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Bauindustrie vernetzt sich: Ein Streifzug über die DigitalBau 2022

Netzwerken, sich über digitale Produkte und Lösungen informieren, von Stand zu Stand schlendern: Aussteller und Fachpublikum genossen auf der DigitalBau in Köln den direkten Kontakt, der nach zwei-jähriger Corona-Pandemie endlich wieder möglich war. Angenehm großzügig waren die Laufwege angelegt, sodass sich niemand irgendwo hindurchdrängeln musste.

330 Aussteller aus 16 Ländern, darunter 72 Start-ups, präsentierten sich vom 31. Mai bis 2. Juni auf 36000 m² Ausstellungsfläche in drei Hallen. Eine große Bandbreite von Soft- und Hardware, Energie- und Messtechnik, Lichtsteuerung, Mobilität und Sicherheitssystemen bot Abwechslung.  Zu zahlreichen Bau-Themen gab es Anregungen: Beginnend bei der Planung und Umsetzung bis hin zu Unterhalt, Sanierung oder Rückbau. Angesichts aktueller Krisen sahen sich die Anbieter digitaler Lösungen im Aufwind. An „BIM“, dem „Building Information Modeling“, führe kein Weg vorbei.

Expertenwissen in fünf Foren, zahlreiche Networking-Events und die Verleihung des Deutschen Baupreises zählten zu den Highlights. Rund 10 000 Besucher aus 41 Ländern kamen in die Domstadt, davon etwa 10 Prozent aus dem Ausland. Besucherstärkste Länder nach Deutschland waren Österreich, Schweiz, Niederlande, Türkei und Belgien.

Wir haben uns auf der Messe umgesehen und stellen ausgewählte Aussteller, darunter interessante Start-Ups, vor.  

Digitales Bautagebuch mit Wetterdaten

„Durch die Materialknappheit ist die digitale Erfassung von Bauprojekten noch wichtiger geworden“, ist sich Marion König-Böhme, Geschäftsführerin von „Bau Pro Check“ aus Stuttgart, sicher. Denn so rasant sich täglich die Preise und Liefertermine für Materialien ändern, käme man mit Zettelwirtschaft gar nicht mehr hinterher. Das Unternehmen bietet ein digitales Bautagebuch an, das aus einer Oberfläche besteht. Von der ersten Mail bis zur letzten Aktennotiz fließe alles ein. „Mit Hilfe von Vorlagen, die einmal hinterlegt werden, wird die gesamte Korrespondenz gebündelt“, erklärt Robert Edelmann, Leiter  Kundenbetreuung, und klickt durch ein Beispiel-Projekt. Auch entstandene Baumängel können mit Fotos eingespeist werden.

Marion König-Böhme, Geschäftsführerin von „Bau Pro Check“, ist sicher, dass ein digitales Bautagebuch immer wichtiger wird.
Foto: Michaela Podschun

Marion König-Böhme, Geschäftsführerin von „Bau Pro Check“, ist sicher, dass ein digitales Bautagebuch immer wichtiger wird.
Foto: Michaela Podschun
Gleichzeitig können Wetterdaten abgefragt werden. „Das ist wichtig, um Bauverzögerungen und auch Bau-Stopps später dokumentieren zu können“, so Edelmann. Per Zeiterfassung kann jeder Mitarbeiter auch eintragen, wie lange er für die Erfassung eines Vorganges gebraucht hat. Die Cloud-Lösung habe sich im Homeoffice bewährt.

Cloudbasiertes Management-System

„Catenda“ mit Sitz in Norwegen und Wörth am Rhein fokussiert sich auf Großprojekte und bietet cloudbasierte Managements an. Mit Hilfe von Dashboards ließen sich Aufträge aktuell im Blick behalten. „Bei uns können sich unbegrenzt viele Mitarbeiter einloggen. Wir arbeiten nicht mit Arbeitsplatz-Lizenzen, sondern orientieren uns am jeweiligen Projekt-Volumen“, erklärt Sales Manager Dr. Linus Matthias Scheffran.

Bauschäden per Tablet erfassen

Bei „Open Experience“ können Schäden direkt auf dem Tablet markiert werden.
Foto: Michaela Podschun

Bei „Open Experience“ können Schäden direkt auf dem Tablet markiert werden.
Foto: Michaela Podschun
Komplett dem Thema Bauschäden hat sich „Open Experience“ mit Sitz in Karlsruhe verschrieben. Per Tablet lassen sich bereits bei Baustellen-Begehungen sämtlich Kratzer, Risse und weitere Auffälligkeiten mit Fotos und Text einspeisen und eine entsprechende Handlungsaufforderung ans jeweilige Bau-Unternehmen mailen. Details farbig markieren, Abmessungen einzeichnen sei bequem möglich, führt Martin Wagner, Mitarbeiter von Open Experience, vor.  

