Saint-Gobain Weber kommt mit „Task Force“ gut durch die Materialkrise

Der Baustoffhersteller mit Sitz in Düsseldorf bemüht sich, jederzeit lieferfähig zu sein. Um Preiserhöhungen kommen Kunden aber nicht herum. Beim Fachpresse-Tag in Köln berichtet das Unternehmen über die Bauentwicklung, grüne Ziele und Radon-Forschung.

Preisexplosionen bei Baustoffen, Materialknappheit seit Monaten:Saint-Gobain Weber hat eine „Task Force“ gegründet, um Liefertermine möglichst halten zu können. Beim Fachpressetag in Köln berichteten Geschäftsführung und Marketing über die derzeitige Situation. „Wir treffen uns wöchentlich und suchen nach Alternativen und Wegen, um den Kunden Produkte auch liefern zu können“, berichtete die neue Vertriebsdirektion Sandra Wouters. Bislang sei Weber gut durch die Krise gekommen. Doch um mehrmalige Preiserhöhungen während kürzester Zeit sei man nicht herumgekommen. Planbarkeit gebe es nicht. Marketing-Direktor Christian Poprawa  ergänzte:„ Wir glauben erst an Liefertermine, bis die Lkw bei uns auf den Hof rollen.“

Dank Chryso das Portfolio erweitert

Mit der Übernahme der Firma Chryso (Sitz in Indien) habe Saint-Gobain Weber allerdings das Portfolio im Bereiche Boden/Estrich erweitern können.Chryso bietet umfassende Additivlösungen für nachhaltiges Bauen und trägt dazu bei, den CO2-Fußabdruck von Beton erheblich zu reduzieren. Das Unternehmen beschäftigt rund 1.300 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 400 Millionen Euro.  Auch aus Nachhaltigkeitsgründen passe Chryso gut zu Saint-Gobain Weber.

Sandra Wouters sieht die generelle Bauentwicklung positiv. Im Bereich Putz/Fassade sei die Nachfrage nach rückbaubaren Systemen gestiegen.  Der Bautenschutz folge dem Neubau und sei weiterhin wichtiges Thema bei der Sanierung. Hier gebe es aber ein Problem mit der Verfügbarkeit von Bitumen. Zentrale Raffinerien sind von Lieferungen aus Russland abhängig.

Der Fliesen-Markt sei stabil. „Hier liegen große Formate für Innen und Außen im Trend. Insbesondere bei Balkon und Terrasse sieht Wouters großes Potenzial.  Vollständig erholt habe sich der Boden-Bereich. Es gebe viele Möglichkeiten im Bereich Verlegetechniken und Betonersatzmörtel.

Ausführlich berichtete das Unternehmen über seine grünen Ziele. Auf dem Weg zu einer umfassend umweltverträglichen Geschäftstätigkeit kombiniert der Baustoffhersteller Anstrengungen in den drei Bereichen „Reduktion von CO2“, „Schaffung von Rohstoffkreisläufen“ und „Schutz der Biodiversität.“

Reduzierung von CO2-Emissionen

Saint-Gobain Weber hat sich dazu verpflichtet, bis 2045 klimaneutral zu produzieren. Der Saint-Gobain Mutterkonzern mit 167.000 Mitarbeitenden und über 450 Produktionsstandorten weltweit strebt dieses Ziel bis 2050 an. Hierfür hat Weber einen Zeitplan mit Meilensteinen erstellt. Im ersten Schritt sollen die CO2-Emissionen bis 2030 um 20 Prozent reduziert werden, gemessen am Ausstoß des Referenzjahrs 2017. Dabei befindet sich das Unternehmen auf einem guten Weg und habe seinen CO2-Fußabdruck bereits um 10.000 Tonnen pro Jahr verringert. Intensiv wird daran geforscht, CO2-intensive Rohstoffe durch Alternativen zu ersetzen.

