Fliesen auf Holz
Wie man Fliesen vom Holzfußboden entkoppelt verlegen kann

Holzuntergründe stellen hohe Anforderungen, wenn Fliesen darauf verlegt werden sollen. Diesen Anforderungen muss bei der Verarbeitung mit speziellen Verlegeprodukten begegnet werden. So kann auch auf diesen schwierigen Untergründen ein dauerhafter Bodenbelag erstellt werden.

Zahlreiche Studien belegen, dass ein wesentlicher Schwerpunkt der Verlegung von Keramik und Naturstein beim Bauen im Bestand erfolgt. Es ist heute nicht mehr der Neubau, in dem sich viele Betriebe ihren Unterhalt verdienen, sondern es sind die Altbauten und deren individuelle Herausforderungen, mit denen der Verleger konfrontiert ist.

Das älteste, noch stehende Fachwerkhaus in Deutschland, ein vergleichsweise unscheinbares Gebäude in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt, wurde irgendwann zwischen 1215 und 1230 erbaut. Das war die Zeit des fünften Kreuzzugs. Es hat also das beeindruckende Alter von knapp 800 Jahren. Sicher ein extremes Beispiel, die meisten Fachwerkgebäude in Deutschland stammen wahrscheinlich aus dem 16. und 17. Jahrhundert; sind also 200 bis 400 Jahre alt. Kaum zu glauben, aber wahr ist, dass in manchen mittelalterlichen Städten – so ist dies unter anderem für das schottische Edinburgh bekannt – wirkliche Hochhäuser mit bis zu 16 Stockwerken auf Basis eines Fachwerks entstanden. Nichts desto trotz sind die mit Fachwerk verbundenen Herausforderungen immer die gleichen.

Holz arbeitet – Fliesen nicht

Speziell bei der Fliesenverlegung ergeben sich diese Herausforderungen aus dem Konstruktionsbaustoff Holz. Bekanntermaßen konnten unsere Vorfahren noch keine Stahlbetondecken herstellen. Aufwendig gemauerte Gewölbe oder Holzbalkenkonstruktionen waren die einzige Möglichkeit, Decken einzuziehen.

Das Holz stellt den Verleger von starren Keramik- oder Natursteinplatten aber vor verschiedene Herausforderungen: Holz arbeitet Zeit seines Lebens, es ist uneben und feuchteempfindlich. Genau unter diesen Aspekten verzichtete man im Zug der Erarbeitung der für die Fliesenverlegung maßgebliche DIN 18 157 im Jahr 1979 darauf, den Holzuntergrund als geeigneten Verlegeuntergrund für den Fliesenbelag aufzunehmen. Fakt ist seither: Holz als Verlegeuntergrund für die Fliese ist nicht genormt und in jedem Fall eine besonders sensible Sonderkonstruktion.

Unebenheiten im Untergrund

Eine der zu bewältigenden Herausforderungen sind die häufiganzutreffenden Unebenheiten. Gefällesituationen von mehreren Zentimetern auf Holzbalkendecken sind keine Seltenheit. Daher werden regelmäßig Arbeiten zum Höhenausgleich notwendig.

Bei ausreichend vorhandener Aufbauhöhe gibt es verschiedene Varianten, einen Untergrund ebenflächig herzustellen. Beschränkt wird man in der Regel dann nur durch die Tragfähigkeit der Unterkonstruktion, dass heißt durch die Möglichkeiten zur zusätzlichen Gewichtsaufnahme. Unter anderem besteht die Möglichkeit des Einbaus eines konventionellen, schwimmenden Estrichs, sofern dies unter statischen Gesichtspunkten möglich ist. Alternativen gibt es aber auch mit Trockenestrich, gegebenenfalls in Kombination mit Trockenschüttungen.

Die Herausforderung ergibt sich dann, wenn keine ausreichende Aufbauhöhe zur Verfügung steht. Dann, wenn beispielsweise in Schichtdicken von 2 bis 20 mm Ausgleichsarbeiten notwendig werden und kein dickerer Auftrag möglich ist.

