Kälte, Schimmel, faules Holz

Die Bewohner von Dachgeschosswohnungen bemängeln oft eine zu niedrige Innenraumtemperatur und das dadurch fehlende Wohlbefinden. Die Erhöhung der Heizleistung löst das Problem selten, denn meistens liegt die Ursache in einer fehlerhaften, von Wärmebrücken durchsetzten Dämmung.

Der erhöhte Wärmefluss im Bereich einer Wärmebrücke lässt im Winter die innere Oberflächentemperatur sinken. Kalte Oberflächen haben zur Folge, dass der Bewohner einen Zug zu spüren vermeint, tatsächlich wird ihm aber Strahlungswärme entzogen. Um der Unbehaglichkeit entgegenzuwirken, wird der Bewohner die Heizung höher stellen und damit die Raumtemperatur erhöhen. Die Temperaturdifferenz zwischen Raumluft und mittlerer innerer Oberflächentemperatur der begrenzenden Raumflächen sollte jedoch nicht mehr als 3°Celsius betragen.

Infolge der lückenhaften Wärmedämmung kommt es an Wärmebrücken zu erhöhtem Wärmedurchfluss, die Temperatur in diesem Bereich wird abgesenkt und unter bestimmten physikalischen Bedingungen kommt es zu Tauwasseranfall. Eine weitere Folge der nunmehr auftretenden Feuchte wird das Vermulmen oder Verfaulen der dort befindlichen Holzbauteile sein. Außerdem kommt es zu Verfleckung und schließlich zu Schimmelbildung an den feuchten Stellen. Kurzum, Wärmebrücken sind eine häufige Schadensursache beim Dachgeschossausbau.

Wärmebrücken kann man mit Hilfe der Thermografie feststellen. Im Wärmebild wird die Wärmebrücke als kräftig rote Stelle in einer sonst im Wesentlichen blauen Dachfläche erscheinen. Eine andere Möglichkeit, undichte Stellen aufzuspüren, ist der Blower-Door-Test. Dabei erzeugt ein Ventilator einen Unterdruck innerhalb des Dachraums, der das Einströmen von kalter Außenluft an den undichten Stellen erzwingt.


Wärmebrücken an Steildächern

Steildächer werden in der Regel auf drei Arten gedämmt: Auf den Sparren, zwischen den Sparren oder unter den Sparren. Die Dämmung auf den Sparren muss lückenlos verlegt und an aufgehende oder sie durchdringende Bauteile press angeschlossen werden. Fugen zwischen den einzelnen Dämmplatten oder zwischen der Dämmung und einer aufgehenden Wand oder einem durchdringenden Bauteil sind große Wärmebrücken. Das Dämmmaterial muss trittfest (WD) sein und wind- und luftdicht abgeklebt werden.

Bei alten Dächern passen sich Wärmedämmmaterialien zwischen den Sparren oft nicht genau dem verformten Verlauf der Sparren an, es entstehen Spalten zwischen Sparren und Dämmung. Zweilagige Dämmschichten aus einer Dämmmatte zwischen den Sparren und einer darunter, quer zum Sparren, sind zur Vermeidung solcher Wärmebrücken sehr zu empfehlen. Man darf außerdem nicht vergessen, dass der hölzerne Sparren selbst einen höheren Wärmedurchgang erlaubt und eine Wärmebrücke darstellt. Bauphysikalisch sind hohe und schmale Sparren vorteilhaft, einmal, weil sich zwischen diese eine entsprechend dicke Dämmung einbringen lässt, zum anderen, weil das schmale Sparrenholz eine kleinere Wärmebrücke darstellt.

Im Beiblatt 2 zur DIN 4108 sind zahlreiche Beispiele zu Wärmebrücken auch im Dach detailliert beschrieben. Diese orientieren sich allerdings ausschließlich am Neubau. Außerdem regelt die DIN EN ISO 10 211-Teil 1 und 2 – „Wärmebrücken im Hochbau“ den Umgang mit entsprechenden Wärmebrücken.

Die Anschlüsse zwischen Randsparren und Gauben, Giebelwänden, Schornsteinen oder Dachfenstern sind wegen der nicht sorgfältig genug angeschlossenen Dämmung häufig Wärmebrücken. Anfällig für Wärmebrücken sind vor allem auch die Anschlüsse von in das Dach einbindenden Trennwänden.

