Ziegler Holzindustrie und Naturheld stellen Insolvenzantrag

Zwei operative Tochtergesellschaften der Ziegler Group, die „Ziegler Holzindustrie GmbH und Co. KG“ und die „naturheld GmbH“, haben beim zuständigen Amtsgericht in Weiden Insolvenzantrag gestellt. Als vorläufigen Insolvenzverwalter bei beiden Unternehmen bestellte das Gericht Rechtsanwalt Volker Böhm aus der Kanzlei Schultze & Braun in Achern (Baden-Württemberg). Er ist bereits für die Ziegler Holding GmbH als vorläufiger Verwalter bestellt worden. „Wir prüfen zurzeit, ob der Geschäftsbetrieb bei den beiden Gesellschaften im Insolvenzverfahren fortgesetzt werden kann“, sagt Böhm.

Stefan Ziegler, Geschäftsführer der Ziegler Group, befindet sich bereits im Gespräch mit dem Insolvenzverwalter
Foto: Ziegler Group

Stefan Ziegler, Geschäftsführer der Ziegler Group, befindet sich bereits im Gespräch mit dem Insolvenzverwalter
Foto: Ziegler Group
Böhm befinde sich bereits am Sitz der Gesellschaft in Plößberg/Oberpfalz und mache sich in Gesprächen mit den beiden Geschäftsführern Stefan Ziegler und Jörg Artmann ein Bild der Lage. In den nächsten Tagen und Wochen werde Böhm die zur Verfügung stehenden Sanierungsoptionen prüfen sowie geeignete Maßnahmen einleiten und umsetzen.

Böhm beabsichtigt, soweit möglich den Geschäftsbetrieb der Ziegler Holding GmbH und der beiden Töchtergesellschaften während des vorläufigen Verfahrens in vollem Umfang fortzuführen.

Insolvenzverwalter sieht gute Chancen

Der Hauptsitz der Ziegler Group in Plößberg in der Oberpfalz. Das markante Bürogebäude hat eine Fassade aus Holzstämmen
Foto: Ziegler Group

Der Hauptsitz der Ziegler Group in Plößberg in der Oberpfalz. Das markante Bürogebäude hat eine Fassade aus Holzstämmen
Foto: Ziegler Group
„Die Ziegler Group ist eine innovative Unternehmensgruppe, die in zahlreichen Wachstums- und Zukunftsbranchen engagiert ist“, betonte Böhm. „Nach einer ersten Einschätzung bestehen gute Chancen, die Gruppe mittels Insolvenzverfahren neu zu ordnen. Mein oberstes Ziel ist der Erhalt von möglichst vielen Arbeitsplätzen in der Region und darüber hinaus. “

Die „Ziegler Holzindustrie GmbH und Co. KG“ mit Sitz in Plößberg/Oberpfalz ist die Ursprungsgesellschaft der Ziegler-Gruppe. Das Unternehmen ist nach Angaben der Gruppe eines der größten Sägewerke in Europa und beschäftigt rund 700 Mitarbeiter. Die „naturheld GmbH“ mit ihrem neuen und hochmodernen Produktionsstandort in Grafenwöhr-Hütten produziert klimaschonendes Dämmmaterial aus Holzfasern und beschäftigt rund 120 Arbeitnehmer. Das Unternehmen hatte erst im Jahr 2022 die Produktion aufgenommen.

Als Zulieferer der Bauindustrie sind beide Gesellschaften von der anhaltenden und tiefgreifenden Baukrise stark betroffen. Insolvenzverwalter Volker Böhm hat bereits mit der Prüfung begonnen, ob und welche Optionen zur Verfügung stehen, um den beiden Unternehmen wieder eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen. Aufgrund der innovativen Technologie sieht Böhm bei naturheld gute Chancen für eine Investorenlösung. Böhm hat die Mitarbeiter der beiden Unternehmen heute über die Insolvenzanträge unterrichtet und ihnen die nächsten Schritte erläutert. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.

Im Sägewerk werden verschiedene Holz-Produkte, wie beispielsweise Brettsperrholz, hergestellt
Foto: Ziegler Group

Im Sägewerk werden verschiedene Holz-Produkte, wie beispielsweise Brettsperrholz, hergestellt
Foto: Ziegler Group
Bis Anfang Dezember soll feststehen, welche anderen zur Ziegler-Gruppe gehörenden Gesellschaften Insolvenzantrag stellen müssen. Böhm steht dazu mit den verantwortlichen Geschäftsführern der nicht insolventen Gesellschaften in ständigem Kontakt und unterstützt sie bei der Prüfung, ob und wann die Insolvenzreife eintritt. Bereits jetzt steht fest, dass zwei eng mit der Ziegler Holzindustrie GmbH und Co. KG verbundene Unternehmen in der kommenden Woche Insolvenzantrag stellen müssen, das „Pelletwerk Ziegler Naturenergie GmbH“ und die „Holzzentrum Ziegler GmbH“.

Bei jedem Unternehmen muss einzeln geprüft werden, ob die jeweiligen Gesellschaften im Zuge eines Insolvenzverfahrens sanierungsfähig sind, in der Regel über den Verkauf an einen Investor – nicht zuletzt, um möglichst viele der verbundenen Arbeitsplätze zu erhalten. Ob das gelingen kann, hängt vom Einzelfall ab. „Wenn Möglichkeiten für eine Sanierung vorliegen, werden wir diese nutzen“, ergänzte Böhm.

Die Ziegler Group beschäftigt nach eigenen Angaben rund 3000 Mitarbeiter in drei Ländern (Deutschland, Schweden und Rumänien) und erwirtschaftet einen Gruppenumsatz von rund 1 Milliarde Euro im Jahr. Die Gruppe hatte in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch Zukäufe einen offensiven Wachstumskurs eingeschlagen. Neben dem Kerngeschäft, der Holzproduktion und -verarbeitung für die Bauindustrie, ist die Ziegler-Gruppe mittlerweile unter anderem in der Logistik, der Pelletproduktion, der Forstwirtschaft, im Haus- und Fensterbau sowie in der Haustechnik tätig. Allerdings wurde die Gruppe inmitten ihrer Wachstumsphase durch den Nachfrageeinbruch im Bausektor infolge des Ukraine-Krieges und des Zinsanstiegs schwer getroffen.

bauhandwerk berichtet aktuell in der Dezember-Ausgabe

Bisher hat keine der mehr als 30  Gesellschaften der Gruppe Insolvenzantrag gestellt. Die Naturheld GmbH gehört zur Ziegler Group und stellt Holzfaserdämmplatten her
Foto: Ziegler Group

Bisher hat keine der mehr als 30  Gesellschaften der Gruppe Insolvenzantrag gestellt. Die Naturheld GmbH gehört zur Ziegler Group und stellt Holzfaserdämmplatten her
Foto: Ziegler Group
Die bauhandwerk-Redaktion hat im September die Ziegler Group und die dazu gehörende Naturheld GmbH besucht und Einblicke in die Produktion des Sägewerks in Plößberg und die Dämmstoff-Fertigung erhalten. Unsere Berichterstattung finden Sie in unserer Dezember-Ausgabe. Informationen über die neue Holzfaserdämmplatte „Naturheld 100" finden Sie hier. (bhw/ela)

 

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