Staub auf der Baustelle erkennen und verstehen

Die Anforderungen an Sauberkeit und Hygiene haben sich drastisch verändert. Sowohl die neuen Bedingungen der Corona-Pandemie als auch der allgemeine Trend zu mehr Nachhaltigkeit und digitaler Technologie gehören zu den Haupttreibern. Nilfisk startet eine umfassende Informationskampagne.

Sowohl auf der Baustelle als auch in der Werkstatt  gilt das Sprichwort: „Wo gehobelt wird, fallen Späne.“ Deutlich problematischer als derart grobe Abfälle, sind jedoch die Unmengen an Staub, die hier entstehen. Selbst harmlose Materialien wie Holz oder Naturstein können durch die Bearbeitung mit Bohrer, Säge und Schleifmaschine schnell zum Risiko für Mensch und Maschine werden.

Im intensiven Dialog mit den Experten des Reinigungsgeräteherstellers Nilfisk sollen Kunden aus verschiedenen Branchen mit Wissen und Methoden ausgestattet werden. Es stechen die völlig neuen funktionalen Anforderungen (also was Reinigung bewirkt), aber auch die psychologischen Aspekte (was Reinigung bedeutet) hervor.

Strenge Kriterien, die ehemals nur für medizinische Einrichtungen galten, stellen mittlerweile die neue Normalität dar. Ob in Lagerhallen, Schulen oder Hotels – wo viele Menschen aufeinandertreffen, wird heute so häufig und gründlich gereinigt wie nie zuvor. Doch nicht nur die Intensivität der Reinigung hat sich verändert. Neue Technologien und Konzepte erlauben effizienter, nachhaltiger und sicherer für hygienische Gegebenheiten zu sorgen.

„Sichtbare“ Sauberkeit

Ein ebenso wichtiger Aspekt ist die psychologische Auswirkung von keimfreier Reinigung: Für Besucher, Kunden und Mitarbeiter ist „sichtbare Sauberkeit“ derzeit ein entscheidender Indikator, ob ein Raum hygienisch und sicher ist.  Während die Reinigung von Böden, Sanitärbereichen und sonstigen Arealen früher so unauffällig wie möglich durchgeführt wurde, werden Sichtbarkeit und Transparenz heute großgeschrieben. Um das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitern und Besuchern zu gewinnen, lohnt es sich also, häufig in deren Gegenwart zu reinigen. Auch Aushänge von unabhängigen Zertifizierungen und bereitgestellte Desinfektionsstationen tragen zu einer aktiven Kommunikation der internen Hygienestandards bei.

Effizienz durch Technologie

Höhere Ansprüche an die Sauberkeit führen unweigerlich zu höherem Aufwand. Um das Reinigungspersonal zu entlasten und weiterhin wirtschaftlich zu arbeiten, lohnt sich die Investition in innovative Technologien. Autonome Scheuersaugmaschinen nehmen den Mitarbeitern die zeitraubende Bodenreinigung ab – diese können sich somit komplexeren Aufgaben widmen. Auch mit leistungsstarken Dampfreinigern lassen sich viele Oberflächen effektiv von Schmutz und Keimen befreien. Digitale Plattformen vereinfachen zeitgleich das Management einer untereinander vernetzten Reinigungsflotte enorm. Um Mitarbeiter und Equipment effektiv vor der Staubbelastung zu schützen ist es auch entscheidend zu verstehen, wie Stäube entstehen und warum sie zur Gefahr werden können.

Eine Frage der Größe

Die grundlegendste Differenzierung zwischen verschiedenen Stäuben findet anhand der Partikelgröße statt. Allgemein wird dabei der so genannte E-Staub, also die Gesamtheit der einatembaren Stäube, in drei Kategorien eingeteilt. Teilchen, die größer als neun Mikrometer sind, werden als Nasen-, Rachen- und Kehlkopfstaub bezeichnet. Wie der Name bereits verrät, erreicht dieser die Lunge nicht und bleibt schon vorher an Schleimhäuten haften. Alles zwischen vier und neun Mikrometern wird als „Tracheobronchialstaub“ definiert. Dieser dringt zwar bis in die Bronchien vor, wird dort aber von den feinen Flimmerhärchen aufgefangen und wieder in den Atemtrakt befördert, wo er abgehustet werden kann.

