Fußboden-Sanierung im Zukunftshaus
Der Einsatz von Nivellierestrich auf einer extrem dünnschichtigen Fußbodenheizung

Als „Haus der Zukunft“ modernisierte RWE ein Einfamilienhaus aus den 1960er-Jahren zum Plus-Energie-Haus. Eine Kombination aus Knauf Nivellierestrich 425 und dünnschichtiger Fußbodenheizung von Uponor mit nur 2 cm Aufbauhöhe ist dabei ein wesentlicher Baustein des ausgeklügelten Heizsystems.

Bottrop hat sich hohe Ziele gesetzt. Als „Innovation City Ruhr“ will die Stadt unter dem Motto „Wir machen‘s vor“ hinsichtlich der Energiewende Zeichen setzen. Leuchtturmprojekte sollen beispielhaft zeigen, wie ein klimagerechter Stadtumbau mit einer dezentralen Energieerzeugung umgesetzt werden kann. Eines dieser Leuchtturmprojekte ist das „RWE-Zukunftshaus“, ein Einfamilienhaus aus den 1960er-Jahren, das als Plus-Energie-Haus im Juli vergangenen Jahres eingeweiht wurde. Beate und Christian Kewitsch konnten mit ihren beiden Kindern nach rund sechsmonatiger Bauzeit zurück in ihr Haus in Bottrop ziehen. Ihr vertrautes Heim hatte sich in der Zwischenzeit grundlegend verändert. Mit diesem Beispiel will die RWE Effizienz GmbH zeigen, dass die technischen Mittel zur Verfügung stehen und realisierbar sind, um eine typische Bestandsimmobilie zum Plus-Energie-Haus umzubauen.

Von der energetischen Gebäudesanierung des „Zukunftshauses“ werden 90 Prozent Energieeinsparung erwartet. Konkrete Zahlen soll die Messtechnik liefern, während Familie Kewitsch in ihrem Haus zum Alltag zurückkehrt. Tablet-PC, Tipps und Anleitungen sollen sie in die Lage versetzen, mit sparsamstem Einsatz von Energie bei gleichzeitig erhöhtem Wohnkomfort zu leben. Im laufenden Betrieb sollen die einzelnen Maßnahmen auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden. So wird erkennbar, welche Komponenten in der konkreten Situation des Bottroper Hauses welche Effekte erzielen.

Die Sanierung – eine Übersicht

Das 1962 mit Klinkerfassaden gebaute Einfamilienhaus bietet 240 m2 Wohnfläche. Der Stromverbrauch betrug laut RWE 7600 kWh/a, der Wärmverbrauch 65 000 kWh/a. Als Plus-Energie-Haus soll es mehr Energie erzeugen, als es verbraucht. Dieses „Mehr“ steht im Carport an der „Tankstelle“ dem neuen Elektroauto zur Verfügung.

Das Haus wurde in Teilen entkernt, die Klinkerfassaden und das Dach demontiert. Außerdem legten die Handwerker Wände trocken, verlegten die elektrischen Leitungen vollständig neu und zogen Lüftungsleitungen ein. Die Dämmung des Gebäudes nach den derzeit höchstmöglichen Standards plus komplett neuer Fenster mit Dreifachverglasungen soll verhindern, dass über die Gebäudehülle Energie verloren geht. Andererseits wird im Haus selbst so wenig wie möglich Energie verbraucht. Die Heizung erfolgt über eine Solewärmepumpe (2 x 60 m Tiefenbohrungen, Heizleistung 7,5 kW), die durch Solarthermiemodule (Hochleistungsflachkollektoren SOL 27) auf dem Garagendach unterstützt wird. Eingesammelte Wärme gelangt in einen Pufferspeicher von 800 Liter Kapazität im Keller. Er versorgt das Haus mit Warmwasser. Den zum Betrieb der Wärmepumpe benötigten Strom erzeugt eine Photovoltaikanlage (Leistung 8000 kWh/a) auf dem Dach. Der Stromspeicher in Form einer Batterie springt ein, wenn keine Sonne scheint. Das Heizungssystem arbeitet sehr effektiv, mit einem Teil Strom werden im Idealfall vier Teile Wärme erzeugt. Ein ausgeklügeltes Belüftungssystem mit Wärmerückgewinnung übernimmt die Frischluftzufuhr. Heizung, technische Geräte, Licht und Lüftung einschließlich mehr oder minder gesenkter Rollläden regelt die RWE-SmartHome-Technik. Familie Kewitsch kann über einen Tablet-PC steuernd eingreifen.

Wärmepumpe braucht Fußbodenheizung

Eine besonders effizient arbeitende Sole-Wasser-Wärmepumpe nutzt die ganzjährig konstant zur Verfügung stehende Wärme im Erdreich und erlaubte den Einsatz einer flächigen Fußbodenheizung mit besonders niedrigen Vorlauftemperaturen. Diese Maßnahme ist in Bestandsbauten oft aufwendig, weil übliche Aufbauhöhen Probleme bereiten. Im Zukunftshaus ist eine Konstruktion aus Knauf Nivellierestrich 425 und dünnschichtiger Minitec Fußbodenheizung von Uponor die Lösung. Die neue Fußbodenheizung installierte das in Marl ansässige Fachunternehmen Bräuner GmbH & Co KG.

