Neubauten von Experimenta und Bildungscampus in Heilbronn mit 14000 m2 Holzpflaster Parkett aus Eiche

Im Frühjahr 2019 eröffnete in Heilbronn die neue Experimenta nach Plänen des Architekturbüros Sauerbruch Hutton. Den robusten und repräsentativen Boden bildet ein Holzpflaster aus Eiche, das die Spezialisten von RM Bodenbeläge im Fischgrät verlegten.

„Auf der größten Holzpflasterbaustelle in Deutschland ging es hoch her“, sagt Markus Krieg, Parkett-Anwendungstechniker bei Uzin, der die fachliche Beratung für die Fußbodenarbeiten im Neubau der Experimenta und des Bildungscampus in Heilbronn durchführte und die Verlegearbeiten dort über ein Jahr lang kontinuierlich begleitete. Gewünscht war eine Einzelklotzverlegung als Fischgrätausführung – insgesamt über 3 Millionen Holzklötze aus Eiche in den Abmessungen 90 x 40 mm. Neben der handwerklichen war dies auch eine logistische Herausforderung, denn für eine derart große Fläche muss das Holz immer passgenau in gleichbleibend hoher Qualität produziert und geliefert werden. Die Aufgabe lösten die Oldenburger Parkettwerke vorbildlich – im Monat kamen etwa 1000 m2 Eiche-Holzpflaster frisch gefertigt auf die Baustelle. „Das Resultat ist überwältigend. Die anspruchsvolle Verlegung ist insgesamt hervorragend gelaufen – und das bei diesem Megaprojekt in so engem Zeitfenster“, meint Markus Krieg.

Logistische und klimatische Herausforderungen

Im Dezember 2017 begannen die Holzpflasterarbeiten. Zunächst galt es, die zu erwartenden Klimaschwankungen und Feuchteprobleme zu meistern. Denn Holzpflaster besitzt ein sehr großes Quellpotenzial und ist extrem Luftfeuchte-empfindlich. Ein optimales Resultat ist nur mit einem permanent gleichen objektbezogenen Raumklima möglich. In Heilbronn wurde die Holzfeuchte auf das geplante Raumklima von etwa 40 bis 60 Prozent Luftfeuchtigkeit eingestellt. „Dies ist eigentlich in der langen Bauphase über den Winter und Sommer kaum machbar“, meint Daniel Kaczmarek, Fachberater von Uzin, „aber in genauen Absprachen mit Bauleitung und Holzproduzent haben wir eine Lösung gefunden und die Luftfeuchte sehr gut in den Griff bekommen.“ Dazu wurden im Winter Befeuchtungsgeräte aufgestellt. Dadurch sank die Luftfeuchte nie unter 40 Prozent. Im Sommer hingegen musste die 70 bis 80 Prozent hohe Luftfeuchtigkeit mit Geräten verringert und permanent entfeuchtet werden. „Es ging darum, das ganze Jahr über gleiche Verhältnisse zu schaffen“, erklärt Markus Krieg. Dabei spielte die außergewöhnliche Lage des Science Center auf der Kraneninsel mitten im Neckar eine Rolle – sowohl von der Anlieferung her als auch von der Lagerung und Verarbeitung des Holzes in Flussnähe. Während der gesamten Bauzeit musste dafür gesorgt werden, dass die gelieferten Paletten nicht feucht wurden. Dazu gab es kontinuierliche Holzfeuchteprüfungen – elektronisch und labortechnisch. „Durch ein ungeeignetes Raumklima könnte immenser Schaden entstehen. Daher war die permanente Überwachung der Holzfeuchte eine besonders wichtige Aufgabe“, bestätigt Krieg. „Alles hat geklappt bei dieser Baustelle, von der Abstimmung der Partner über den passenden Unterbodenaufbau bis zur exzellenten Verlegung.“ 

Holzpflasterverlegung mit Dämmunterlage

Der als Doppelboden ausgeführte Estrich wurde angeschliffen, abgesaugt und mit der schnell trocknenden 1-K-Polyurethangrundierung „Uzin PE 414 BiTurbo“ grundiert. Anschließend verklebte das Team von RM auf der gesamten Fläche die elastische Dämmunterlage „Uzin RR 188“ in 2 mm Dicke als Entkoppelungsschicht. „Wir empfehlen bei einer Holzpflasterverlegung immer eine Entkopplungsschicht in 2 mm, die ausgleichend wirkt und Querspannungen abbaut“, erklärt Markus Krieg. Zur Verklebung wählten die Bodenfachleute den 2-K-Polyurethanklebstoff „Uzin MK 92 S“. Dieser zeigt keinerlei Quellwirkung und ist speziell für feuchtigkeitsempfindliche Hölzer geeignet. Er besitzt einen sehr guten Riefenstand und bindet schnell ab – beste Voraussetzungen für eine sichere und zügige Verlegung. Nach dem letzten Schliff trugen die Parkettleger als Oberflächenschutz „Pallmann Magic Oil 2K“ auf.

