Fachgerechte Brandschutzabschlüsse

Um normgerechte Brandschutzabschnitte im Trockenbau gemäß der DIN EN 4102-4 zu erstellen, besteht zwischen der Wandmontage und dem Einbau entsprechender Feuerschutztüren einiger Klarstellungsbedarf. Hier ein paar praktische Tipps.

Die variable Raumaufteilung großer Geschossflächen in öffentlichen und gewerblichen Gebäuden ist eine besondere Stärke von Ständerwerken – vorteilhaft nicht nur beim Erstbezug, sondern gerade auch im Hinblick auf die Möglichkeiten künftiger Nutzungen. Dabei trifft der Trockenbau auf zwei Herausforderungen: Die Einhaltung bauaufsichtlicher Vorschriften für den Brandschutz im Hochbau gemäß DIN EN 4102-4 und die optischen Ansprüche von Bauherren und Architekten an ansichtsgleiche Büro- und Feuerschutztüren.

Ein Blick auf die kritischen Punkte an der Nahtstelle zwischen Montagewand und Türzarge hilft, Fehlerquellen und damit spätere Beanstandungen zu vermeiden. Zudem verringert der Einsatz speziell für den Trockenbau entwickelter Feuerschutztür-Systeme den Arbeitsaufwand. Und zur Freude des Bauherrn ist dank solcher Türelemente dann auch noch die Optik einwandfrei.

F90-Montagewände passgerecht für Feuerschutztüren ausführen

Eine fach- und normgerechte Montage von F90 GKF-Wänden ist für Trockenbauer „unaufregendes“ Tagesgeschäft. Je nach Brandschutzkonzept kann es beispielsweise so aussehen: UW 75-Profil für Wand- und Deckenanschluss, UA 75-Profile für die Öffnungen der Feuerschutztüren, CW 75-Profile im Abstand von 625 mm für das Ständerwerk, Dämmung mit Mineralwolle (Baustoffklasse A1 und Dichte von ≥ 40 kg/m³), eine zweifache Beplankung mit 12,5 mm dicken Gipskartonfeuerschutzplatten –  natürlich ist auch die unterste Lage trotz Termindruck verspachtelt –, das Vermeiden von Kreuzfugen und das Verschrauben der Platten mit einem maximalen Abstand von 750 mm. All das und noch vieles mehr gehört wie selbstverständlich zu einer zulassungskonformen Brandschutzwand; beispielsweise in Fluren auf Büroetagen, die auch als Fluchtweg dienen.

In Verbindung mit dem Einbau von Feuerschutztüren treten jedoch häufig Mängel auf. Hintergrund ist, dass die meisten bauaufsichtlich zugelassenen Türensysteme ihren Ursprung im Einsatz für den Massivbau haben und lediglich für den Trockenbau angepasst wurden. Das stellt Planer und Handwerker vor besondere Herausforderungen. Damit die F90-Wand in Verbindung mit den Feuerschutztüren – in der Regel Brandschutzklasse T30 – brandschutztechnisch und statisch eine einwandfreie Einheit bilden, müssen folgende Punkte beachtet werden, die häufig zu Fehlerquellen führen:

Zugelassen für den Trockenbau sind ausschließlich Umfassungszargen. In der Regel wird eine Türöffnung in Ständerwerk nach dem Baurichtmaß nach DIN 18100 statt gemäß dem Rohbaurichtmaß verwendet. Dem Handwerker ist klar, dass aufgrund der Arbeitstoleranzen dies aber nur theoretisch möglich ist. Werden jedoch von der Planung bis zur Ausführung zu viele Toleranzen eingerechnet, ergibt sich in der Addition eine Öffnungsweite, in die sich eine Zarge nicht mehr statisch sicher einbauen lässt. Denn damit die bei der Betätigung auftretenden Kräfte der vergleichsweise schweren Feuerschutztüren schadlos in die Wand abgeleitet werden, muss die Zarge das UA-Profil voll umfassen und das jeweilige Befestigungssystem kraftschlüssig mit der Unterkonstruktion verbunden sein. Ist die Türöffnung zu groß, wird das Zargenprofil hauptsächlich von Gipskarton hinterfüttert. Die Folge: Nach wenigen Monaten treten Risse in der Wand auf, und einem Brand wäre die Statik nicht gewachsen.


