Schiefer putzen

Mit dem Feinputzspachtel „Highline“ kann man mit zehn kreativen Techniken ausdrucksstarke Putzoberflächen herstellen. Wir von der Redaktion der bauhandwerk haben versucht, mit der Technik „Slate“ eine Schieferstruktur zu putzen.

Auf der Fachmesse Farbe in München haben wir Anfang dieses Jahres den glättbaren Feinputzspachtel „Highline“ auf dem Stand der Schwenk Putztechnik zum ersten Mal gesehen. Wir überlegten uns schon damals, eine der Techniken einmal auszuprobieren, deren Ergebnis es dort auf Schautafeln als Echtmuster zu sehen gab. Deshalb sind wir Ende Juli nach Osnabrück ins Technikum der Firma quick-mix gefahren, zu der Schwenk Putztechnik seit ziemlich genau einem Jahr gehört.

Ein Rollkoffer voller Werkzeuge

Mit dem Feinputzspachtel „Highline“ lassen sich von Stein- und Schiefer-, über Holz- bis Marmorstuckoptiken zehn kreative Techniken ausführen. Dem Einfallsreichtum des Handwerkers bleibt es überlassen, diese weiter in seinem Sinne beziehungsweise nach Kundenwunsch zu modifizieren.

Keine Technik ohne das passende Werkzeug – das hat man sich auch bei Schwenk Putztechnik gedacht. Folgerichtig bietet der Putzhersteller zu seinem im handlichen 12,5-kg-Sack lieferbaren Feinputzspachtel auch einen Rollkoffer voller Werkzeug an. Denn für die allesamt englisch bezeichneten Techniken braucht man eine ganze Reihe recht unterschiedlicher Werkzeuge. Für die von uns ausgewählte Technik „Slate“, zu deutsch „Schiefer“, was man auch ohne Englischkenntnisse sofort am Echtmuster erkennt, ist eine Venezianerkelle das zentrale Werkzeug. Außerdem findet man im Koffer weitere Glättkellen, unterschiedliche Bürsten und Farbwalzen, Gipserspachtel, Abzieher, Effektschwamm, Schleifblock, Pinsel, Klebeband, Abstreifgitter, Maserierwerkzeug und vieles mehr.

Anmischen des Feinputzspachtels

Mit der Venezianerkelle mit ihren abgerundeten Ecken und Kanten, die wir für die Ausführung der Schieferoptik brauchen, hatten wir schon bei der Ausführung von Tadelakt, der wasserdichten Kalkputztechnik aus Marokko, so unsere Erfahrungen gemacht. Zunächst galt es jedoch, die Feinputzspachtelmasse überhaupt erst einmal herzustellen. Dazu gibt man in einen Liter Wasser sechs Messlöffel schwarzes Pulverpigment, was dem naturweißen Feinputzspachtel später die schieferdunkle Farbe gibt. Wasser und Pigmentpulver werden mit dem Handrührwerk vermischt. Dann gibt man zwei Kilogramm „Highline“ dazu und mischt anschließend alles mit dem Handrührwerk ordentlich durch. Dabei sollte man darauf achten, die Masse beim Mischen mit dem Rührquirl wirklich bis ganz auf dem Boden des Eimers durchzuarbeiten, damit sämtliches Putzpulver vermischt wird und keine trockenen Pulverbröckchen in der Masse zurückbleiben. Dann braucht man fünf Minuten Geduld, damit die Masse einsumpfen/quellen kann. Anschließend gibt man „einen großen Schluck“ Wasser dazu (also etwa eine kleine Kaffeetasse voll) und rührt alles noch einmal ordentlich durch.

Auftragen und Strukturieren

Nun wird der Feinputzspachtel mit der Venezianerkelle 2 bis 3 mm dick aufgezogen. Dabei sollte eine gleichmäßig dicke, glatte Fläche entstehen. Feingefühl erfordert der nächste Arbeitsgang, mit dem die Oberfläche ihre Schieferstruktur erhält. Hierzu zieht man unmittelbar nach dem Putzauftrag die Venezianerkelle flach und ohne Druck mit Resten von Feinputzspachtel daran über die Oberfläche. Der Druckpunkt ist die Stelle auf der Kellenfläche, an der das Heft die Kraft der Hand auf das Werkzeug überträgt. Trotzdem muss man die Kelle am hinteren Ende in Zugrichtung leicht anheben (ein bis höchstens zwei Millimeter), da sie sich ansonsten auf dem noch frischen Putz festsaugt – und die Kelle sitzt dann wirklich fest wie ein Griff auf der Oberfläche. Um eine möglichst authentische Schieferoberfläche hinzubekommen, muss man schon ein wenig üben. Aber dann geht die Technik erstaunlich flott von der Hand. Wichtig dabei ist, die Kelle möglichst in einem Zug diagonal über die Fläche zu ziehen.

Anschließend sollte man 24 Stunden warten und erst dann die gesamte Fläche mit einer sauberen Venezianerkelle nacharbeiten. Mit dem Auftrag von Tiefengrund und Wachs lässt sich die Oberfläche noch authentischer gestalten.

Autor
Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.
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