Per Drohne über die Baustelle

Wer sich grundsätzlich ein Bild von oben machen möchte, für den vermessen die Ingenieure von „Ai-Survey“ aus Kassel per Drohne zu Land, zu Wasser und in der Luft. „Wir haben eine 100-Mega-Pixel-Kamera und können bis 120 m hoch fliegen“, berichtet Carsten Rudolph, Founder & CEO.

Sehr viele Start-ups nutzen die DigitalBau, um sich zu präsentieren. Die Johannes Bopp GmbH (Braunschweig) kümmert sich um die Suche von gewerblichen Mitarbeitern für Bauunternehmen via Social Media. Dabei bespielen die Mitarbeiter zudem regelmäßig die Social-Media-Kanäle der Betriebe.  

Kunden-Anfrage für Maler und Lackierer vereinfachen

„Streichfix“ und „Euer Zuhause“ gehören zur Rehau New Ventures Gruppe und sind erst seit einigen Monaten am Start. „Streichfix“ wendet sich an Maler und Lackierer und ermöglicht digitale Kunden-Anfragen. Wer einen Auftrag zu vergeben hat, kann sein gesamtes Projekt über einen Link mit Fotos einstellen. Details wie m2,  Materialien (Putz, Farbe etc) und etwaige Schäden (Risse, Schimmel) werden online eingestellt.

Machen „Streichfix“ bekannt: Philipp Pommer und Anja Hornikel von der Rehau New Ventures Group.
Foto: Michaela Podschun

Machen „Streichfix“ bekannt: Philipp Pommer und Anja Hornikel von der Rehau New Ventures Group.
Foto: Michaela Podschun
Zeitgleich gibt es die Möglichkeit, ein Video-Gespräch zu vereinbaren. „Der Betrieb hat die Möglichkeit, sich ohne erste Vor-Ort-Termine ein Bild über die Anfrage zu machen und zu schauen, ob er dafür Kapazitäten hat“, verweist Philipp Pommer, Marketing Manager von Rehau New Ventures, auf volle Auftragsbücher. Handwerks-Unternehmen können online freie Zeiten einstellen. „Damit ergibt sich für Kunden ein guter Service. Denn sie sehen gleich, ob ihre Wunsch-Firma Zeit hat“, so Pommer.

Bauherren finden ihr Traumhaus

„Euer Zuhause“ möchte Bau-Interessierte und Betriebe zusammenbringen. Auf der Plattform tragen Bauherren alle Wünsche zu ihrem Traumhaus zusammen wie Region, Ort, Größe und Ausstattung. Anhand dieser Angaben gibt die Software verschiedene Grundrisse und Unternehmen heraus.

Digitale Betriebsmittelverwaltung

Eine digitale Betriebsmittelverwaltung lässt sich mit „Zamics“ erstellen. „Zamics“ mit Sitz in Berlin setzt sich aus einer Hardware- und einer Software-Komponente zusammen. Die Geräte werden mit einem Transponder ausgestattet. Durch das Scannen per App lassen sich alle Informationen erfassen. „Auf welcher Baustelle befindet sich meine Rüttelplatte? Oder ist sie gerade in Reparatur? Wann ist TÜV fällig? Fragen, die jeder Handwerker schnell beantworten kann“, sagt Christian Marx von der Zeppelin Lab GmbH. Auch eine Chip-Variante zur Speicherung der Gerätedaten wird angeboten.

Digitales Schließsystem

Das Thema Sicherheit spielt für „akii“ (Berlin) eine große Rolle. Geboten wird ein digitales Schließsystem für die Baustelle. „Damit erledigt sich die Schlüssel-Sucherei“, ist sich Anthony Forsans, Leiter Unternehmensentwicklung, sicher. Robuste Schließzylinder und Vorhängeschlösser können für Container, Häuser und Wohnungen programmiert werden.

„The Practory" möchte Unternehmen und ihr Wissen vernetzen.
Foto: Michaela Podschun

„The Practory" möchte Unternehmen und ihr Wissen vernetzen.
Foto: Michaela Podschun
Und wer sich über die DigitalBau hinweg vernetzen möchte, für den ist „The Practory“  (Stuttgart) eine Info-Plattform mit mehreren Funktionen. Im Forum können Meinungen ausgetauscht werden, in der Academy können Kurse und Vorträge gebucht und in der Bibliothek nach Beiträgen gestöbert werden.   

Ab 2023 wird die DigitalBau jährlich stattfinden, das nächste Mal als DigitalBau Conference mit begleitender Ausstellung vom 4. bis 6. Juli 2023 in München, dann wieder im Februar 2024 in Köln.

Autorin

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.


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