Bei zu großen Öffnungen tritt für den Monteur der Tür eine weitere Schwierigkeit auf: Überdeckt das Zargenprofil wandseitig nicht vollständig das darunter liegende UA-Profil, lassen sich Zargen, die durch den Spiegel mit dem UA-Profil verschraubt werden, gar nicht befestigen. Ein erheblicher Zusatzaufwand an Arbeit und Kosten ist die Konsequenz. Hinzu kommt, dass eine gefundene „Lösung“ mitunter nicht zulassungskonform ist.

Sogar auf die Bauplanung wirkt sich die Vorschrift des Einbaus von Umfassungszargen im Trockenbau aus. Häufig basiert die Baukostenrechnung auf den günstigeren einteiligen Zargenprofilen. Das setzt jedoch eine gemeinsame Montage von Zargen und Ständerwerk voraus. Bei der nachfolgenden Beplankung werden dann die Gipskartonplatten hinter die Zargenspiegel geschoben, da sich einteilige GK-Umfassungszargen logischerweise in eine fertige Montagewand nicht mehr einbauen lassen. Aus der Praxis ist jedoch bekannt: Feuerschutztüren sind in Funktion und Optik so individuell, dass sie kundenspezifisch gefertigt werden. Die Lieferzeit beträgt in der Regel fünf bis sechs Wochen. Häufig kann der Baufortschritt darauf nicht warten und das Ständerwerk ist bereits erstellt, wenn die Türenelemente eintreffen. In diesem Fall ist der Tausch gegen zweiteilige Zargenprofile der einzige, aber wieder mit Verzögerungen verbundene Ausweg. Da eine so genannte „wandbegleitende Türenmontage“ inzwischen die Ausnahme ist, empfiehlt sich, von vornherein mit zweiteiligen Umfassungszargen zu rechnen.

Zusätzliche Flexibilität in Planung und Montage ergibt sich aus einem bauaufsichtlich zugelassen Feuerschutz-Türensystem, das der Hersteller Novoferm speziell für den Trockenbau entwickelt hat.


Bauaufsichtlich konformer Einbau von T30-Türen vereinfacht

Eine besonders schnelle und variable Montage von Feuerschutztüren bietet die bauaufsichtlich zugelassene Einheit von T30-Türen des Programms NovoFire Vario 50 mit der zweiteiligen Umfassungszarge 2140. Die Konstruktion des Zargenprofils ermöglicht den Einbau in bereits erstellte Montagewände. Die Verschraubung mit dem UA-Profil erfolgt nicht durch den Spiegel, sondern über einen Anker in der Laibung. Damit entfallen nicht nur sichtbare Verschraubungen; vor allem verändert sich auch der Weg der Kraftaufnahme. Vorteil: Bei etwas größerer Türöffnung kann der Schraubanker kraftschlüssig hinterfüttert werden. So lassen sich Toleranzen leichter ausgleichen. Auch die Zargenhinterfüllung stellt sich einfacher dar. Bauaufsichtlich zugelassen für diese Zargen-Türen-Einheit ist sowohl die Hinterfüllung mit loser Wolle als auch mit einem Novoferm-Brandschutzschaum. Erfahrungswerte von Handwerkern ergeben hierbei einen Zeitgewinn von bis zu 50 Prozent im Vergleich zum aufwendigen passgenauen Zuschneiden von GKF-Streifen. Hinzu kommt die direkte Verfügbarkeit der Hinterfüllstoffe: Im Gegensatz zu den erforderlichen GKF-Platten in 15 und 20 mm Dicke, ist die zugelassene Mineralwolle in der Regel auf der Baustelle bereits vorhanden, weil sie meistens identisch ist mit dem Dämmmaterial der Montagewand. Und der Brandschutzschaum ist bei Novofem Lagerware.

