Aufheizen und Paraffin injizieren

Dem im 17. Jahrhundert errichteten Schloss Benkhausen im Kreis Minden-Lübbecke machten Feuchteschäden schwer zu schaffen. Eine Fachfirma wurde zu Hilfe gerufen und sanierte den Schaden mit einer Horizontalsperre im Bohrloch-Injektionsverfahren mit Spezialparaffin.

Eine bewegte und interessante Vergangenheit liegt hinter dem Schloss Benkhausen. Zwischen 1657 und 1683 errichtet blieb es bis 1962 im Besitz der Adelsfami­lie „von dem Bussche-Münch“. Danach diente es fast fünf Jahrzehnte lang der Stiftung Wittekindshof e.V. als Wohn- und Arbeitsstätte für Menschen mit Behinderung. Ende 2010 erwarb die Unternehmerfami­lie Gauselmann das sanierungsbedürftige Schloss, um es künftig als modernes Schulungszentrum für die Aus­bildung eigener Fach- und Führungskräfte zu nutzen.

Im Sommer 2013 fanden umfangreiche Sanierungs- und Renovierungsarbeiten an weiteren zur Schlossanlage gehörenden Gebäuden statt. Dabei wurde man auf Feuchteschäden aufmerksam. Die Iso­tec, eine Unternehmensgruppe, die sich auf die fachge­rechte Sanierung von Feuchte- und Schimmel­pilz­schä­den spezialisiert hat, führte exakte Oberflächen- und Tiefenmessungen am Gebäude durch. Das Ergebnis: Vier Gebäude waren von aufsteigender Feuchte betroffen, die zukünftig als Hotel, Museum, Museums­werk­statt und Schulungsraum genutzt werden sollen.

Aufsteigende Feuchte stoppen

Die Wände der betroffenen Gebäude bestehen aus Bruchstein, Ziegelmauerwerk und teilweise auch aus Fachwerk. Da das Mauerwerk direkt mit dem Erdreich in Berührung kam, war ein kapillarer Aufstieg der Feuchte möglich. Eine funktionsfähige Horizontalsperre war nicht beziehungsweise nicht mehr vorhanden. Die 90 cm dicken Wände waren massiv durchfeuchtet. Bis zu 1 m über dem Boden konnte mit Tiefenmessungen Feuchte im Mauerwerk nachgewiesen werden. „Eine Sanierung war daher hier geboten“, erklärt Isotec-Fachmann und Dipl.-Ing. Karsten Samland. Das Fachwerk sei in seiner Substanz bedroht gewesen, „da bereits Fäulnisprozesse abliefen“, wie Samland betont. Auf Dauer war dadurch die Statik des gesamten Gebäudes gefährdet. Zudem will Familie Gauselmann dieses Gebäude, das vor Jahrzehnten als Scheune diente, nach der Sanierung hochwertig als Museum nutzen. „Durch die Beseitigung der Feuchteschäden verbessert sich auch der Wärmedämmwert der sanierten Gebäude erheblich“, so Samland. Unsaniert wurde die Wärme aus dem Gebäudeinneren schnell nach außen geleitet. Ausgekühlte Räume waren daher in der Vergangenheit bei den betroffenen Gebäuden die Folge.

Horizontalsperre im Bohrloch-Injektionsverfahren

Als Sanierung brachte man die Isotec-Horizontalsperre im Bohrloch-Injektionsverfahren in die betroffenen Wandabschnitte. Die Gesamtlänge der Horizontalsperre umfasst bei allen vier sanierten Gebäuden rund 350 m.

