen ausgetrocknet waren, begann die Verarbeitung der Multipor Mineraldämmplatten. Diese konnten die Mitarbeiter des Malerbetriebs Hüsmann Klaus-Dieter aus Mönchengladbach aufgrund des handlichen Formats von 600 x 390 mm und das geringe Gewichts schnell und einfach verlegen. Passstücke für die Bogenformen der Stürze von Türen und Fenstern sowie schwierige Anschlussdetails konnten sie aus dem massiven und formstabilen Dämmstoff einfach und mit einer Handsäge sauber und exakt ausschneiden. Daher war auch der Zuschnitt von winkligen und stark gegliederten Flächen, wie sie bei Altbaurenovierungen häufig vorkommen, unproblematisch.

Im Fugenverband klebten die Maler die Mineraldämmplatten vollflächig auf den ebenen und trockenen Untergrund. Dazu trugen sie den speziell auf das Produkt abgestimmten und frisch angerührten Multipor Leichtmörtel vollflächig mit einer Zahntraufel (Zahnung 10 bis 12 mm) auf den Plattenunterseiten auf und kämmten ihn anschließend mit den Zähnen der Glattkelle durch. Idealerweise beträgt die Steghöhe, also die Dicke des aufgetragenen Leichtmörtels, danach etwa 7 bis 8 mm.

Um eine möglichst dünne, kraftschlüssige Verbindung zwischen Kleber, Platte und Wand zu erzeugen, wurden die Dämmplatten nach dem Auftragen des Klebers mit leichtem Druck auf der Wandoberfläche eingeschwommen und dann in die richtige Position gerückt. Die Dämmplatten werden press gegeneinander gestoßen. Eine Verklebung der Stoßfugen erfolgt nicht. Geringe Unebenheiten im Stoßbereich konnten die Handwerker mit einem Schleifbrett planschleifen. Kleinere Eckausbrüche besserten sie mit dem zum System gehörenden Füllmörtel aus. Wichtig für den reibungslosen Arbeitsverlauf war vor allem die sorgfältig lot- und flutgerechte Ausführung der ersten Reihe. Ein Abstützen während des Abbindens war nicht nötig. Im Regelfall kann auch auf eine mechanische Befestigung verzichtet werden. Nur bei verminderter Tragfähigkeit des Untergrundes müssen die Dämmplatten mittig mit einem Tellerdübel Ø 60 mm je Platte gesichert werden.

Nach dem Verkleben der Platten brachten die Maler den Multipor Leichtmörtel mit Gewebeeinlage als Armierungsschicht auf. Die Schichtdicke betrug etwa 5 mm. Nach dem Erhärten der Armierung wurde abschließend ein Gipsleichtputz in einer Dicke von ebenfalls etwa 5 mm aufgetragen und die Oberfläche mit einer diffusionsoffenen silikatischen Innenwandfarbe gestrichen. Die Verarbeitung der großen Flächen ging dabei insgesamt zügig von der Hand und war unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten effizient – nicht nur weil Gerüstkosten entfallen. Daran änderten auch die zahlreichen Passstücke nichts, die konstruktionsbedingt von den Handwerkern teilweise aufwendig zugeschnitten werden mussten. Dabei war von ihnen  eine sehr exakte Verarbeitung gefordert, um keinen Verlust der Dämmwirkung zu riskieren.

Nach Abschluss der Arbeiten rechnet das Immobilien-Management der Stadt Duisburg (IMD) mit einer Einsparung von 70 Prozent der Energiekosten und einer Reduktion des CO2-Ausstoß um ebenfalls 70 Prozent auf etwa 26,4 Tonnen pro Jahr.

Autorin

Rita Jacobs M.A. führt ein PR-Büro mit Schwerpunkt Bau und Architektur in Düsseldorf. Sie arbeitet als freie Journalistin unter anderem für die Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Der massive Dämmstoff ließ sich einfacher als herkömmliche Systeme an die nach außen gewölbten Wände anpassen

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