Umbau uns Sanierung des historischen Posthofs in Trier

Als letzter Neumieter hat 2015 ein Hotel die frisch sanierten Räume im historischen Posthof am Trierer Kornmarkt bezogen. Unter anderem für den brandschutztechnischen Innenausbau der historischen Gebäude wurde die Frings Montagebau GbR aus Altrich im Rahmen der 9. Rigips Trophy ausgezeichnet.

Wenn in einer der ältesten Städte Deutschlands eine „Neue Mitte“ geschaffen wird, kann man davon ausgehen, dass die Stadtväter und Investoren kein futuristisches „Stahl-Glas-Beton-Bauwerk“ im Sinn haben. Vielmehr entsteht in Trier mit der kontinuierlichen Sanierung und Modernisierung des historischen Posthofs ein Bürgertreffpunkt mit einzigartigem Charakter. Das zentral am Kornmarkt in der Trierer Altstadt gelegene Gebäudeensemble verfügt über knapp 17 000 m2 Bruttogeschossfläche. Neben Einzelhandelsgeschäften sowie Restaurantbetrieben haben sich inzwischen auch zahlreiche Dienstleistungsunternehmen hier niedergelassen.

Historisch gewachsenes Ensemble

Nimmt man es genau, reichen die Wurzeln des heutigen Posthofs bis ins Jahr 1759 zurück. Damals entstand am Kornmarkt im Auftrag des Trierer Kur­fürsten Philipp von Walderdorffs die so genannte „Kro­nenburg“. Die Entwürfe des Architekten und Hof­bau­meisters Johannes Seiz gelten noch heute als Pa­rade­beispiel des gehobenen Bürgerhausbaus an der Schwelle zum Klassizismus.

Auch als an gleicher Stelle in den Jahren 1879 bis 1892 das neue Post- und Telegraphengebäude der Kaiserlichen Oberpostdirektion errichtet wurde, sollte die barocke Anmutung des Vorgängergebäudes erhalten bleiben. Entsprechend flossen zahlreiche Originalbauteile der Kronenburg in den Neubau ein. Im Laufe der Jahre wuchsen die Aufgaben der Postdirektion und so entschied man sich für eine umfassende Erweiterung des Gebäudes.

Zwischen 1909 und 1911 entstanden die heutigen Grundrisse und Gebäude, mit deren Sanierung sich Christian Frings, Geschäftsführer der Frings Montage­bau GbR, in den letzten Jahren beschäftigte. „2011 erhielten wir eine erste Anfrage hinsichtlich der erforderlichen Brandschutzmaßnahmen im Zuge einer umfassenden Sanierung“, erinnert sich Frings. „Uns war schnell klar, dass die Gebäude eine Reihe von He­raus­forderungen für uns bereithielten. Weite Teile des Posthofs stehen unter Denkmalschutz. Unterschiedlichste Konstruktionen und Bausubstanzen – zum Beispiel Rohdecken der Bauarten I bis IV – finden sich auf engstem Raum. Erschwerend kam hinzu, dass für die meisten Bereiche keine historischen Baupläne mehr vorlagen. Entsprechend haben wir in enger Zusammenarbeit mit dem Planer und unseren technischen Ansprechpartnern bei Rigips fast alle Details auf der Baustelle analysieren müssen und anschließend zur Zufriedenheit aller Beteiligten gelöst.“

Ertüchtigung der Bestandsdecken

Ein Schwerpunkt der im Januar 2012 angelaufenen Arbeiten bestand in der brandschutztechnischen Ertüchtigung der Bestandsdecken.

Da das Ensemble nach Vermietungsstand kontinuierlich ausgebaut wird, sind Christian Frings und seine Mitarbeiter auch heute noch vor Ort tätig. Von den rund 6000 m2 Decken­flächen wurden und werden rund 4800 m2 als Brandschutzdecken ausgeführt. „Um die unterschiedlichen Beschaffenheiten der Rohdecken hinreichend zu berücksichtigen, setzen wir auf ein bewährtes Brand­schutz­deckensystem von Rigips“, sagt Christian Frings.

