Liebe Leserinnen, liebe Leser,
nach dem Zweiten Weltkrieg hat man vor allem in den 1950er, aber auch noch in den 1960er Jahren so weitergebaut, wie man es von vor dem Krieg kannte: mit zweischaligem Mauerwerk und Holzbalkendecken. Viele der in dieser Zeit entstandenen Häuser haben nur einen minimalen oder gar keinen Wärmeschutz. So auch die vier aus zweischaligem Ziegelmauerwerk 1966 erbauten mehrgeschossigen Wohnblöcke in der Breslauer Straße im niedersächsischen Westerstede. Die fehlende Dämmung der Außenwände ließ die Wohnräume im Winter nicht nur auskühlen, sondern führte an den Nordseiten vereinzelt auch zu Schimmelbefall. Ab Seite 44 zeigen wir in dieser Ausgabe der bauhandwerk, wie die Handwerker die Luftschicht zwischen den
Mauerschalen dieser Gebäude mit Mineralwolle im Einblasverfahren nachträglich dämmten.
Bei der Mitte der 1950er Jahre in Viernheim nach Plänen des Architekten Hugo Becker erbauten St. Michaelkirche waren es zwar gravierende Mängel an der Decke, die von einem auf den anderen Tag zur Schließung führten, jedoch empfahl der mit der Sanierungsplanung beauftragte Tragwerksplaner Dieter Bugert auch hier eine bis dato nicht vorhandene Dämmung des Dachraums. Wie die Mitarbeiter des Stuckateurmeisters Edmund Scheidel die neue Akustikdecke im ovalen Kirchenraum mit einem daraus herausgearbeiteten Engel montierten sehen Sie ab Seite 20 in diesem Heft. Und auch die von 1959 bis 1961 nach Plänen des Architekten Karl-Heinz Lorey in Hannover erbaute Melanchthonkirche bedurfte aus oben genannten Gründen einer nachträglichen Dämmung. Ab Seite 40 zeigen wir, wie die Mitarbeiter vom Stuckateurbetrieb Martin Schwarze die dampfdiffusionsoffenen und kapillaraktiven Dämmplatten aus vulkanischem Glas (Perlite) innen auf die Außenwände der Kirche klebten, die sie anschließend mit eingefärbtem Rotkalk fein verputzten.
Auch ein Anbau ist neben der energetischen Sanierung von Bauten aus den 1950er und 1960er Jahren keine Seltenheit. Das Büro Opus Architekten ergänzte die 1960 nach Plänen des Architekten Hans Schwippert in Darmstadt fertig gestellte Georg-Büchner-Schule um eine Mensa – wie dies derzeit bei vielen Schulsanierungen der Fall ist. Wie die Maurer der L+S Verblend GmbH als Vorsatzschale einen Klinker vor die Kerndämmung aus Mineralwolle setzten, dessen wilder Verband, Format und Farbigkeit sich genau am Bestand orientiert, und wie sie damit die ursprüngliche Architektur der Schule weiterbauten, sehen Sie ab Seite 10 in dieser Ausgabe in allen Einzelheiten.
Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht Ihnen
Viele der in den 1950er und 1960er Jahren erbauten Häuser haben nur einen minimalen oder keinen Wärmeschutz