Sicherer Anschluss zwischen Wand und Decke ohne Risse

Problematisch sind im Trockenbau die Eck- und Anschlussbereiche zwischen Wänden und Decken be­ziehungsweise Dachschrägen. Wie man die Fugen und Anschlüsse fachgerecht nach dem heutigen Stand der Technik ausführen kann, zeigt folgender Beitrag.

Seit längerem bereits sind Oberflächenqualitäten für Spachtelarbeiten an Gipsplattenflächen über das Merkblatt Nr. 2 des Bundesverbands der Gipsindus­trie genau definiert, um den Fachunternehmer zu schützen und zu stärken. Aber was hilft die beste Oberfläche, wenn wenige Wochen nach Einbau die Wand- und Deckenanschlüsse abreißen. Denn wer kennt sie nicht, die unschönen Detailbilder, wie man sie oft in Eck- und Anschlussbereichen zwischen Wänden und Decken beziehungsweise Dachschrägen sieht. Daher müssen Fugen und Anschlüsse fachgerecht nach dem heutigen Stand der Technik ausgeführt werden.

Grundsätzliche Anforderungen an Fugen und Anschlüsse

Bevor man ins Detail geht und mit der Ausführung der Arbeiten beginnt, sollte man sich bestimmte grundlegende Anforderungen immer wieder bewusstmachen. Denn Fugen und Anschlüsse müssen grundsätzlich geplant und unter Beachtung folgender Grundsätze ausgeführt werden:

Gipsplattenflächen müssen von anderen Bauteilen konstruktiv entkoppelt werden (zum Beispiel von Holz- oder Betonbauteilen).

Abgehängte Gipsplattendecken müssen von einbindenden Stützen und Einbauteilen (wie Deckeneinbaulampen) konstruktiv getrennt werden.

Sind Bewegungen im Rohbau zu erwarten (zum Beispiel variable Verkehrslasten, Setzungen, usw.), müssen gleitende Wand- und Deckenanschlüsse ausgeführt werden.

Bei ausgeprägten Querschnittsänderungen der Gipsplattenflächen (zum Beispiel bei Flurausbuchtungen oder einspringenden Wänden), müssen Fugen eingebaut werden.

Es muss eine ausreichend lange und gemäßigte Trocknungs- und Heizphase eingeplant werden, um ein sehr schnelles Absenken der relativen Luftfeuchtigkeit zu vermeiden.

Fugen und Bauteilanschlüsse im Innenraum

Erfahrungsgemäß finden sich besonders kritische Bereiche an Bauteilanschlüssen sowie im Dachgeschoss. Hier muss der Handwerker in ganz besonderem Maße auf eine korrekte Ausführung achten. Anschlüsse einer mit Gipsplatten beplankten Wand etwa an eine Holzdecke werden in der Praxis häufig mit einer Acryl-Fuge ausgeführt. Jedoch muss man bedenken, dass bei einem solchen Bauteilanschluss zwei völlig unterschiedliche Bauteile vorliegen. Bei Feuchteschwankungen bewegen sich diese unterschiedlich stark und in verschiedene Richtungen.

In der Praxis wird dieser Effekt häufig durch Rissbildungen im Anschlussbereich sichtbar, wenn die Raumluft zum Einbauzeitpunkt der Bauteile relativ feucht ist (zum Beispiel durch austretende Restfeuchte aus Betonfundamenten oder Estrichen) und anschließend (zum Beispiel durch Inbetriebnahme der Fußbodenheizung) innerhalb weniger Stunden stark aufgeheizt wird. Die relative Luftfeuchte nimmt innerhalb kürzester Zeit stark ab, was zum Schwinden der unterschiedlichen Bauteile führt. Da zum Beispiel Holzbauteile etwa um das Zehnfache stärker als Gipsplatten schwinden, treten so hohe Scherkräfte im Bereich des Anschlusses auf.

Die DIN erlaubt es zwar, solche Anschlussfugen mit Acryl auszuführen, man muss aber unbedingt darauf achten, dass die Acryl-Masse an zwei gegenüberliegenden Flanken der Fuge haften und sich ausreichend dehnen kann. Geht man davon aus, dass sich eine Acrylmasse unter Zug um etwa 20 Prozent dehnen kann, müsste die Fuge bei einer Bewegung der Bauteile von 1 bis 1,5 mm etwa 5 bis 8 mm breit ausgeführt sein. Bei einer Standard-Plattendicke von 12,5 mm würde so verhältnismäßig viel Acrylmasse benötigt.