Der vorhandene Estrich blieb erhalten. Er wurde geschliffen, abgesaugt und die Oberfläche mit Knauf Schnellgrund gefestigt. Die lösemittel- und weichmacherfreie wässrige Grundierung auf Kunstharzdispersionsbasis dient zur Saugfähigkeitsregulierung und Haftverbesserung als Voranstrich. Sie wird gebrauchsfertig geliefert und unverdünnt von Hand mittels Fußbodenstreicher, Malerbürste oder Rolle im Kreuzgang volldeckend aufgetragen. Knauf Schnellgrund ist zur optisch unkomplizierten Kontrolle des Auftrags gelb pigmentiert. Unter Normbedingungen (20 °C, 65 Prozent relative Luftfeuchte) trocknet die Schnellgrundierung in gut gelüfteten Räumen im Laufe von reichlich 2 Stunden ab, was den Baufortschritt auch im Zukunftshaus beschleunigte.

Anschließend verlegten die Handwerker die Trägerplatten des Systems Minitec mit auf den Rückseiten aufgebrachter Kleberschicht im Verbund nach Herstellerangaben. In die Oberflächenstruktur der Folienelemente lässt sich das Kunststoff-Rohrsystem einklicken. So liegen die Leitungen in exakten Verlegeabständen. Abschließend wurde nach dem Stellen von Randdämmstreifen der rein mineralische Knauf Nivellierestrich 425 in einer Schichtdicke von mindestens 8 mm über den Noppen eingebracht. Um den Mörtel möglichst gut in die kleinen Noppen des Folienelements einfließen zu lassen, bearbeiteten die Estrichleger den Nivellierestrich während und unmittelbar nach dem Einbringen intensiv mit einem Estrichbesen und ebneten ihn abschließend mit der Schwabbelstange. Zwei Tage später konnte der Estrich nach festgelegter Aufheizkurve trocken geheizt werden. Wegen der geringen Schichtdicke war dieser Vorgang nach fünf Tagen abgeschlossen und der neue Heizestrich reif zur Herstellung des Oberbelags.

Der Knauf Nivellierestrich 425 spielt seine Vorteile insbesondere bei energetischen Sanierungen im Zusammenspiel mit dünnschichtigen Fußbodenheizungen aus. Auf einem bestehenden tragfähigen Estrich oder Rohboden lässt sich so mit geringem Aufwand eine dünnschichtige energieeffiziente Fußbodenheizung nachrüsten. Durch die geringe Nivellierestrichdicke, hohe Wärmeleitfähigkeit und sehr gute Rohrumschließung entsteht wie beim Zukunftshaus ein schnell reagierender Heizestrich mit kurzen Aufheizzeiten, der im Plus-Energie-Haus inklusive Heizungselementen nur 20 mm dick ist.

Autor

Andreas Gabriel ist Leiter des Bereichs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Knauf Gips KG in Iphofen.

Die geringe Dicke und die hohe Wärmeleitfähigkeit des Nivellierestrichs führen zu kurzen Aufheizzeiten

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 06/2013

Ultraflache Fußbodenheizung

Bauen im Bestand ist immer für Überraschungen gut. Das war auch bei der Modernisierung der Neustrelitzer Tom-Mutters-Schule nicht anders. Die Schule fördert in ihrer geistigen Entwicklung...

mehr
Ausgabe 04/2014

Fußbodenheizung ohne Estrich

Kernstück der Konstruktion ist die armierte Dünnschichtdrainage, durch die die sonst üblichen Lastverteilungsschichten entfallen können. Statt der dicken Estrichschicht kommt eine dünnschichtige...

mehr
Ausgabe 7-8/2012

In kürzester Zeit belegreif

Der Fließestrich Knauf FE Sprint setzt einen neuen Standard für das schnelle Bauen. Als selbstnivellierender Calciumsulfat-Fließestrich lässt er sich nicht nur zügig einbauen und rasch begehen,...

mehr
Ausgabe 7-8/2019

Landhaus mit neuem Parterre-Fußboden

Das sanierte Schlafzimmer mit neuem Fu?bodneaufbau aus ?Gifafloor Presto?

„Unser Haus in Tattenhausen bei Rosenheim bot schlicht keinen Wohnkomfort mehr: Es stammt von 1923, war nicht unterkellert und extrem hellhörig“, verrät der Eigentümer Robert Fischbacher....

mehr
Ausgabe 12/2013

Maßgeschneiderte Bodenrenovierung Neuer Fußboden für eine Villa aus den 1960er-Jahren am Tegernsee

Der Boden hatte bei der Sanierung der 360 m2 Wohnfläche in der Tegernseer Villa höchste Priorität. Denn ganz oben auf der Wunschliste der Bauherrin stand der Einbau einer Fußbodenheizung und die...

mehr