Unter diesen Umständen empfiehlt sich der Ausgleich mit einer geeigneten Fließspachtelmasse, wie Sopro Faserfließspachtel FAS 551. Hier wird im Verbund mit dem Holz gearbeitet. Vorab muss der Untergrund auf ausreichende statische Tragfähigkeit überprüft werden, wobei der Handwerker ein besonderes Augenmerk auf die Durchbiegung legen muss. Die Bewertung der Durchbiegung erfordert dabei einige Fachkunde und Erfahrung. Gegebenenfalls müssen Nachverschraubungen und Aussteifungen vorgenommen werden. Danach werden offene Fugen und Schlitze unter Verwendung von Sopro Keramiksilicon oder dem Dichtacryl des gleichen Herstellers verschlossen. Nach dem Stellen von Randdämmstreifen wird die Fläche mit dem Haftprimer S HPS 673 grundiert. Im Anschluss kann dann der Verguss mit dem Fließspachtel in einem Arbeitsgang erfolgen.

Arbeitsverhalten, Spannungsabbau und Entkoppelung

Holz arbeitet permanent. Es ist ein organischer und damit „lebendiger“ Baustoff. Bei hoher Luftfeuchte quillt es, dehnt sich aus. Wird es wieder trocken, schrumpft es und zieht sich wieder zusammen. Bei Belastung biegt es sich durch. All das sind wir von Keramik und Naturstein nicht gewöhnt. Keramik verändert sich nicht unter Feuchteeinfluss, sie bricht, biegt sich aber nicht durch. (Anmerkung: Diese Aussage ist natürlich praxisbezogen. Natürlich quellen auch Fliesen minimal und biegen sich im mikroskopischen Bereich durch.) Aus diesen unterschiedlichen Eigenschaften resultieren erfahrungsgemäß unterschiedliche Spannungen. Und diese Spannungsunterschiede verursachen vielfach auch Schäden am Belag, wenn unsachgerecht konstruiert wurde. Die Schäden zeigen sich dann in aller Regel in Rissen, geschädigten Zementfugen und Haftverbundstörungen.

Vor diesem Hintergrund ist es unbedingt notwendig, diese Spannungen zu kompensieren und abzubauen. Hier kommen Entkopplungssysteme ins Spiel. Durch den Einbau einer Entkopplung erfolgt ein Spannungsabbau zwischen dem Untergrund und der starren Belagsebene. Unterschieden werden muss hier zwischen horizontal und vertikal wirkenden Kräften, bezogen auf die Verlegerichtung der Entkopplung. Im Allgemeinen lässt sich festhalten, dass mattenförmige Entkopplungssysteme in der Lage sind, horizontal gerichtete Spannungen zu kompensieren, während sie kaum ein Potential aufweisen, um mit vertikal wirkenden Spannungen umzugehen. Demgegenüber stehen die Plattensysteme. Sie können beide Formen von Spannungen aufnehmen, sowohl horizontale als auch – aufgrund ihrer Steifigkeit – vertikale.

Gerade bei Holzuntergründen ist es wichtig, wirksame Entkopplungen zu verwenden. In Abhängigkeit von der Stärke der wirkenden Kräfte sind oft auch faserverstärkte Spachtelmassen nicht in der Lage, einen ausreichenden Spannungsabbau zugewährleisten. Von daher empfiehlt sich immer die Verwendung einer ausreichend biegesteifen Entkopplungsplatte, wie der Sopro Fliesendämmplatte 9 mm FDP 558.

Im vorangehend beschriebenen Beispielaufbau würde also auf dem ausgeglichenen und nun ebenen Untergrund die Verklebung der Fliesendämmplatte 9 mm FDP 558 mit einem S1-Flexkleber erfolgen.

Anwendungsgrenzen: Was nicht geht!

Es gibt Deckenaufbauten, die ohne umfangreiche konstruktive Vorarbeiten nicht für die Aufnahme von keramischen Fliesen oder Natursteinbelägen geeignet sind. Hier reichen auch umfangreiche Entkopplungen schlichtweg nicht aus. Zumeist haben unsere Ahnen leider nicht bedacht, dass wir Jahrhunderte später Fliesen auf den Holzboden verlegen wollen. Indikatoren hierfür sind zum Beispiel große Sparrenabstände (größer als 650 mm) in der Deckenkonstruktion oder einstarkes Wipp- und Federverhalten. Dann muss der Untergrund schon vorab weiter ausgesteift werden.

Feuchteschutz der Holzkonstruktion

Gerade dann, wenn Badezimmer saniert und vielleicht sogar eine bodengleiche Dusche eingebaut wird, muss natürlich bedacht werden, dass Holz seine Dauerhaftigkeit nur dann erhält, wenn es trocken bleibt. Feuchte und Wasser schädigen das Holz auf Dauer. Neben dem brisanten baustatischen Schaden, zu dem es durch Verrottungen von Holzträgern kommen kann, muss alleine schon das Auftreten von Pilzen und Schimmel mit den entsprechenden gesundheitsschädlichen Folgen bedacht werden.

