Auf Nummer sicher
Bauten- und Brandschutz in den Gebäuden von Schloss Elmau

Anfang Juni fand auf Schloss Elmau der G7-Gipfel statt. Im Vorfeld wurde aus dem Schloss eine Festung gemacht: Rund 20 000 Polizisten waren im Einsatz. Klar, dass Sicherheit dort eine wichtige Rolle spielte – auch, was den Bauten- und Brandschutz der Gebäude anbelangt.

Retreat bedeutet Rückzug. Ein solcher und noch dazu ausgesprochen luxuriöser Rückzugsort ist das Ende März dieses Jahres fertiggestellte Schloss Elmau Retreat – Luxury Suites & Spa. Es gehört zu dem 2005 nach einem Brand zu zwei Drittel zerstörten, 1916 erbauten Schloss Elmau, das Inhaber Dietmar Mueller-Elmau zusammen mit dem Münchner Architekturbüro Hilmer & Sattler und Albrecht, das auch für die Planung des Retreat-Gebäudes zuständig war, nach dem Brand in weniger als zwei Jahren wieder aufgebaut hatte. Dorthin hatten sich Anfang Juni auch die Staats- und Regierungschefs des G7-Gifels zurückgezogen, um von rund 20 000 Polizisten gut bewacht unter anderem über die Sicherheit der Welt zu beraten.

Sichere Abdichtung und Verklebung der Natursteinbeläge

Sicherheit spielte auch was die Gebäude des 100 km südlich von München gelegenen Schlosses anbelangt in vielerlei Hinsicht eine wichtige Rolle. So sorgten die Mitarbeiter der Fliesen Abel GmbH aus Otzingen unter den hochwertigen Naturwerksteinbelägen im neu erbauten Retreat-Gebäude mit Sopro PU-Flächendicht Wand/Boden für eine sichere Abdichtung. Auch bei der Verlegung der Natursteinbeläge aus Jura grau und gelb, Quarzit, Solnhofner Platten und Nero Assoluto, die sich sowohl in den Aufenthalts- und Wellnessbereichen als auch in den Gästebädern (auch für die Waschtische und Duschtassen) der Suiten finden, verwendeten die Handwerker besonders leistungsfähige Kleber und Mörtel: Sopro’s „No. 1“ schnell Flexkleber mit hoher Kunststoffvergütung und den multifunktionalen Flexkleber Sopro „FKM Silver“ mit original rhei­ni­schem Trass. Ebenso wichtig wie der richtige Verlegemörtel war für die Arbeiten der Fliesen Abel GmbH aber auch der auf die besonderen Anforderungen von Belägen aus Naturstein abgestimmte Fugenmörtel Sopro „FlexFuge“, der in 2 mm bis 20 mm breiten Fugen verarbeitet werden kann. Zudem kam ein Fugenmörtel der neuesten Generation (Sopro „DF 10 DesignFuge Flex“) zur Anwendung, den die Handwerker völlig kalkschleierfrei und mit gleichmäßiger Farbbrillanz verarbeiten konnten.

Wasser sicher unterm Naturstein leiten

Hochwertigen Naturstein, genau genommen 400 m2 brasilianischen Quarzit, verlegten die Mitarbeiter der Fliesen Abel GmbH auch auf den Balkonen und Terrassen, mit denen sich das Retreat-Gebäude über sechs Etagen zum Elmauer Tal hin öffnet. „Die sehr hohen Qualitätsansprüche des Bauherrn waren eine Herausforderung“, meint Franz Bartlsperger von der Firma Fliesen Abel. Hinzu kamen die extremen Witterungsbedingungen, die in einer Höhe von 1000 m herrschen: Im Winter wird es sehr kalt, es regnet viel, die Temperaturen schwanken stark, worauf gerade Naturstein besonders sensibel reagiert. Ein Gutachter hatte diese Herausforderung schon im Vorfeld erkannt und zur Auflage gemacht, zusätzlich die Drainage „AquaDrain EK“ von Gutjahr einzusetzen, die vom Hersteller speziell für die feste Verlegung von Naturstein auf Drainmörtel entwickelt wurde. Die kapillarpassive Flächendrainage stelzt den Belag komplett auf. Dadurch bilden die Drainkanäle einen definierten Hohlraum von über 90 Prozent, so dass Wasser schnell und sicher abfließen kann.

Türen schützen vor Feuer und Rauch

Ein weiterer Sicherheitsaspekt betraf den Brandschutz. In den Untergeschossen des Hotels liegen die Versorgungs- und Technikräume. Hier bauten die Mit­arbeiter der Firma Georg Sanktjo­han­ser aus Lenggries Funk­tionstüren der Tecken­trup-Türen­serie „62“ ein. Dort, wo im Gebäude ein höhe­rer Brandschutz gefordert war, wurden die Türen der Serie „62“ als feuerbeständige T90-Feuer­schutzabschlüsse eingebaut. Beim Einbau der Türen bewährte sich das variable Zargen- und Montagesystem des Herstellers: Nur eine Schraube pro Befestigungspunkt im Sichtmauerwerk sorgt für kurze Einbauzeiten, und da diese Punkte verdeckt liegen, stört kein Schraubenkopf die Ansicht.

Ebenso hochwertig wie die Türen sind die damit in Verbindung stehenden Details: Schließ- und Stulp-Bleche bestehen aus Edelstahl (V2A), die meisten Türen verfügen über Gleittüren- oder integrierte Türschließer. Die Fluchtwegsicherung ist mit selbstverriegelnden Panikschlössern sichergestellt.

Rückzug in den Luxus

Das neue Retreat-Gebäude verfügt über 47 Juniorsui­ten und Suiten mit bis zu 200 m² Fläche, Bädern mit bis 24 m² Fläche – meist mit Bergblick – einem Südbalkon, sowie einer Loggia oder Terrasse. Das ist bei allen Gedanken an Rückzug und Einkehr purer Luxus. Hinzu kommen das 2000 m² große Shantigiri Spa. Schmuckstücke des neu errichteten Gebäudes sind zudem die Restaurants und der Loungebereich im Erdgeschoss, von dessen Glasfront aus die Gäste ein großartiges Bergpanorama bestaunen dürfen. Das werden wohl auch die Staats- und Regierungschefs getan haben, als sie Anfang Juni am G7-Gipfel teilgenommen haben. Zumindest sei ihnen diese Form des inneren Rückzugs gegönnt.

Autor
Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
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