Gemäß dem System DB11GT des Herstellers wurden hierfür zunächst Grund- und Tragprofile (Deckenprofile CD 60/27) über Noniusabhänger zwischen 200 und 800 mm tief abgehängt. Um von der Deckenbauart unabhängig F 90 zu erreichen, setzte das Ausbau-Team auf eine Beplankung mit der speziellen Brandschutzplatte „Glasroc F (Ridurit)“ in 25 mm. Gleichzeitig wurde eine Zusatzlast für mögliche Sichtdecken von bis zu 15 kg/m2 eingeplant und bei der Montage der Unterkonstruktion berücksichtigt. Mit weniger als 700 mm fielen die Achsabstände der Grund-/Tragprofile entsprechend gering aus.

„In Bereichen, in denen Unklarheit über die Beschaffenheit der Bestandsdecken herrschte, haben wir gemäß dem System SD11RF selbstständige F 90-Decken mit einer 2 x 20 mm dicken Beplankung aus ,Rigips Die Dicke RF’ montiert, ebenfalls unter Berücksichtigung der genannten Zusatzlast von 15 kg/m2“, so Christian Frings.

F 90 auch im Dachgeschoss

F 90 war auch in den Räumen unter dem Dach gefordert. Hierfür mussten zunächst die im Dachgeschoss vorhandenen Luftkanäle ausgebaut werden. Eine Zwischensparrendämmung sorgt für den erforderlichen Wärmeschutz, eine doppelte Beplankung der Dachschrägen mit „Rigips Die Dicke RF“ für den baulichen Brandschutz. „Viele der historischen Dachbalken sollten weiterhin sichtbar bleiben, entsprechend genau haben wir die neuen Decken an die Balken angearbeitet. Eingebrachte Stahlträger wurden vollflächig mit ,Glasroc F (Ridurit)’ in F 90 bekleidet und in die Raumgestaltung mit eingebunden“, beschreibt Frings.

In Räumen, die nur vorübergehend vermietet werden sollten, wurden keine Unterdecken montiert. In Zusammenarbeit mit dem betreuenden Rigips-Techniker fand man jedoch auch hier eine Lösung für die in den Massivdecken befindlichen Stahlträger: Auf dem sichtbaren Flansch der Träger wurde eine Lage „Glasroc F (Ridurit)“ mit Kleber und Gasnägeln mit Dichtscheiben befestigt. Der Überstand von 20 bis 30 mm schlossen die Monteure dann mit Handputz und arbeiteten ihn mit einem selbst hergestellten Rundspachtel an die Decken an. „Ein gutes Beispiel für die gleichermaßen individuell entwickelten wie überzeugenden Lösungen, die wir an vielen Stellen im Posthof finden mussten“, meint Trockenbauprofi Frings.

Bögen und Stuckprofile

Auch wenn viele der von der Frings Montagebau GbR erstellten Brandschutzkonstruktionen hinter Sichtdecken und Einbauteilen verschwanden, bleiben doch andere Ausbauleistungen für die Nutzer der Gebäude deutlich sichtbar: eher unscheinbar, wie die unter die Sanierungsdecken montierten Akustikdecken in den Büroräumen, extravagant hingegen wie die großen Bögen- und Stützenverkleidungen in stark frequentierten Ladenlokalen. Unter anderem durch sie wird das historische Ambiente der Gebäude, das über die Fassadengestaltung und Grundrisse nach außen vermittelt wird, auch im Inneren neu zum Leben erweckt. „Es sind ja vorhandene Bögen, die schon zu Zeiten der Postdirektion die Decken überspannten. Diese hinter geraden Decken- und Stützenbekleidungen zu verstecken, wäre dem Charakter des Gebäudes nicht gerecht geworden“, findet auch Christian Frings. „Dort, wo die Rundungen nicht mehr intakt waren, haben wir die Bögen mit den trocken biegsamen ,GK-Form’-Platten von Rigips rekonstruiert. Mit Stuckzierprofilen, die wir mit Schablonen direkt auf der Baustelle hergestellt haben, wurden dann die Details ausgebildet“, so Frings. Unter anderem diese Liebe zum (Gebäude-)Detail, der öffentlich zugängliche Innenhof mit Gastronomieangeboten sowie die ausgewogene Mieterzusammensetzung haben den Posthof inzwischen zu einem beliebten Treffpunkt und zu einer „Neuen Mitte“ von Trier werden lassen.

Autoren

Martin Büsch ist Leiter Kommunikation und Marketing, Karin Melder Projektmanagerin für Messen, Events und Promotion bei der Saint-Gobain Rigips GmbH in Düsseldorf.
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