Ein Irrglaube ist es, anzunehmen, dass ein Fliesenbelag an sich schon wasserdicht sei. Zwar ist ein Fliesenbelag stark wasserabweisend, aber in jedem Fall zumindest durch den Fugenanteil so wasserdurchlässig, dass darunter unbedingt in einer eigenen Dichtungsebene eine Abdichtung erforderlich ist. Gut geeignet sind hier Verbundabdichtungssysteme, die unterhalb eines Fliesenbelags angeordnet werden können, so dass nur wenige Millimeter an zusätzlicher Höhe benötigt werden.

Gerade vor dem Hintergrund, dass Holz sehr feuchteempfindlich ist, ordnet der Normengeber bei diesen Bauten dem Feuchteschutz ein besonderes Gewicht zu. Bei direkter Spritzwasserbelastung, wie dies in einer Dusche der Fall ist, empfiehlt sich eine doppelte Sicherheit. Eine technisch gute Lösung würde die Verwendung einer Duschtasse und die Anordnung einer Verbundabdichtung an den Wandflächen und auch unterhalb der Duschtasse darstellen. Über die letzten Jahre hinweg haben sich hier Duschtassen mit geringer Aufbauhöhe den Weg im Markt gebahnt.

Wer demgegenüber eine bodengleiche Dusche bevorzugt und entsprechend auf die Anordnung einer  Duschwanne verzichten will, kann sich die erste (obere) Abdichtungsebene mit einer Verbundabdichtung und die zweite mit einer klassischen Abdichtung auf Basis der DIN 18 195 (unter anderem einer Kaltselbstklebebahn wie SoproThene 878 oder einer Bitumenschweißbahn) erstellen.

Der Handwerker muss aber unbedingt bei der Einrichtung eines Feuchtraums mit einem Holzboden darauf achten, dass der komplette Bodenbereich abgedichtet wird, nicht nur der unmittelbare Spritzwasserbereich. Dies schon alleine aus Vorsorge, denn, wie jedermann weiß, fällt auch außerhalb der üblichen Spritzzonen Wasser in höherem Maße an. Dies gilt insbesondere natürlich bei einer potentiellen Havarie, dass heißt dem unkontrollierten, starken Austritt von Wasser, wenn beispielsweise eine Waschmaschine ausläuft, ist in einem Feuchtbereich die Abdichtung gefordert.

Die Fugen

Vielfach taucht auch die Frage auf, in welcher Breite und Anzahl Fugen im Belag anzulegen und wie diese Fugen zu füllen sind. Hier gilt es zu unterscheiden zwischen der starren, zementären Verfugung eines Belags und den Bewegungs- und Arbeitsfugen. Die Notwendigkeit von Bewegungs- und Arbeitsfugen ergibt sich unter anderem an den Stellen, wo im Untergrund Bauteilfugen oder Belagswechsel vorliegen, im Anschluss an aufgehende Bauteile und bei generellen Querschnittsveränderungen (zum Beispiel in Türdurchgängen). Diese müssen unbedingt in ausreichender Breite angelegt werden. Auch wenn es das ästhetische Empfinden manches Bauherren stört, so sind hier Fugen von mindestens 8 mm Breite zu empfehlen. Dabei muss bedacht werden, dass der Untergrund arbeitet und dieses Arbeitsverhalten durch die Bewegungsfuge ausgeglichen werden muss. Dies ist eine grundsätzliche physikalische Gegebenheit. Leider ist es nicht möglich, die Physik zu überlisten. Entsprechend muss der ästhetische Gedanke hier nachrangig behandelt werden. Zum Verfüllen der Bewegungsfugen eignet sich besonders Sopro Sanitärsilicon, das Stauch- und Dehnverhalten von bis zu 25 Prozent der Fugenbreite zulässt.

Für die Ausführung der zementären Verfugung empfiehlt sich die Verwendung einer so genannten Flexfuge, wie zum Beispiel Brillant PerlFuge oder Designfuge Flex DF 10 (beide von Sopro). Durch einen hohen Anteil an elastifizierenden Kunstharzanteilen wird bei diesen Fugmörteln neben der Erhöhung der Biegezugfestigkeit insbesondere das Anhaftverhalten an den Flanken von keramischen Fliesen verbessert. Genau diese Eigenschaften sind es, die solche Fugmörtel bei der Anwendung im Altbau auf Holzunterkonstruktionen auszeichnen.

Holz ist als Verlegeuntergrund für die Fliese nicht genormt

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