In der Scheune mussten die Fachleute zunächst die aus Kalksandstein bestehenden Vorsatzschalen entfernen. Dahinter kam eine senkrecht angebrachte Bitumenbahn zum Vorschein, die ebenfalls entfernt werden musste. „Die Bitumenbahn ließ keine Verdunstung zu und hat daher das Feuchteproblem noch verschlimmert“, unterstreicht Karsten Samland. Im Abstand von 10 bis 12 cm wurden Löcher gebohrt, in die dann Spezialheizstäbe eingebracht wurden. Durch die Erhitzung der Wände auf zunächst 100 und dann 110 Grad Celsius – inklusive elektronischer Temperaturüberwachung – wurde das gesamte Kapillarsystem im Injektionsbereich des Baustoffs von Wasser befreit. Anschließend verstopfen die Fachleute die Poren vollständig mit dem Spezialparaffin des Herstellers als Injektionsstoff (mit einer Dicke von etwa 15 cm über den gesamten Wandquerschnitt). Das Paraffin ist frei von chemisch-flüchtigen Bestandteilen und gesundheitlich absolut unbedenklich. Zudem verhält es sich innert, es reagiert also nicht mit denen im geschädigten Mauerwerk vorhandenen Stoffen wie Wasser und Salzen.

Der ausführende Isotec-Fachbetrieb Waltermann & Zwiener gewährt auf die nachträgliche Horizontalsperre eine Gewährleistung von 10 Jahren, also 5 Jahre zusätzlich zu den gesetzlich vorgeschriebenen
5 Jahren. „Wir danken dem Fachbetrieb Waltermann & Zwiener für die sehr professionelle Sanierung“, so Projektleiter Richard Grobecker von der Gauselmann-Gruppe. „Zur besonderen Zufriedenheit trug die 100 prozentige Einhaltung unseres vorgegebenen Zeitplanes bei“, betont der Projektleiter.

Autor

Thomas Bahne ist als Pressesprecher bei der Isotec-Gruppe in Kürten-Herweg tätig.
x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 04/2015

Historisches Kellermauerwerk Wie man Kellerwände aus Ziegelstein vor Feuchtschäden bewahren kann

In einem etwa 100 Jahre alten Gebäude hatte man Räume im Erdgeschoss saniert. In diesem Zusammenhang war unter anderem der Innenputz überarbeitet und ein neuer Farbanstrich auf die Wände...

mehr
Ausgabe 06/2021

Feuchte Mauern durch alte Bausünden mit Injektionsverfahren von Veinal getrocknet

Ein Blick hinter den Einbauschrank brachte der Familie Gewissheit: großflächiger Schimmelbefall und Putzabplatzungen. Ein Fachmann entdeckte die Ursache im Keller: die Horizontalsperre war mit den...

mehr
Ausgabe 04/2019

Neue Fugen-Ausräumtechnik und Fugenmörtel lösen Feuchteproblem

Das ?Rote Schulhaus? l?dt zum Lernen ein. Die sanierte Goethe-Grundschule in Eisenh?ttenstadt

Das 1898 erbaute und 1914 erweiterte zweigeschossige „Rote Schulhaus“ besteht aus einem zweischichtigen Vollziegelmauerwerk und ist mit Backsteinen in zwei Rottönen verblendet. Im Zuge einiger...

mehr
Ausgabe 06/2014

Ludwigsburger Stadtkirche saniert Sanierung eines durch Feuchte und Salz geschädigten Sockels

Betreut und technisch unterstützt wurde die Sanierung von Daniel Schlichenmaier und Jürgen Kurz von der epasit Spezialbaustoffe GmbH. Im Herbst 2012 besichtigten sie die Baustelle gemeinsam mit dem...

mehr
Ausgabe 11/2019

Feuchteregulierungsputz für Schloss Kalkum in Düsseldorf

Das im Norden von D?sseldorf gelegene Schloss Kalkum z?hlt zu den bedeutendsten Wasser-schl?ssern in NRW. Das Wasser bringt jedoch eine erh?hte Feuchtigkeitsbelastung mit sich, weshalb bei der Sanierung unter anderem ein spezieller Feuchteregulierungsputz

Das im Norden von Düsseldorf gelegene Schloss Kalkum zählt zu den bedeutendsten Wasserschlössern in NRW. In den letzten Jahrzehnten diente das Baudenkmal überwiegend dem Landesarchiv NRW als...

mehr