Fester Grund fürs Schwabentor

Das Schwabentor gilt als ein Wahrzeichen der Stadt Freiburg. Herabfallende Putzfragmente und Risse

deuteten auf Probleme mit den Fundamenten hin. Zur Ertüchtigung des Baugrunds entschied man sich für

eine Injektion von Expansionsharzen nach der Uretek-Methode.

Dort, wo eine alte Handelsstraße über den Schwarzwald in die Stadt Freiburg mündete, entstand vor rund 800 Jahren ein Wehrturm. Das so genannte Schwabentor veränderte sein Aussehen über die Jahre hinweg, wurde aufgestockt und teilweise wieder zurückgebaut. Doch das heutige Wahrzeichen der Stadt krankt nach wie vor an einer instabilen Gründungssituation und zeigt Risse, die durch Putzabplatzungen sichtbar wurden. Eine Ertüchtigung der Gründung war also erforderlich.

Nachdem herabfallende Putzfragmente eine Gefährdung darstellten, sollten die Außenmauern neu verputzt werden. Dabei wurden besagte Risse festgestellt, die durch das Vermessungsamt der Stadt Freiburg messtechnisch überwacht werden. Die Baugrunduntersuchung ergab, dass der natürliche Untergrund von gut tragfähigen, dicht bis sehr dicht gelagerten Schwarzwaldkiesen gebildet wird. Dieser gut tragfähige Baugrund wird allerdings durch künstliche Auffüllungen mit einer Schichtdicke bis zu 6 m, deren Ursprünge bis ins Mittelalter zurückreichen, überlagert.

Als Verfahren zur Baugrundverstärkung und Fundamentstabilisierung wurden seitens des Gebäudemanagements der Stadt Freiburg Düsenstrahlinjektionen auf  Zementbasis und alternativ Injektionen von expandierenden Kunstharzen erwogen. Die Entscheidung fiel zugunsten der Injektion von Expansionsharzen mit der Uretek-Methode. Dabei spielte vor allem die weitaus geringere Baustelleneinrichtung und damit einhergehend die geringere Belästigung der Freiburger Bürger die entscheidende Rolle.

Die Methode beruht auf sekundenschnell aushärtenden, expandierenden Polyurethanharzen mit einer Expansionskraft von bis zu 10 000 kPa (Laborwert). Das Expansionsharz wird durch Injektionslanzen flüssig und unter kontrolliertem Druck direkt unter die Fundamentsohle sowie die entfestigte Fundamentsubstanz gepresst. Diese Lanzen wurden in regelmäßigen Horizontal- und Vertikalabständen von etwa 1 m bis 1,20 m, in Winkeln zwischen 24° und 90°, fächerförmig von der Turmdurchfahrt aus, in und unter das Fundament in die Tiefe gesetzt. Die hierzu benötigten 130 Kernbohrlöcher mit einem Rohrinnendurchmesser von 100 mm wurden im Vorfeld mit Ankerbohrgerät vorgebohrt. Die Expansion der Harze mit einer Reichweite von bis zu 2 m erfolgt immer in Richtung des geringsten Widerstands und damit genau dort hin, wo Klüfte und Hohlräume sowie aufgelockerte und geringtragfähige Bodenzonen vorhanden sind. Die Festigkeit der injizierten Böden entspricht nach Aushärten der Harze der Festigkeit des in diesem Fall ab 6 m unter Gelände anstehenden mitteldicht bis dicht gelagerten Schwarzwaldkieses.

Autor

Dipl.-Ing. Axel Bergforth ist Technischer Berater bei Uretek und Leiter der Niederlassung Süd.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 10/2022

Stabilisierung und Anhebung des Fundamentes eines Berliner Mehrfamilienhauses mit Hilfe eines Expansionsharzes

Der Wasserverbrauch ist in Berlin in den Jahren 1989 bis 2012 um rund 45 Prozent zurückgegangen. Infolgedessen stieg das über lange Zeit abgesenkte Grundwasser seit der Wende besonders stark wieder...

mehr
Ausgabe 10/2014

Tiefeninjektion für Reformation

Das ehemalige Exerzierhaus aus dem Jahr 1883 ist ein bedeutendes historisches Zeugnis. Denn Wittenberg ist als Ausgangspunkt der Reformation nicht nur Kulturmetropole: Als letztes Bauwerk verweist der...

mehr
Ausgabe 12/2013

Hilfe von unten: Kirchenbaugrund mit Expansionsharz stabilisiert

Jeden Morgen um 7.25 Uhr klingen die Glocken der Diakonissenkirche mitten in Frankfurt und rufen zur Morgenandacht. Doch dieses Ritual, dem neben der Schwesternschaft auch die Bewohner des...

mehr
Ausgabe 05/2013

Untergrundaktivitäten

Setzungsrisse in einem solchen Ausmaß rufen normalerweise den Statiker auf den Plan; Einsturzgefahr bestand in diesem Fall jedoch nicht. Dennoch sah sich der Bauherr nun zum Handeln gezwungen, da die...

mehr
Ausgabe 04/2016

Risse in Beton richtig füllen

Risse im Beton entstehen, wenn Spannungen auftreten, die eine örtliche Überschreitung seiner Zugfestigkeit zur Folge haben. Das kann als Folge des Schwindens durch Austrocknen, aber auch aufgrund...

mehr