Zudem werden die Produktions- und Lieferprozesse umfassend durchleuchtet. Dafür muss zunächst Grundlagenarbeit geleistet werden, indem die CO2-Bilanz von allen über 800 Produkten aus dem Weber Portfolio erhoben wird. „Wir sind stolz darauf, dass wir auch mit einem großen Teil unseres Produktportfolios – alle unsere WDV-Systeme – zur Energieeinsparung beitragen; diesen Beitrag lassen wir jedoch in unserer CO2-Bilanz außen vor“, sagt Weber-Geschäftsführerin Mara Terzoli. Sie räumt ein: „Wir haben einen weiten Weg vor uns. Aber noch vor zehn Jahren wäre die Idee, als Baustoffhersteller klimaneutral zu werden, in der Branche als utopisch abgetan worden. Heute arbeiten wir daran.“

Kreislaufwirtschaft in der Baubranche fördern

Ein weiterer wichtiger Baustein sei die die Schaffung von Rohstoffkreisläufen. Hier habe Weber mit der Entwicklung des ersten recyclingfähigen Wärmedämm-Verbundsystems weber.therm circle Pionierarbeit geleistet, betont das Unternehmen. Weitere Maßnahmen zum Schutz von Rohstoffressourcen seien die kontinuierliche Reduzierung von deponierten Produktionsabfällen (um rund 36 Prozent seit 2017), die Optimierung von Verpackungen und ein entsprechendes Rücknahmesystem sowie der Druck aller Broschüren auf 100% Recyclingpapier.

Schutz der Artenvielfalt

Die dritte Säule der Weber Nachhaltigkeitsstrategie ist der Schutz der Biodiversität durch die Vermeidung umweltschädlicher Stoffe. Ein Beispiel dafür, dass das Unternehmen dies ernst nimmt, ist bereits seit Jahren der Verzicht auf filmbildende Biozide in allen Weber Fassadenputzen. Zudem stellte Produktmanager Jan Henrichs Nistenkästen für Vögel und Fledermäuse im WDVS vor. In Kooperation mit Naturschutzverbänden sind Einflugschneisen und Hohlräume entwickelt worden.

Forschungen im Bereich Radon-Gas

Michael Bertels, Leiter des Produktmanagements Bautenschutz- und Mörtelsysteme, gab Einblicke in die Radon-Forschungen. Radon sei ein natürlich vorkommendes radioaktives Edel-Gas, das für circa 5 Prozent aller tödlichen Lungenkrebsfälle verantwortlich sei. Es gelangt über Klüfte und Spalten ins Grundwasser. Laut des neuen Strahlenschutzgesetzes von 2018 gilt eine Grenze von maximal 300 Becquerel pro Kubikmeter. „Neubauten müssen so geplant werden, dass Radon-Gas nicht eindringt“, sagt Bertels.  Derzeit laufen Messversuche in drei Gebäuden in Dresden. Diese sind im Keller-Bereichmit Produkten abgedichtet worden, die radondicht sind. Über einen längeren Zeitraum werde gemessen, wie sich die Radon-Werte verändern.

https://www.de.weber

Autorin

Michaela Podschun ist Redakteurin der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Zehn Jahre BlueComfort

Vor zehn Jahren führte Saint-Gobain Weber die BlueComfort-Fliesenkleber flächendeckend im Baustoff-Fachhandel ein. Durch eine patentierte Bindemitteltechnologie, die auf einem mineralischen, hydraulisch abbindenden Bindemittel basiert, wird bei der Herstellung von BlueComfort-Mörtelprodukten bis zu 76 Prozent CO2 eingespart. Seit der Markteinführung im Jahr 2012 wurden durch den Einsatz von BlueComfort-Produkten inzwischen rund 16.500 Tonnen CO2 eingespart. Zum Vergleich: Dies entspricht dem Ausstoß eines Lieferwagens auf über 85.000 Kilometern und reicht somit mehr als zweimal um den Äquator. Der universell einsetzbare Dünn- und Mittelbettmörtel „weber.xerm 858“ überzeugt durch eine besonders hohe Stand- und Haftzugfestigkeit sowie eine sehr lange klebeoffene Zeit.

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