Die schönste Polizeidienststelle Deutschlands

„Wir in Kernen haben die schönste Polizeidienststelle Deutschlands – da kommt man gern ins G’schäft,“ schwärmt Polizeihauptkomissar Roland Kazmaier von seiner neuen Arbeitsstelle. Das denkmalgeschützte Alte Pfarrhaus im schwäbischen Kernen im Remstal beherbergt nach einer umfassenden Sanierung den örtlichen Polizeipos-
ten. Das Alte Pfarrhaus entspricht in seiner ursprünglichen Form dem Typus des Weingärtnerhauses: Auf einem massiven Sockel über einem querliegenden Gewölbekeller erhebt sich ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit Satteldach. Die bauliche Kernsubstanz stammt aus dem 16. Jahrhundert, das Bauwerk wurde jedoch in späteren Umbauphasen mehrfach verändert.

Außen wiesen die Fachwerkwände Feuchtigkeitsschäden und Salzausblühungen auf, die Natursteine am Sockel entlang der westlichen Traufseite waren verwittert und die Dachdeckung war abgängig. An der konstruktiven Bausubstanz waren jedoch keine Schäden erkennbar. Die alten Parkett- und Holzdielenböden und die Stuckdecken wurden restauriert und aufgefrischt, die Innentreppe neu belegt und gestrichen. Darüber hinaus passten die Handwerker das Gebäude der neuen Nutzung als Polizeiposten an, wobei Eingriffe in die historische Bausubs-
tanz vermieden wurden.

Bei der energetischen Sanierung der verputzen Außenwände kam ein diffusionsoffenes, mineralisches WDVS der Firma Keim mit angeklebten Mineralwolle-Lamellenplatten zum Einsatz. „Fachwerk lebt und muss atmen. Eine luftdichte Verpackung zersetzt selbst jahrhundertealtes Eichenholz binnen weniger Jahre“, begründet Architekt Christoph Fetzer. „Und die Platten haben eine lebendige Oberflächenoptik, die den besonderen handwerklichen Charakter des historischen Gebäudes unterstützt.“ Die Sichtfachwerkfassade wurde mit einer Innendämmung energetisch aufgerüstet. Problem jeder Innendämmung ist, dass der Taupunkt nach innen wandert, wodurch die Gefahr von Feuchtigkeitsbildung verbunden mit Gebäudeschäden besteht. Das Keim iPor-System setzt daher auf diffusionsoffene, kapillaraktive Dämmmaterialien, welche die Feuchtigkeit aufnehmen und regulieren.

Den Architekten war die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbildes des Kulturdenkmals ein besonderes Anliegen. Dies erreichten sie zum einen durch den Austausch der einflügeligen Verbundglasfenster ohne Teilung durch Holzsprossenfenster mit Klappläden nach his-
torischem Vorbild, zum anderen durch ein differenziertes Farbkonzept auf Grundlage der Putz- und Farbbefunde. Die verputzten Fassadenflächen wurden ebenso wie die Gefache der zuvor ausgebesserten Fachwerkwand mit Soldalit in einem gebrochenen Weißton gefasst. Das Sockelgeschoss bekam eine ockergelbe Färbung und die Natursteingewände ein helles Grau. Das Holzfachwerk ließ man hellgrau deckend lackieren, die Fenster mit Futter in einem mittelgrauen Farbton. Farbakzente setzen die rotbraun lackierten Fensterläden und die Eingangstür. Das Fachwerk und die Türen samt Futter strichen die Maler hellgrau.

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