So verarbeitet man Sanierputze-WTA

Sanierputz-WTA kann bauschädliche Salze einlagern ohne selbst Schaden zu nehmen. Vielfach ist er Bestandteil der nachträglichen Bauwerksabdichtung und Kellersanierung. Im zweiten Teil des Beitrags wird erklärt, wie man Sanierputz-WTA fachgerecht verarbeitet und Fehler dabei vermeidet.

Das WTA-Merkblatt 2-9 „Sanierputzsysteme“ legt nicht nur die technischen Anforderungen für Sanierputzsysteme und deren Bestandteile fest, sondern gibt klare Anregung zur Planung und Ausführung. Es empfiehlt sich, das WTA-Merkblatt 2-9 „Sanierputzsysteme“ als Ausführungsrichtlinie zu vereinbaren, um dauerhaft die Instandsetzung des feuchte- und salzgeschädigten Mauerwerks zu gewährleisten.

Untergrundvorbereitung

Erfolgsgarant für die Verarbeitung von  Sanierputzsystemen-WTA  ist die Untergrundvorbereitung. Der Putzgrund muss tragfähig sein. Hierzu wird der geschädigte Altputz mindestens 80 cm über der sichtbaren Schadenszone abgeschlagen und mürbe Arbeitsfugen etwa 20 mm tief ausgeräumt. Generell gilt, dass alle Haftungsbeeinträchtigungen entfernt und das Mauerwerk mechanisch gereinigt werden muss. Altputz, ausgeräumter Fugmörtel, Mörtelreste und ähnliches müssen entfernt werden, um die Rückwanderung von bauschädlichen Salzen zu unterbinden. Abhängig vom Hersteller wird zunächst netzförmig ein Haftspritzbewurf aufgetragen in einer Schichtdicke unter 5 mm. Der Verputz mit Grund-/ oder Sanierputz-WTA kann nach Verfestigung des Vorspritzers erfolgen.

Haftvermittler zum Mauerwerk

Der Spritzbewurf, aufgebracht auf die vorbereiteten, saugfähigen Mauerwerksflächen, hat die Aufgabe, die Saugfähigkeit des Putzgrundes zu reduzieren und Spannungen der Putzlage auf den Untergrund abzutragen. Der netzförmigen Auftrag des Haftspritz­bewurfs erfolgt auf saugfähigem Putzgrund warzenförmig. Als Haftvermittler auf einer mineralischen Dichtschlämme (MDS) – zum Beispiel bei mineralischen Innenabdichtungen – wird der Haftspritzbewurf mit 100prozentiger Deckungsfläche aufgetragen oder fehlstellenfrei Haftbrückenmörtel in Kammzugtechnik aufgebracht.

Schichtdicken

Welche Sanierputzarbeiten erforderlich sind und welche Schichtdicken und Schichtenfolgen erforderlich sind, wird bestimmt durch den Untergrund und den Gesamtversalzungsgrad. Das WTA Merkblatt 2-4-04/D stellt diese Zusammenhänge in Tabelle 7 (siehe Seite 55) dar.

Verarbeitung von Sanierputzmörteln

Für die qualifizierte Ausführung vor Ort ist oft eine geeignete Maschinentechnik notwendig. Wird ein Sanierputzsystem-WTA vom Hersteller als für Mischpumpen geeignet deklariert, muss die Maschinenausrüstung hierfür detailliert beschreiben werden. Den Herstellerangaben muss der Handwerker prinzipiell nicht nur bei der maschinellen Verarbeitung von Sanierputz- und -Systemen-WTA Folge leisten.

Grundputz-WTA

Egalisiert unebene Putzuntergründe dienen als Salzspeicher (Porengrundputz) bei erhöhter Salzbelastung vor dem Sanierputzauftrag. Untermittelbar nach dem Auftrag wird die Putzlage des Grundputzes waagerecht aufgekämmt, zwecks Verzahnungsmöglichkeit der folgenden Sanierputzlage. Als Wartezeit für den folgenden Sanierputzauftrag gilt als Standzeit ein Tag je Millimeter Putzdicke.

