Netzwerk für Wohngesundheit

Die Handwerkerkooperation Artissimo im badischen Bühl setzt auf gewerkeübergreifende Zusammenarbeit und Wohngesundheit. Die im Netwerk zusammengeschlossenen sieben Meister und 37 Mitarbeiter kommen aus den Gewerken Stuckateur, Raumausstatter, Natursteinleger, Heizung und Sanitär sowie Schreiner.

Mit „Vier Fäusten für ein Halleluja“ geben sich die insgesamt sechs Handwerksbetriebe des seit 2004 existierenden Zusammenschlusses nicht zufrieden. „Mit sieben Meistern und insgesamt 37 Mitarbeitern bringen wir deutlich mehr Männer- und Frauenpower auf die Beine als einst Bud Spencer und Terence Hill“, lacht Martin Christ mit Blick auf den Filmklassiker von 1971. Christ ist Meister im Stuckateurhandwerk und Inhaber des gleichnamigen, seit 1901 existierenden Betriebs in Bühl. Christ vermarktet seine Leistung offensiv als „Fassadendoktor“ und setzt bewusst auf den vermeintlichen Gegensatz von Familientradition und Innovation. Das Thema Wohngesundheit spielt dabei seit jeher eine zentrale Rolle: „Wir haben schon mit den klassischen, natürlichen Materialien unseres Gewerks gearbeitet, als davon noch kein Mensch gesprochen hat“, erzählt der Stuckateurmeister. Mit dem Motto „Hier erLehm Sie was!“ sorgt Christ für Aufmerksamkeit und seit 15 Jahren für steigende Umsätze mit dem Naturmaterial und seiner Verarbeitung. Auch mit Kalk als „luftreinigender Klimaanlage“ setzt er auf ein Traditionsmaterial, so wie schon sein Urgroßvater.

Auch bei der Schreinerei Heck verbindet sich Handwerkstradition mit modernster Technik. Das im Jahr 1900 gegründete und 2005 von den beiden Schreinermeistern Markus Klöpfer und Manfred Huber übernommene Familienunternehmen arbeitet im hochwertigen Innenausbau und fertigt sowohl komplette Ausstattungen für Arztpraxen und Büros als auch handwerklich perfekte Küchen, Badmöbel sowie maßgefertigte Türen.

Leistungsstärker im Team

Beide Unternehmen sind Mitglied im lokalen Handwerkerverbund Artissimo, dem insgesamt sechs Betriebe rund um Bühl angehören. Neben den genannten sind das die „Raumausstattermeisterin aus Leidenschaft“ Elvira Lienhart, Sanitär- und Heizungsprofi Werner Reith und Naturstein-Spezialist Dipl.-Ing. Nino Moretti. Ein Nachfolger für den altershalber ausscheidenden Elektromeister Franz Daniel wird aktuell gesucht.

Warum diese Zusammenarbeit, wo doch jeder genug Arbeit hat? Erschweren Abstimmung und Kommunikation nicht das Tagesgeschäft? „Gemeinsam sind wir mehr als die Summe der einzelnen Teile“, ist Stuckateur Martin Christ überzeugt. Deshalb treffen sich die Mitglieder des Verbunds jede Woche, um zwei bis drei Stunden lang aktuelle gemeinsame Projekte und Angebote zu besprechen. „Jeder bringt seine Kontakte ein und empfiehlt die anderen Mitglieder“, sagt Martin Christ. Die Kunden bekommen nicht nur ein Komplettangebot, sondern auch eine detaillierte Visualisierung ihrer Projekte, auf Wunsch auch in 3D. „Die sonst so aufwendige Koordination der Schnittstellen bei stetig wechselnden Gewerkepartnern fällt bei uns deutlich geringer aus. Zudem haben wir als Team mehr und bessere Ideen“, sagt Martin Christ.

Zukunftsmarkt Wohngesundheit

Eine dieser Ideen ist die Fokussierung auf das Thema wohngesunde Innenräume. „Unsere Kunden erwarten völlig zurecht, dass unsere Leistung auch nach gesundheitlichen Gesichtspunkten ein erstklassiges und  einwandfreies Ergebnis hervorbringt“, erklärt Martin Christ. Da dies vor dem Hintergrund zunehmend dichter Gebäude und vieler Bestimmungen immer schwieriger rechtssicher zu beurteilen ist, haben sich vier Artissimo-Betriebe vom Sentinel Haus Institut fortbilden lassen. Der Wissensvermittler und Ingenieursdienstleister für wohngesunde Baukonzepte schulte im November 2012 insgesamt 17 Mitarbeiter und Meister. Anlass war der demnächst beginnende Bau eines Einfamilienhauses nach dem Sentinel Konzept, bei dem das Gelernte gleich in die Praxis umgesetzt wird. Die Zusammenhänge zwischen den Emissionen der Bau- und Hilfsstoffe, ihrer Verarbeitung und der späteren Qualität der Raumluft haben auch die erfahrenen Handwerker überrascht. „Wir haben auch gemerkt, dass wir alle, vom Auszubildenden bis zum Meister, für das spätere Ergebnis verantwortlich sind“, betont Markus Klöpfer. Dass nach Baufertigstellung ein unabhängiger Sachverständiger die Raumluft überprüft und die Einhaltung vertraglich zugesicherter Grenzwerte bestätigt, ist eine zusätzliche Motivation. „Das spornt an, ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen. Schließlich ist das eine messbare Qualität, die man gut kommunizieren kann“, sagt Martin Christ.

Gesund sein will jeder

Dass das Thema Gesundheit in Zukunft eine noch größere Rolle spielt, davon sind die Verantwortlichen bei Artissimo überzeugt. Ein steigendes Durchschnittsalter und mehr Bewusstsein für persönliches Wohlbefinden seien Megatrends, denen sich auch das Handwerk stellen muss. „Gesund sein will jeder“, ist man sich einig. Damit das auch beim Kunden ankommt, wird die neue Qualifikation offensiv vermarktet. Gemeinsame Polohemden mit entsprechendem Aufdruck, Informationen am Messestand, großformatige Folien auf Firmenfahrzeugen und ein Eintrag in der Baustoff-, Projekt- und Expertendatenbank des Sentinel Haus Instituts sorgen für Aufmerksamkeit. Ist das Interesse erst einmal geweckt, gilt es, das Thema Wohngesundheit zu erklären. Hier hilft sehr der Verweis auf entsprechende Empfehlungen des Umweltbundesamtes und der Weltgesundheitsorganisation WHO, diese sehr glaubwürdigen Institutionen kennt schließlich jeder. Trotzdem bleiben die sieben Meister bei ihren „Leisten“. Wohngesundheit sei wichtig, aber höchste Handwerksqualität bleibt die Grundlage.

Weitere Informationen im Internet unter www.artissimo.de und www.sentinel-haus.eu

Autor

Volker Lehmkuhl ist freier Fachjournalist rund um das ökologische und gesunde Bauen und Wohnen, Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Er betreibt ein Büro für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in Herrenberg.

„Gemeinsam sind wir mehr als die Summe der einzelnen Teile“

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