Kratzputz venezianisch

Traditionell wird Kratzputz in hoher Schichtdicke aufgetragen und nach der Erhärtung mit einem Kratzigel aufgerauht. Angelagerte Schmutzpartikel können sich so von der Oberfläche lösen – der Putz bleibt länger schön. Das Aufrauhen lässt sich zudem gestalterisch nutzen, wie zum Beispiel bei der venezianischen Technik.

Für die venezianische Kratzputztechnik ist ein ebener, sauberer und tragfähiger Untergrund notwendig. Bevor der Handwerker den Kratzputz auftragen kann, muss der Untergrund mit einer Haftbrücke beschichtet werden. Der Kratzputz wird in der praxisüblichen Verarbeitungskonsistenz angemischt und auf den vorbereiteten Untergrund mit einer Mindestschichtdicke von 4 mm aufgezogen. Im Anschluss wird der Putz beispielsweise mit einem Schmetterling abgeglättet. Bei dieser Arbeit können an der Oberfläche Blasen entstehen, die mit einer Kelle aufgestochen und wieder mit Kratzputz gefüllt werden müssen.

Den angetrockneten, matten Putz kann der Handwerker nun mit einer Kelle und dem Schmetterling oberflächlich aufkratzen. Je nach Neigung und Druck der Kelle verändert sich dabei die Kratzstruktur. Um die Oberfläche zu akzentuieren sollte der Handwerker den Putz nicht gleichmäßig bearbeiten, sondern die Fläche vielmehr „kreuz und quer“ und mit unterschiedlichem Druck aufrauhen. Um den reizvollen Kontrast zwischen rauer und glatter Oberfläche zu erhalten, wird nur partiell gekratzt. Optional kann der Kratzputz auch mit Glimmerzusatz ausgestattet werden. Mit entsprechender Beleuchtung wird so die edle Optik dieser Technik zusätzlich hervorgehoben.

Autorin

Susanne Rietzler ist Anwendungstechnikerin bei der Baumit GmbH in Bad Hindelang.

Zur Akzentuierung rauht der Handwerker die Oberfläche kreuz und quer mit unterschiedlichem Druck auf

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