Sanierputz-WTA

Diese Putzmörtel werden einlagig, mindestens 20 mm dick, auf lot- und fluchtgerechtem Untergrund aufgetragen. Diese Mindestschichtdicke kann bei zwei oder mehrschichtigen Aufträgen auf 15 mm nur reduziert werden, wenn der Grundputz-WTA dicker als 10 mm oberhalb der höchsten Erhebung aufgetragen wurde. Bei erhöhter Salzbelastung oder stark hygroskopischer Feuchtebelastung kann es notwendig sein, mehrlagig zu arbeiten, um das Einwandern der leicht löslichen Salze in die frisch aufgetragene, noch nicht ausreichend hydrophobe Sanierputzlage zu verhindern. Die erforderlichen Standzeiten zwischen den einzelnen Putzlagen müssen eingehalten werden, um eine schadensfreie Austrocknung und Hohlstellen sowie Rissbildungen zu vermeiden. Die Oberfläche der unteren Grund- oder Sanierputzlage muss horizontal aufgeraut werden. Ein Bindemittelüberschuss an der Oberfläche sollte vermieden werden, um Spannungsungleichheiten und Rissbildungen vorzubeugen. Bei mehrschichtigem Putzaufbau liegt die Gesamtputzschichtdicke eines Sanierputzsystems unter 40 mm (ohne Fugen).

Anwendungsgrenzen und Schadensbilder

Aufgrund der frostsicheren Eigenschaften sind Sanierputze-WTA auch außen, zum Beispiel als Sockelputz, geeignet. Empfehlenswert ist es, durch einen horizontalen Schnitt den Sanierputz-WTA vom Erdreich zu trennen. Alternativ kann man auch einen schmalen Streifen aus rissüberbrückender mineralischer Dichtungsschlämme (MDS) über 5 cm oberhalb Terrain aufbringen und eine durch eine davor gestellte Noppenbahn vom Erdreich trennen. Bei dauerhaftem Kontakt zum Erdreich oder zum Belag besteht nämlich sonst die Gefahr, dass Feuchtigkeit in der oberen Schicht beziehungsweise zwischen Putz und Farbe aufsteigen kann und zu weitergehen Putzschädigungen führt.

Sanierputz-WTA ist kein Sperrputz!

Ein Sanierputzsystem-WTA ist nur wirksam gegen hygroskopisch hervorgerufene Feuchtigkeit, darf aber nicht hydrostatischen Stau- oder Druckwasser, dauerhafter Bodenfeuchte oder dauerhafter Durchfeuchtung auf Grund von Tauwasserunterschreitungen ausgesetzt werden. Der Sanierputz erhärtet zwar, ist aber im Querschnitt nicht Porenhydrophob, so dass Salze einwandern können und frühzeitig tief in den Putzquerschnitt gelangen. Im Zuge der Austrocknung des Sanierputzes sollte dieser „ausatmen“ können. Die Luftfeuchtigkeit sollte daher während des Verarbeitungs- und auch im Trocknungszeitraum unter 65 Prozent liegen. Hohe Raumluftfeuchtigkeiten während oder nach dem Auftrag des Sanierputzes unterbinden die Ausbildung der notwendigen Porenhydrophobie. Nach den „Leitlinien für das Verput­zen von Mauerwerk und Beton“ des Industrieverbandes Werktrockenmörtel (IWM) muss der Putzgrund in der zu verputzenden Oberfläche in den ersten 3 cm die Ausgleichsfeuchte des jeweiligen Baustoffs besitzen. Um Oberflächen vor zu schnellem Wasserentzug und folgend vor einem Absanden der Oberfläche zu schützen empfiehlt sich das Anfeuchten der Sanierputzoberfläche. Sanierputze-WTA sind mineralische Putze und erfordern besonders bei trockener Witterung, Wind- und Sonneneinfall eine Nachbehandlung. Um die Rissgefahr zu mindern, dürfen Räume während der Aushärtezeit von Sanierputzen nicht kurzfristig aufgeheizt werden.

Autor

Rainer Spirgatis ist Leiter der Anwendungstechnik Bauhandwerk bei der Remmers Baustofftechnik GmbH in Löningen.

Beim Trocknen sollte der Sanierputz „ausatmen“ können

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