Fraglos die schädlichste Staubart ist der alveolengängige A-Staub. Mit Partikeln, die kleiner als vier Mikrometer sind, erreicht er selbst die winzigen Lungenbläschen. Da diese keinen effektiven Selbstreinigungsmechanismus besitzen, setzt sich der Staub dauerhaft fest und kann so enormen Schaden anrichten. Sowohl für den gefährlichen A-Staub als auch für E-Stäube allgemein, gibt es in Deutschland einheitliche Grenzwerte. Während von den alveolengängigen Teilchen nur 1,25 Milligramm pro Kubikmeter Raumluft erlaubt sind, werden bei den gröberen E-Stäuben bis zu 10 Milligramm toleriert.

Grenzwerte unterscheiden sich

In anderen Ländern, besonders außerhalb der EU, können diese Grenzwerte jedoch deutlich höher liegen. So lässt die US-amerikanische Arbeitsschutzbehörde „Osha“ bis zu 5 Milligramm A-Staub pro Kubikmeter zu. Auf Baustellen treten derartige Stäube hauptsächlich bei der Bearbeitung verschiedener Baustoffe mit leistungsstarken Werkzeugen auf, etwa beim Sägen von Hartholz oder bei Bohrarbeiten an Betonelementen. Neben dem Risiko, dem die Mitarbeiter dadurch ausgesetzt sind, sollten zudem die technischen Geräte nicht vergessen werden. Gelangt der feine Staub in das Innere der Maschinen und setzt sich auf empfindlicher Elektronik oder mechanischen Teilen ab, kommt es schnell zu Defekten.

Mineralwolle setzt sich in der Lunge fest

Nicht nur der Durchmesser der Staubteilchen entscheidet jedoch über deren Gefährlichkeit. Faserstäube, die unter anderem bei der Arbeit mit Mineralwolle entstehen, fallen etwa durch die längliche Form der Partikel aus dem gängigen Größenschema. Trotz einer Länge von bis zu fünf Mikrometern dringen sie ungehindert tief in die Lunge ein und setzen sich dort fest. Besonders gesundheitsschädlich sind wiederum Stäube aus giftigen und krebserregenden Stoffen.

Das ehemals beliebte Dämmmaterial Asbest gehört dabei zu den bekanntesten Vertretern. Seine Verwendung ist in Deutschland seit 1993 verboten, beim Abriss und der Sanierung alter Gebäude tritt es aber immer noch häufig zutage. Neben Asbest machen Schwermetalle wie Nickel oder Cobalt den Großteil der krebserregenden Stäube aus. Für sie gelten eigene, deutlich strengere Grenzwerte. Die TRGS (Technische Regel für Gefahrstoffe) 910 gibt beispielsweise für Cobalt eine Akzeptanzkonzentration von nur 0,5 Mikrogramm pro Kubikmeter vor.

Gefährliche Wirkung im Mund

Bei toxischen Stäuben ist es zudem wichtig, die unterschiedlichen Arten von Giftstoffen zu kennen. Karzinogene und giftige Stäube haben gemein, dass sie nicht nur in der Lunge Schaden anrichten. Schon im Mund oder auf der Haut entfalten sie ihre gefährliche Wirkung, weswegen Kontakt auf jeden Fall zu vermeiden ist.  Weder krebserregend noch giftig, dafür aber hochgradig irritativ ist wiederum der auf  Baustellen praktisch unumgängliche Quarzstaub. Aufgrund seiner lungenschädlichen Wirkung wurde 2015 ein eigener Beurteilungsmaßstab veröffentlicht, der einen Höchstwert von 0,05 Milligramm vorschreibt.

Im Rahmen der „Clean is Changing“-Kampagne veröffentlicht Nilfisk verschiedene Fachbeiträge und Informationsmaterialien. Diese finden Sie online:

www.nilfisk.com/de-de/campaigns/clean-is-changing

Autor

Jan Martijn ist Produktmanager bei Nilfisk  in Bellenberg.

Fachkongress gegen Staub beim Bauen

Am 16. und 17. November 2021 veranstalten die im Bauverlag erscheinenden Zeitschriften bauhandwerk, dach+holzbau und THIS gemeinsam mit der BG Bau und weiteren Partnern zum ersten Mal den „Fachkongress gegen Staub beim Bauen.“ Stattfinden wird der Kongress in den Gebäuden des Landschaftspark Duisburg Nord. Unterstützt wird der Kongress neben der BG Bau von den Unternehmen JSP, Nilfisk, PCI, deconta, Dustcontrol, Hilti, Husqvarna, Jöst abrasives und uvex.

Programm unter www.bauhandwerk.de/staub

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