Schwebende Büros in Dresden

Mit dem Verwaltungsgebäude der Solarwatt AG hat Dresden seit kurzem ein weiteres architektonisches Highlight: Drei in Trockenbauweise ausgeführte Büroräume ragen freitragend – wie schwebende Körper – in einen innenliegenden Lichthof hinein.

Solarwatt in Dresden gilt als der traditionsreichste Hersteller von Solarmodulen zur Gewinnung elektrischer Energie. Das Unternehmen hat heute fast 500 Mitarbeiter, verfügt über ein umfangreiches Modulsortiment und eine leistungsstarke Forschungs- und Entwicklungsabteilung.

Mehr Raum mit unkonventioneller Architektur

Die große Nachfrage nach alternativer Energieversorgung und Solarmodulen veranlasste die Solarwatt AG 2005 zu einer neuerlichen Expansion und zunächst zum Bau einer neuen Produktions- und Lagerhalle, die ein Jahr später in Betrieb genommen wurde. 2006 begannen dann die Arbeiten an einem neuen Verwaltungsgebäude. Der Spezialist für die Fertigung von Solarmodulen – auch in Sondergrößen- und Sonderformen – wählte für sein neues dreistöckiges Bürogebäude einen unkonventionellen Entwurf: Die Grundidee für den Bau, der in allen Einzelheiten vom Büro Seidel + Architekten aus Pirna stammt, war es, drei Besprechungsräume in Gipskartonständerbauweise freitragend in die innen liegende Lichthoffassade zu integrieren, so dass sie als schwebende Körper von innen wie außen wahrgenommen werden. Eine ungewöhnliche Idee, die durch die gemeinsame Planungs- und Ausbauleistung der Architekten, der mit der Ausführung der Trockenbauarbeiten beauftragten Firma Mänz & Hengst Ausbau GmbH aus Dresden und dem Hersteller der Gipskartonplatten, der Saint Gobain Rigips GmbH aus Düsseldorf, verwirklicht werden konnte.

Selbständig tragende Raumzellen

In zwei Etagen des Neubaus entstanden insgesamt drei selbständig tragende und optisch auskragend montierte Raumzellen. Im Erdgeschoss stehen zwei von ihnen schräg zueinander. Beide werden als Besprechungsräume genutzt. Im ersten Obergeschoss beheimatet das dritte „Ei“ ein Großraumbüro für die Fertigungsleitung.

Jeder der drei Räume wurde mit einer selbständig tragenden Wandkonstruktion aus Einfach- oder Doppelständerwänden mit Standard-CW-Profilen ausgeführt. Im Tür- und Fensterbereich kamen UA-Profile zum Einsatz. „Die Statik war für uns eine besondere Herausforderung“, erinnert sich Bauleiter Volker Berger. „Die Unterkonstruktion muss­te so konzipiert und montiert werden, dass vertikale Lasten der über den Räumen fortgeführten Lichthoffassade schadensfrei abgetragen werden können.“ Die Trockenbauprofis von Mänz & Hengst setzten zunächst in jedem Kubusraum vier Stahlstützen als Hohlkastenprofil in die Montagewand. Die Decke wurde mit Weitspannträgern aus jeweils zwei Rücken an Rücken montierten UA-Profilen als Grundtragsystem ausgelegt und erstellt. Um die Weitspann­träger auf die Montagewand auflegen zu können, wurde zuvor ein UW-Profil entsprechend der Ei-Form auf die Wand montiert. Die Träger wurden mit dem UW-Profil der Wand kraftschlüssig verbunden.Die in die Fassade schneidenden Wandbereiche der Zellen wurden zur Aussteifung der zusätzlich eingefügten Träger mit Stahljochkonstruktionen versehen, welche die Lastabtragung in die darunter liegenden Etagen übernehmen. Die Jochkonstruktionen wurden intern verschwertet und teilweise schiefwinklig montiert. Aufgrund der integrierten Stahlbauteile war es erforderlich, die Einfachständerwände in Doppelständerwände zu überführen, was im Bereich der Joche ellipsenförmig erfolgte. „Daraus ergab sich eine Abweichung der ‚Eikubatur‘ vom Innen- zum Außenradius“, erläutert Volker Berger.

Gehobener Schall- und Brandschutz

Beplankt wurden die Außenwände der schwebenden „Eier“ beidseitig doppelt mit der Gipskartonplatte „Die Blaue“ von Rigips in 12,5 mm Dicke. Für die Einfachständerwände konnten dank der Schallschutzplatte Schalldämmwerte von Rw,R > 56 dB und für die Doppelständerwände > 64 dB angesetzt werden. So wurde den erhöhten Schallschutzanforderungen an die überwiegend für Besprechungen und Konferenzen genutzten Räume Rechnung getragen.

Unterhalb der Weitspannträger montierten die Trockenbauer von Mänz & Hengst eine selbsttragende, direkt befestigte Brandschutzdecke aus zwei Lagen Feuerschutzplatten RF in 12,5 mm Dicke und an diese wiederum eine abgehängte Akustikdecke. Oberhalb der Weitspannträger wurden eine Spanplatte und wiederum eine 12,5 mm dicke Feuerschutzplatte RF montiert.

Für die Erstellung und den Ausbau der drei Raumzellen sowie die Trockenbauarbeiten im übrigen Gebäude, wo mit doppelt beplankten Trenn-, Installations- und Schachtwänden sowie Decken aus Bau- und Feuerschutzplatten gearbeitet wurde, benötigten die Handwerker der Mänz & Hengst Ausbau GmbH insgesamt fünf Monate.

„Die Architekten sehen ihren außergewöhnlichen Entwurf von uns 1 : 1 umgesetzt“, freut sich Volker Berger. Auf eine Tatsache ist der Bauleiter dabei besonders stolz: „Mit Ausnahme der Hohlkastenprofile haben wir das Bauprojekt ausschließlich mit Standard-Trockenbau-Konstruktionen realisiert.“

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