Bei einer Umnutzung bleibt in der Regel historische Substanz erhalten

Umnutzung kann vieles bedeuten. Es kann bedeuten, dass in die Struktur eines Gebäudes nur punktuell eingegriffen werden muss. Dies ist häufig dann der Fall, wenn eine „verwandte“ Nutzung gefunden wurde, zum Beispiel dann, wenn eine Schule zur Jugendherberge wird. Dies war bei einem 1907 am Berliner Ostkreuz erbauten Gymnasium der Fall. So gut wie alles blieb von der originalen Substanz erhalten –  sogar die Steinwaschbecken in den Fluren. Einige der ehemaligen Klassenzimmer mussten verkleinert werden. So kamen zusätzliche neue Innentüren hinzu, die man aber sofort als solche erkennt. Der Innenhof bot Platz für einen eingeschossigen Neubau, dem man ebenfalls das 21. Jahrhundert ansieht. Ein Teil der alten Fassaden wurde so zu Innenwänden.

Es kann aber auch sein, dass ein Gebäude auf seine Substanz bezogen weitgehend  verschwindet, nur die Außenmauern stehen bleiben und die entkernte Hülle mit einer neuen Struktur gefüllt wird. Dies war der Fall bei der Oberpostdirektion in Hamburg. Wie ab Seite 12 in dieser Ausgabe der bauhandwerk zu sehen, blieben nur die Fassaden, Treppentürme und das Stahltragwerk stehen. Aufgestockt wurde das historische Gebäude mit einer Konstruktion aus Glas und Beton, in der sich heute Büros befinden. In der „historischen Hülle“ ist ein Fitnessstudio mit Schwimmbad untergebracht.

Häufig darf die historische Bausubstanz überwiegend erhalten bleiben, muss bei einer neuen Nutzung aber auf ein zeitgemäßes energetisches Niveau gebracht werden. Oft erfolgt die Ertüchtigung hierbei von innen. Hierfür stehen unterschiedliche Systeme und Materialien bereit. Bei der Umnutzung eines Bahnwärterhäuschens in Ringelstein zu einer Ferienwohnung verwendeten die Handwerker eine mineralische Innendämmung (ab Seite 18).  Für die energetische Ertüchtigung der ebenfalls in der Nähe des Berliner Bahnhofs Ostkreuz gelegenen Glashütte Alt-Stralau, in der sich heute 24 moderne Wohnungen befinden, kamen Holzfaserplatten zur Anwendung (ab Seite 21). Und damit Wilhelm Häfele mit seinem „Baugeschäft H&M“ in die Schalterhalle des alten Bahnhofs in Bad Wurzach einziehen konnte, wurde die gesamte Gebäudehülle (Dach, Wände und Kellerdecke) von innen gedämmt. Mit welchen Dämmelementen die einzelnen Bauteile energetisch so ertüchtigt wurden, dass der Bahnhof heute ein Effizienzhaus 100 ist, erfahren Sie ab Seite 24 in diesem Heft.

Allen Projekten gemein ist, dass historische Substanz erhalten geblieben ist. Gerade diese macht die einzigartige Atmosphäre für die neuen Nutzungen aus.

Viel Erfolg bei der Arbeit und bleiben Sie gesund

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