Die Qualität der Vereinfachung durch die trockenbaugerechte Türeneinheit wird bei der detaillierten Betrachtung der Montageschritte deutlich:

Vorderteil der Zarge in die Türöffnung stellen und ausrichten; der Befestigungsanker ist bereits werksseitig angeschweißt.

Der Anker wird mit zwei 6,3 mm Schrauben mit angesenktem Bohrkopf am UA-Profil der Türlaibung angeschraubt. Optimalerweise beträgt das Maß der Türöffnung 875 mm. Bei größerer Weite muss der Anker auf einer oder auf beiden Türseiten druckfest hinterlegt werden, damit sich das Zargenprofil nicht verzieht.

Vorderteil der Zarge hinterfüllen. Zugelassen für die Umfassungszarge 2140 ist lose Mineralwolle (Dichte von ≥ 40 kg/m³, Schmelzpunkt > 1000 °C der Baustoffklasse A1) oder der Brandschutzschaum von Novoferm (Trocknungszeit etwa 30 Minuten). Das Zargenhinterteil muss nicht hinterfüllt werden.

Gegenanker mit der Türlaibung verschrauben; Ankerlasche des Zargenhinterteils in den Gegenanker einfädeln und gegen das Zargenvorderteil schieben.

Vorder- und Hinterteil der Zarge durch die Nut verschrauben und anschließend das Dämpfungsprofil einlegen.

Ist die Tür rauchdicht ausgelegt, den Zargen-Wandanschluss zusätzlich mit Silikon versiegeln.

Befestigung und Justierung des Türflügels über standardmäßige 3D-Bänder.

Obentürschließer montieren. Tür und Zarge sind  werksseitig dafür vorgerichtet.


Feuerschutztüren ansichtsgleich mit einfachen Innentüren

Speziell für den Einsatz im Trockenbau konstruierte Feuerschutz-Türensysteme bieten nicht nur Planungs- und Montagevorteile. Sind feuerhemmende Türen aus Stahlblech mit einfachen Innentüren in direkter Nachbarschaft eingebaut, besteht die Forderung von Architekten und Bauherren häufig in einem ansichtsgleichen Erscheinungsbild. Auf diese Ansprüche sind die NovoFire Vario 50 Türen optisch abgestimmt.

Augenfällige Unterschiede von Feuerschutztüren in konventioneller Bauweise zu herkömmlichen Türen für Büros oder Hotels sind dabei der Falz, die Oberfläche des Türblatts und das Band. Hier setzt das Design des Herstellers an: Der Falz besteht nicht aus dünnem, gekanteten Stahlblech, sondern ist in dem für Innentüren typischen Dickfalz ausgeformt. Die Farbgebung des Türenblatts reicht von verschiedenen effektvollen Trendfarben bis zu kundenspezifischen Lackierungen analog zum RAL-Farbfächer. Darüber hinaus sind Dekore in Edelholzcharakter und viele Verglasungsvarianten möglich. Gefüllt mit Mineralwolle, die mit den Stahlblechen vollständig verklebt ist, fehlt sogar der für Feuerschutztüren so charakteristische metallische Klang. Serienmäßige 3D-Bänder stellen nicht nur eine optische Brücke zu anderen Innentüren her, sondern erleichtern auch das Justieren. Eine große Auswahl an Drückergarnituren und passend lackierten Zargen ohne sichtbare Verschraubungen runden das „wohnliche“ Bild der Feuerschutztüren ab.

Autor Daniel Ebeling ist als Fachberater bei Novoferm, Hersteller von Türen, Toren, Zargen und Antrieben, im Raum Berlin/Brandenburg tätig.


Nur Umfassungszargen mit Blockspiegel sind bauaufsichtlich zugelassen

Es müssen grundsätzlich Obentürschließer eingesetzt werden

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