Meist wird eine Acrylfuge auf der Baustelle aber nicht so ausgeführt, wie von der DIN gefordert. Gipsplatten werden im Anschlussbereich oft bündig aneinander oder bündig an Holzbauteile montiert. Die Materialdicke der anschließend aufgetragenen Acrylmasse wird damit zwangsläufig zu gering, um sich überhaupt entsprechend dehnen zu können. Außerdem haftet das Acryl bei dieser Art der Verarbeitung an zwei sich berührenden Flanken, das heißt das Acryl wird schon bei kleinen Bewegungen einfach abgeschert.

Doch selbst bei korrekt ausgeführten Acryl-Fugen gilt es zu bedenken, dass die Fuge in der Regel überstrichen wird. Übliche Farben (zum Beispiel Dispersionsfarben) bilden nach dem Austrocknen einen starren Film auf der plastoelastischen Acrylmasse. Bei Luftfeuchteunterschieden ändert sich die Länge der angrenzenden Bauteile. Die Acrylmasse wird gedehnt oder gestaucht, was dann zu Abplatzungen und zum Einreißen der unbeweglichen und starren Farbschicht darauf führt. Das sieht unschön aus und wird meist vom Kunden als Riss reklamiert.

Trennstreifen – die sichere Lösung

Vermeiden kann man diese Rissproblematik, indem man angrenzende Bauteile trennt. Neben der über eine Schattenfuge frei beweglich ausgebildeten Deckenkonstruktion, wie sie vor allem bei größeren Deckenflächen zu empfehlen ist, stellt der Einbau eines Trennstreifens, wie „Knauf Trenn-Fix“, eine sichere Lösung dar. Der Trennstreifen besteht aus einem dünnen, 65 mm breiten Silikonpapier, das am Rand einseitig mit einem etwa 1 cm breiten Klebestreifen versehen ist. Auf dem Trennstreifen haftet keine Spachtelmasse. Zusätzlich sind auf der übrigen Fläche einige wenige Spezial-Klebepunkte aufgebracht, die ein Anhaften am Untergrund bei gleichzeitig einfacher, rückstandsfreier Ablösbarkeit ermöglichen. Dadurch lässt sich der Trennstreifen auch bei sehr hoher Baustellenfeuchtigkeit formstabil ohne die bekannte Wellenbildung im Bauteilanschluss befestigen.

„Trenn-Fix“ wird mit dem Klebestreifen direkt neben dem Profil auf das angrenzende Bauteil geklebt, so dass der schwach klebende Bereich seitlich herausragt. Die Gipsplatten werden anschließend, wie bei Trennstreifen üblich, im Abstand von etwa 3 bis 5 mm zum Streifen montiert und anschließend mit Fugenspachtelmasse plan eben verspachtelt. Nach Austrocknung der Spachtelmasse wird der überstehende Trennstreifen abgeschnitten. Durch den nur etwa 1 cm breiten Klebstoffstreifen (in Gipsplattenstärke) und die wenigen zusätzlichen Klebepunkte kann man den abgeschnittenen Streifenrest leicht entfernen. Auf diese Weise wird ein dauerfunktionsfähiger gleitender Deckenanschluss hergestellt, der nicht als springender „gezackter“ Riss, sondern als meist nicht wahrnehmbare saubere Haarfuge ähnlich einer Schattennut in Erscheinung tritt. Damit ist selbst dauerhafte Bewegung der Bauteile zueinander ohne Rissbildung möglich.

Fugen im Dachgeschoss

Auf die gleiche Weise sollten auch die Anschlüsse im Dachgeschossausbau zwischen Dachschrägenbeplankung und dem massiv gebauten Giebel oder Trennwänden ausgeführt werden. Die dort erforderliche Luftdichtheit muss mit der darunter fachgerecht ausgeführten Dampfbremse sichergestellt sein. Die Übergänge von Drempel zu Dachschräge sollten fest verbunden ausgeführt werden. Neben der Stabilisierung und Fixierung der Übergänge durch Hinterlegung mit einem flexiblen Eckenprofil (wie „Knauf Flexibles Eckenprofil“) sollten die Fugen mit einer hochfesten Spachtelmasse (wie „Knauf Uniflott“) sowie mit einem falzbaren und hochfesten Fugendeckstreifen (wie „Knauf Kurt“) verspachtelt werden.

Autorin

Petra Stöcklein ist Teamleiterin Marktmanagement Trockenbau bei der Knauf Gips KG in Iphofen.

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