Der für die Nachkriegsarchitektur verwendete Beton bringt heute Risiken und einen hohen Sanierungsbedarf mit sich

die in den 1950er und 1960er Jahren entstandenen Gebäude werden gern als Nachkriegsarchitektur bezeichnet. Nach den düsteren Bauten des „Tausendjährigen Reiches“ sehnte man sich hierzulande nach Leichtigkeit in der Architektur. Da traf es sich gut, dass der Baustoff Beton eine Blüte erlebte, ohne den die Formen der 1957 in Berlin von Hugh Stubbins entworfenen „Schwangeren Auster“, oder die des zehn Jahre später in der damaligen DDR von Ulrich Müther in Warnemünde entworfenen „Teepotts“ gar nicht möglich gewesen wären. Andererseits bringt der seinerzeit verwendete Beton heute Risiken und einen hohen Sanierungsbedarf mit sich, was am Einsturz der  Berliner Kongresshalle von Hugh Stubbins 1980 deutlich wird. Auch der Bewehrungsstahl des um 1960 nach Plänen des Architekten Wilhelm Riphahn in Köln erbauten Ensembles aus Opern- und Schauspielhaus zeigte eine für heutige Verhältnisse viel zu geringe Betonüberdeckung. Wie die Handwerker es hinbekommen haben, dass der für die Reparatur verwendete Mörtel genauso aussieht, wie das Original, zeigen wir ab Seite 28 in dieser Ausgabe der bauhandwerk. Der Beton der Rasterfassade der 1962 in Hannover erbauten Sehbehindertenschule war es auch, der im Zuge einer Umnutzung zu Wohnungen grundlegend saniert werden musste. Wie ab Seite 22 zu sehen, untersuchten die Maler den Beton mit dem Lackmustest, um Hinweise auf mögliche Korrosionsschäden der Bewehrungsstähle zu erhalten. Eine neue Funktion erhielt auch das 1957 in Berlin erbaute Amerika Haus. Wie nach Montage abgehängter Decken, einiger Leichtbauwände und vor allem der Ausstellungswände dort die c/o-Fotogalerie einziehen konnte, zeigen wir ab Seite 44 in diesem Heft.

Andererseits beweisen die Sanierung der 1957 errichteten Kasseler Bank (ab Seite 40) und die der Mitte der 1950er Jahre nach Plänen des Architekten Ferdinand Kramer erbaute „Alte Pharmazie“ in Frankfurt (ab Seite 17) auch, dass es bei Gebäuden mit einem vergleichsweise jungen Baudatum – denn so lange ist die Nachkriegszeit nun auch wieder nicht her – durchaus eine Nutzungskontinuität gibt. Dazu gehört auch die wiederholte Modernisierung solcher Ikonen der Moderne, wie die des 1960 in Düsseldorf erbauten, knapp 100 m hohen „Dreischeibenhauses“, die wir exklusiv auf www.bauhandwerk.de vorstellen.

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht Ihnen

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