Effizienzhaus Plus in Bad Orb nutzt Bodenplatte als Energiespeicher

Das IfU (Institut für Umweltenergie) hat das so genannte Effizienzhaus Plus entwickelt. Aktuell wird es als „hebelHAUS Effizienz plus“ im Markt etabliert. Es speichert Energie in der Bodenplatte. In Kombination mit einem intelligenten Energiemanagement, das das Zusammenspiel der einzelnen Kom­ponenten regelt, verspricht das Konzept dem Bauherren CO2-Neutralität und Energieautarkie. Bei einem Musterhaus in Bad Orb kam jetzt das weiterentwickelte Konzept zum Einsatz. Dabei wurde die Speicherfähigkeit der Bodenplatte durch die Zugabe von mikroskopisch kleinen Kunststoffkügelchen mit Wachskern (Micronal PCM) im Beton weiter erhöht. Die Wirkung wird im Rahmen des Forschungsprojektes PCM DEMO 2 getestet: Unter Praxisbedingungen liefert das Haus nach Fertigstellung seit diesem Monat drei Jahre lang Energiemessdaten, die durch die Universität Kassel ausgewertet und dokumentiert werden.

„Entscheidend ist der Aufbau des Unterbaus,“ erläutert Norbert Orth, Kompetenzbereichsleiter Effizienzhaus Plus. „Die Energie verschwindet über die Bodenplatte ins Erdreich ebenso schnell wie über unzureichend gedämmte Wände in die Luft. Daher muss von unten besser und vor allem richtig gedämmt werden.“ Beim Effizienzhaus Plus wird das Gründungspolster der Bodenplatte nicht aus Kies oder Schotter, sondern aus Schaumglas hergestellt. Darauf trugen die Handwerker ein splittähnliches Material als Feinschicht auf und darauf wiederum eine 18 mm dicke, last­abtragende Perimeter-Däm­mung mit einem U-Wert von 0,12 W/m²K. Darauf folgen auf einer Abdichtung Fußbodenheizungsrohre, Stahlbewehrung für die Bodenplatte und eine 25 cm dicke Betonschicht als Abschluss. „Mit diesem Aufbau kann die Bodenplatte als überdimensionaler Energiespeicher genutzt werden“, erklärt Norbert Orth. Eine 25 cm dicke Beton-Bodenplatte kann 75 kWh Energie speichern. „Damit allein kann das Haus bei kaltem Wetter etwa drei Tage lang ausreichend gewärmt werden, ohne dass zusätzlich geheizt werden muss“, so Orth. Wird der Beton der Bodenplatte, so wie beim Musterhaus in Bad Orb, zusätzlich mit mikroskopisch kleinen Kunststoff­kü­gel­chen mit Wachskern als latenter Wärmespeicher angereichert, erhöht sich die Speicherfähigkeit der Bodenplatte auf 150 kWh. Dabei fungiert das Wachs wie eine natürliche Klimaan­lage: Steigt die Temperatur, schmilzt das Wachs und nimmt dabei Wärme auf. Sinkt die Tempe­ra­tur, erstarrt das Wachs und gibt Wärme frei.

Optimiert werden die Speicherwerte des Effizienzhaus Plus durch eine massive Gebäudehülle aus hochwärmedämmendem Hebel Porenbeton. Ergänzt wird die Gebäudehülle durch ein massives Dach, das ebenfalls aus Porenbeton besteht und wie eine fünfte hochwärmedämmende Wand funktioniert. Dreifach verglaste Fenster (Uf bis 0,86 W/m²K) ergänzen den hohen Wärmeschutz der Gebäudehülle.

Die Kosten für ein Effizienzhaus Plus liegen laut IfU im Rahmen eines konventionellen Neubaus. „Das liegt an dem sehr einfachen, dafür aber gut durchdachten System,“ betont Geschäftsführer Achim Hoppmann, „das im Gegensatz zum Beispiel zu dem viel aufwendigeren Passivhaus mit einem deutlich geringen technischen Aufwand realisiert werden kann. Das schlägt sich dann in überschaubaren Kosten nieder.“ Weitere Informationen unter: www.ifu-umweltenergie.de

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