Querzugverstärkung ohne Verleimung

Ein neues Befestigungssystem ermöglicht Zimmerleuten verdeckte Querzugverbindungen ohne Verleimung. Dazu wird einfach eine spezielle Gewindestange in den Balken eingedreht, die sich über die Gewindeverzahnung zuverlässig im Holz verankert.

Aufgrund seiner Faserstruktur kann Holz Zugspannungen in Längsrichtung sehr gut aufnehmen. Quer zur Faserstruktur verfügt Holz indessen nur über eine relativ kleine Zugfestigkeit, weil der Verbund zwischen den Fasern deutlich geringer ist. Deshalb können bei bestimmten Konstruktionen aus statischen Gründen Querzugverstärkungen notwendig werden.

Zur Aufnahme der Querzugspannung in Holzkonstruktionen wurden bisher Gewindestangen und profilierte Stäbe in die betreffenden Brettschichtholzbauteile eingeklebt: Ein Loch, das größer als der Stahlstab ist, musste der Zimmermann hierbei mit Kunstharz füllen und den Stab anschließend hineindrücken. Dies erforderte nicht nur Zeit, sondern auch eine so genannte „Leimgenehmigung“ und die genaue Beachtung der jeweiligen Aus­härtungszeiten. Trotzdem kam es gerade bei großen Bau­teilen wie Satteldächern und gekrümmten Trägerkonstruktionen aus Brettschichtholz immer wieder zu Querzugrissen. Diesem Sachverhalt wurde in der DIN 1052:2004 Rechnung getragen, indem hier unter anderem Querzugnachweise gefordert werden.

Gewindestangensystem

Das Unternehmen SFS intec beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Entwicklung von mechanischen Anschlüssen zur sicheren Verbindung und Verstärkung von Holzkonstruktionen. Für die Verstärkung von Holzleimbauteilen mit Querzugverbindungen wurde ein Gewindestangensystem entwickelt: das WB-System für die verdeckte Verstärkung ohne Verleimung. Damit lassen sich alle Querzugverstärkungen nicht nur schneller, sondern auch wirtschaftlicher herstellen.

Das WB-System besteht aus einer kopflosen Gewindestange mit einem Holzgewinde nach DIN 7998, einer versenkbaren Eindrehhülse und einem Adapter für Antriebsmaschinen. Die Gewindestangen sind in zwei Durchmessern von 16 und 20 mm lieferbar.

Die Übertragung der Kräfte zwischen dem Befestiger und dem Holz erfolgt ausschließlich über die Verzahnung des Gewindes. Diese Art der Verstärkung kann daher auch nachträglich, beispielsweise bei einer Sanierung oder im Schadensfall angewendet wer­den, ohne dass das Dach geöffnet werden muss. Das Loch kann dann von unten vorgebohrt werden, da kein Klebstoff notwendig ist, der von oben in ein Sackloch gegeben werden müsste.

Montage

Zunächst muss ein Statiker Art, Anzahl, Anordnung und die Länge der Gewindestäbe berechnen. Die Stäbe werden in einer Einheitslänge von 3000 mm geliefert, lassen sich jedoch beispielsweise mit einem Winkelschleifer auf der Baustelle einfach auf die passende Länge zuschneiden.

Vor der Montage des Systems muss der Zimmermann zunächst den Holzbalken mit dem Kerndurchmesser der Gewindestange vorbohren (12 mm bei WB-T-16 und 15 mm bei WB-T-20). Die ersten 50 cm sollten mit Hilfe eines Bohrständers gebohrt werden, um eine Führung für die nachfolgende Tiefenbohrung zu haben.

Im zweiten Schritt wird die Eindrehhülse manuell auf den Stangenkopf gedreht. Danach kann der Handwerker die Gewindestange eindrehen, wobei die Kraftübertragung ausschließlich über die Verzahnung des Gewindes erfolgt. Die Stahlzugfestigkeit von 800 N/mm² liegt hierbei weit über dem geforderten Normenwert. Überdies entfällt die zeitintensive Verleimung. Nach dem Setzen wird die Eindrehhülse mit einer Knarre gelöst und steht für den nächsten Setzvorgang zur Verfügung. Zur Abdeckung des Bohrlochs eignen sich übliche Querholzplättchen (20 bzw. 25 mm Durchmesser). Nachfolgende Gewerke werden durch die vollständig versenkten Gewindestangen nicht in ihrer Arbeit behindert.

Mit dem WB-System sind zahlreiche Holzkonstruktionen möglich: Queranschlüsse, Durchbrüche, Ausklinkungen, gekrümmte Träger, ja sogar Satteldachträger mit ge­krümmtem Untergurt.

Ausführlich getestet

Der hohe Qualitätsstandard des Systems wird durch ein dynamisches Qualitätssicherungssystem und durch umfangreiche Tests in eigenen Prüflabors gewährleistet. Alle Oberflächen sind galvanisch verzinkt, blau passiviert und Chrom-VI-frei. Ausführliche Planungsmittel, abgestimmt auf die unterschiedlichsten Anwendungen, gewährleisten eine einfache und sichere Bemessung. Für Spezialanwendungen stehen die Fachberater des Unternehmens bei der Auswahl der geeigneten Befes­tigungsmittel zur Verfügung.

x

Thematisch passende Artikel:

Hohe Tragkraft in Holzkonstruktionen

Die neuen Vollgewindeschrauben fischer Power-Full werden zur anspruchsvollen, leistungsstarken Verbindung und Verstärkung tragender Holzkons- truktionen eingesetzt. Gegen- über traditionellen...

mehr

Neues zum Thema Brettschichtholz

Auf der Internetseite der Studiengemeinschaft Holzleimbau e.V. gab es in den letzten Monaten rege Änderungen zu vermerken. Seit im Mai 2012 das überarbeitete BS-Holz-Merkblatt erschienen ist und nun...

mehr

Holzbrückenbau im „Venedig von Holland“

Brücken Sneek I + II aus Brettschichtholz gebaut

Die 33000 Einwohner-Stadt Sneek in der wasserreichen Provinz Friesland in den Niederlanden war bislang bekannt für das im 17. Jahrhundert errichtete Wassertor, das als steinerne Brücke mit zwei...

mehr
Ausgabe 10/2008

Unsichtbare Verbindung für Holz-Alufassaden

Der von Foppe vertriebene und von der Firma Gutmann hergestellte, unsichtbare Verbinder „Twinloc“ ist in erste Linie für schlanke Holz- und Holz-Alufassaden gedacht. Die unsichtbare Verbindung ist...

mehr
Ausgabe 5/2024

Beschichtungssystem für Holzkonstruktionen von Remmers

Das wasserbasierte Eintopf-Beschichtungssystem „Aqua VL-66/sm-Venti-Lack 3 in1“ bietet eine Kombination aus Isoliergrund, Zwischen- und Schlussbeschichtung und garantiert dem Handwerker eine leichte...

mehr