Perfekte Bodenleger-Meisterleistung bis ins Detail

Neben hohen Ansprüchen an die Optik musste der Boden im Science Center hoch flexibel sein, um die Funktionsfähigkeit der rund 300 wechselnden Exponate zu garantieren. Nach einem genauen Plan der Elektriker wurden beispielsweise rund 500 Konstruktionsöffnungen mit je 17 cm Durchmesser zur Kabelverlegung in den Hohlraumboden eingebaut. Eine weitere Besonderheit auf der Experimenta-Baustelle waren die etwa 300 Revisionsdeckel, die exakt dem Fischgrätmuster folgend geplant werden mussten. Da die etwa 60 kg schweren Deckel sich nicht mit einem Saugnapf öffnen ließen, entwickelte das Team von RM Bodenbeläge ein Gewinde dafür. Auch die Stufen der teilweise sehr breiten Treppen sind im Fischgrätmuster verlegt. Sie wurden in der Werkstatt vorgefertigt und anschließend vor Ort montiert. Zudem wollten die Architekten das Parkett bündig verlegt haben – ohne Sockelleisten. Dazu verarbeiteten die Bodenleger 5000 laufende Meter Korkstreifen an allen aufgehenden Bauteilen, meist aus Aluminium. Im Verlauf der Arbeiten musste das Parkett außerdem immer wieder teilweise ab- und wieder aufgedeckt werden – je nach Baufortschritt und Absprache mit anderen Gewerken. Dazu wurden ein atmungsaktives Vlies und spezielle Platten verwendet. „Insgesamt eine schöne, aber keine alltägliche Aufgabe“, bekennt Marko Rajkovaca, Geschäftsführer von RM Bodenbeläge, „aber es hat Spaß gemacht, immer passende Lösungen zu entwickeln.“

Fazit

Neben der Experimenta sorgt auf dem Areal auch im neuen Hochhaus des Bildungscampus der Holzpflasterboden mit seiner warmen Ausstrahlung für ein angenehmes Lern- und Arbeitsambiente. „Jeder hat auf dieser Holzpflasterbaustelle seine Hausaufgaben gemacht“, meint Daniel Kaczmarek von Uzin. „Das Ergebnis ist in jeder Hinsicht einzigartig.“ „Eine Meisterleistung, die das Team von RM-Geschäftsführer Marko Rajkovaca abgeliefert hat“, fasst auch Markus Krieg zusammen. „Von der gesamten Planung und Abwicklung, dem Zeitmanagement und der Lösung technischer Details bis zur perfekten Fischgrätverlegung auf der kompletten Fläche von 14 000 m2 – Hut ab vor diesem professionellen, mitdenkenden Team.“

 

Autorin

Tanja Peter ist als Head of Communication bei der Firma Uzin Utz in Ulm tätig.

Baubeteiligte (Auswahl)

Bauherr Schwarz Real Estate und Schwarz Immobilienmanagement, Neckarsulm 

Architekten (Experimenta) Sauerbruch Hutton, Berlin, www.sauerbruchhutton.de 

Architekten (Hochhaus Bildungscampus) Auer Weber, Stuttgart, www.auer-weber.de

Bodenverlegearbeiten RM Bodenbeläge, Möglingen, https://rmboden.de 

Fachberatung Bodenarbeiten Markus Krieg und Daniel Kaczmarek, Uzin Utz, Ulm, www.uzin.com

Holger Pimpel, Fachberater Pallmann, Würzburg, https://de.pallmann.net

Herstellerindex (Auswahl)

Holzpflaster OPW, Oldenburger Parkettwerk, Wiefelstede, www.opw-parkett.de 

Verlegewerkstoffe Uzin Utz, Ulm, www.uzin.com 

Oberflächenschutz Pallmann, Würzburg, https://de.pallmann.net

Größte Holzpflasterbaustelle Deutschlands: Über 3 Millionen Holzklötze aus Eiche im Fischgrätmuster verlegt
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