Beim geneigten Dach entstehen unten an der Traufe Zwickel, die mit niedrigen Wänden als Abseite ausgebildet werden. Im Abseitenbereich kann die Wärmedämmung auf zweierlei Art verlegt werden, nämlich an der Abseitenwand entlang und dann auf der Decke des darunter liegenden Geschosses oder zwischen den Sparren bis zur Traufe – eine Dämmungsart, wie sie auch die DIN 4108 empfiehlt. Liegt die Wärmedämmung am Boden, so bleibt die Abseite selbst ungedämmt. Es dürfen dann keine Heizungs- oder Wasserrohre in sie verlegt werden, denn diese würden, vor allem wenn sie nicht ganz fachgerecht lückenlos von Wärmedämmung ummantelt sind, wahrscheinlich auffrieren. Wird die Wärmedämmung zwischen den Sparren bis zur Traufe geführt, bleibt die Abseite warm; es können Rohre verlegt oder Einbauschränke ohne störende Zugluft eingebaut werden. Um zu verhindern, dass in besonders strengen Wintern dennoch die Rohre einfrieren, kann man Lüftungsgitter zum Wohnraum hin in die Abseitenwand einsetzen.

 

Wärmebrücken an Flachdächern

Hartschäume auf Flachdächern neigen zum Schwinden, Polystyrol-Schäume sogar bis zu 2 Prozent. Auf diese Weise entstehen Spalten zwischen den Platten, die Wärmebrücken bilden. Deshalb müssen die Platten in zwei Lagen und mit versetzten Fugen aufgebracht werden. Anschlüsse an Lichtkuppeln, Kamine, Aufkantungen und Attiken können ebenfalls als Wärmebrücke wirken. Die Dämmung im Randbereich des Flachdaches muss eine zusätzliche mechanische Befestigung erhalten.  


Wärmebrücken an Außenwandecken

Geometrisch bedingte Wärmebrücken entstehen dort, wo die wärmeaufnehmende Innenoberfläche kleiner ist als die wärmeabgebende Außenoberfläche, so zum Beispiel in Gebäudeecken. Geometrische Wärmebrücken lassen sich auch im Dachbereich nicht vollständig vermeiden. Wo ein Drempel oder die schräge Dachfläche an den Giebel stößt, entsteht immer eine Außenwandecke. Eine ausreichend dicke, wind- und luftdicht verklebte Wärmedämmung an der inneren Oberfläche der Giebelwand reduziert ihre Auswirkung entscheidend. Wenn das nicht ausreicht, um Tauwasseranfall in der Ecke zu vermeiden, muss man für eine zusätzliche Wandbeheizung sorgen. 


Balkone und Dachflächenfenster  

Die häufig am Giebel auskragende Balkonplatte aus Stahlbeton stellt eine klassische, extrem starke Wärmebrücke dar: Die Dämmung wird durch die wärmeleitende Stahlbetonplatte durchstoßen. Die große Oberfläche des Balkons führt die Wärme wie eine Kühlrippe an die Außenluft ab. Die Folge ist eine starke Auskühlung der Decke in den Räumen unter den Balkonen. Dies führt sehr häufig zu Feuchteschäden. Besser ist es, den Balkon auf Konsolen zu lagern, was am Altbau oft nicht möglich ist. Die Konsolen bilden zwar ebenfalls Wärmebrücken, jedoch wird die Dämmung nur auf einer kleineren Fläche unterbrochen. Am besten wird der Balkon völlig getrennt vor die Fassade gestellt. Dies lässt sich beispielsweise mit Stahlgerüsten preisgünstig ausführen.

Bleibt beim Dachflächenfenster zwischen Fensterrahmen und Dachdämmung eine nicht gedämmte Lücke, so ist der Wärmeverlust in der Fensterlaibung sehr hoch. Laibung und Rahmen bleiben kalt und werden oft feucht.

 

Innenwandanschluss bei Innendämmung

Bei der Altbausanierung werden Giebelwände oft von innen gedämmt. Die Dämmung endet meistens an den Innenwänden; dort können Zonen mit stark abgesenkter Oberflächentemperatur und erhöhtem Wärmeverlust entstehen. Eine gute Lösung zur Vermeidung solcher Wärmebrücken sind Dämmkeile beziehungsweise eine Flankendämmung auf beiden Seiten der Innenwand. Der Wärmeverlust wird deutlich verringert und kalte Zonen werden vermieden. Die Flankendämmung muss sich allerdings bis zur nächsten Innenwandkante erstrecken, wenn man Absätze in der Wandfläche vermeiden will. Eine bessere Lösung ist das Ersetzen der gemauerten Innenwand durch eine Trockenbauwand mit innerer Wärmedämmung, eine Wand aus leichten, porösen Mauerziegeln oder Porenbetonsteinen, denn dies garantiert glatte Wandflächen, wie man sie in Bädern oder Küchen für Installationen braucht. Ungedämmte Stellen finden sich in der Hauptsache an den Anschlussstellen der leichten Trennwände an die Massivwände und an die Kamine. Auch die Anschlüsse der Decke aus Trockenbauplatten werden oft nicht luft- und winddicht ausgeführt.

Wärmebrücken sind eine häufige Schadensursache beim Dachgeschossausbau

Wärmebrücken in der EnEV 2009

Hier finden SIe einen weiteren Text des Autors zum Thema Wärmebrücken in der EnEV 2007/2009.

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