Praxistest: Dämmstoffe schneiden

Mineralfaserdämmstoffe schneiden ist nicht schwer – oder doch? Mit dem richtigen Werkzeug geht die Arbeit flott von der Hand. Die Redaktion der bauhandwerk hat den Dämmstoffschneider „Integra FastCut“ von Isover auf einer Baustelle in Bad Lippspringe getestet.

Mineralfaserdämmstoffe schneiden kann jeder. Auch wir von der Redaktion der bauhandwerk trauen uns das selbstverständlich zu. Die Frage ist eher wie – also wie sauber, gerade und schnell geht die Arbeit von der Hand. Um hierauf eine Antwort zu bekommen, haben wir uns mit Stefan Bäumler, dem Leiter der Anwendungstechnik Nord der Firma Isover, auf einer Baustelle in Bad Lippspringe getroffen. Dort sollte im Zuge der energetischen Sanierung eines Einfamilienhauses aus den 1970er Jahren das Dachgeschoss gedämmt werden. Hierfür lagen Glaswollerollen „Integra ZKF“ und Rollen des Mineralfaserdämmstoffs „Ultimate“ bereit – ein Material, das die Vorteile der Steinwolle mit denen der Glaswolle vereint. Von den Bahnen mussten 67,5 cm breite Stücke (inklusive 1 cm Klemmzulage) abgeschnitten werden, die dann passgenau zwischen die Sparren geklemmt werden sollten.

Herkömmliche Arten Dämmstoffe zu schneiden

Stefan Bäumler zeigte uns zunächst, wie üblicherweise Mineralfaserdämmstoffe auf der Baustelle zugeschnitten werden. Das hatten wir uns schon gedacht: Die Rolle wird hochkant gestellt, mit dem Zollstock die Breite abgemessen und dann mit dem Messer möglichst parallel zu den aufgedruckten Strichmarkierungen von oben nach unten herunter geschnitten. Selbst einem Profi wie Stefan Bäumler gelingt dabei nur ein welliger Schnitt. Nach Schulnoten beurteilt wäre das eine glatte fünf, also mangelhaft.

Ein wenig besser geht es, wenn man die Bahn ausrollt und mit dem Messer entlang einer Wasserwaage schneidet. Also wieder mit dem Zollstock das Maß nehmen und damit die Enden der Wasserwaage auf dem Dämmstoff ausrichten. Da man die Mineralwolle für einen sauberen Schnitt mit der Wasserwaage mit dem eigenen Körpergewicht zusammendrücken muss, sollte man den linken Fuß dazu mittig auf der Wasserwaage platzieren. Das sieht leicht aus, wenn Stefan Bäumler es vormacht, ist aber gar nicht so einfach, wie wir beim selbst Ausprobieren gleich feststellen mussten. Der Schuh ist ganz einfach deutlich breiter als die Wasserwaage, was zu einem recht wackeligen Stand führt. Außerdem neigt man dazu, um den zu breiten Schuh herum zu schneiden, selbst wenn man sich fest vornimmt, dies nicht zu tun. Der Schnitt wird zwar gerader, aber die Qualität der Schnittfläche, die wir erreichen konnten, war immer noch schlecht. Also nach Schulnoten allenfalls eine vier – gerade noch ausreichend.

Besser geht es, wenn man die Wasserwaage durch ein breites Brett mit Griff und Aluminiumkante ersetzt, das sich Stefan Bäumler selbst gebaut hat. Hiermit bekommen selbst wir mit einem Schnitt eine ver­­gleichs­weise saubere und gerade Schnittfläche hin. Nach Schul­noten eine drei, also voll und ganz befriedi­gend.

Schnelles schneiden mit dem „Integra FastCut“

Nach einiger Übung mit den üblichen Arten Mineralfaserdämmstoffe zu schneiden, zeigte uns Stefan Bäumler die Arbeit mit dem „Integra FastCut“. Erst mal kommt das Werkzeug in einem schwarzen Stofffutteral wertig verpackt daher. Ruck zuck ist es ausgepackt, und die Schnittmaße sind an den beiden Anschlaglinealen eingestellt. Das wollen wir natürlich gleich selbst ausprobieren. Ziemlich schnell wird uns klar, worin der wesentli­che Vorteil des „Integra FastCut“ im Vergleich zu den herkömmlichen Arten Mineralfaserdämmstoffe zu schneiden besteht: Das Maß muss nicht jedes Mal wieder mehr oder weniger genau mit dem Zollstock auf die Dämmstoffmatte übertragen werden, sondern wird einmal ganz genau an den Anschlaglinealen eingestellt und steht dann für jeden weiteren Schnitt zur Verfügung. Damit geht die Arbeit dann wirklich flott von der Hand. Die Schnittquali­tät tritt dabei fast in den Hintergrund. Doch gelingt auch der Schnitt auf Anhieb in einem Arbeitsgang und sieht dabei von der Schnitt­fläche her aus, als hätte eine Maschine im Dämmstoffwerk die Mineralwolle geschnitten. Nach Schulnoten eine glatte zwei, also gut.

Abschließende Bewertung des Praxistests

Weshalb wir dem Werkzeug aber abschließend doch eine eins, also sehr gut geben wollen, beruht auf der ausgeklügelten Funktiona­li­tät dieses Dämmstoffschneiders. Zu allererst muss man die Ein­stell­barkeit der Schnittmaße an den Anschlaglinealen loben. Das erspart das ständige Übertragen und Nachmessen der Schnittbreite mit dem Zollstock und sorgt auf der Baustelle für einen zügigen Fortschritt der Dämmarbeiten. Außerdem steht alles, was man für die Arbeit braucht, griffbereit zur Verfügung: Das Messer kann zum sicheren Transport in einer fest am Werkzeug angebrachten Scheide oder während der Arbeiten an einem Magneten geparkt werden. Auf der Rückseite der hochwertigen Führungsschiene aus Aluminium befindet sich ein Schienenfach, in dem man eine Schneidunterlage aus Kunststoff findet. Diese schont bei jedem Schnitt – insbesondere dann, wenn der blanke Estrich ansonsten als Schneidunterlage dient – die Schärfe des Messers. Wir würden das Werkzeug ehrlich gesagt nicht nur zum Schneiden von Mineralfaserdämmstoffen, sondern auch zum Schneiden von anderen Dämm- und Plattenwerkstoffen verwenden.

Autor
Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Ein gutes Werkzeug für saubere, gerade und vor allem schnelle Schnitte

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