Innendämmung mit Lehm: bauhandwerk-Redaktion arbeitet auf Denkmal-Baustelle in Bergkamen mit

Mineralschaumplatten sind ein moderner Dämmstoff, Lehmputz ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Das Innendämmsysten „WI Lehm“ von Multipor setzt auf die Kombination von beidem. Wir von der bauhandwerk-Redaktion haben es auf einer Baustelle in Bergkamen ausprobiert.

Als Innendämmung eignet sich das System „WI Lehm“ besonders für die Sanierung von denkmalgeschützten Häusern. Daher setzt es auch Dipl.-Ing. Thomas Albrecht-Tiedemann bei der Sanierung seines Gutshofes in Bergkamen ein. Dessen „Gut Keinemann“ reicht mit seinen Fachwerkhäusern, Ställen und Scheunen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Der Brandschutzsachverständige hat den Gutshof 2015 erworben und selbst die Leitung der Sanierung übernommen. Noch in diesem Jahr will er in eines der Häuser einziehen.

Ehemaliger Pferdestall wird saniert und gedämmt

Das ganze Gelände soll als Oldtimer-Remise genutzt werden - eine Mischung aus Reparaturwerkstatt und Treffpunkt für Oldtimer-Fans. Ein ehemaliger Pferdestall wird als Büro und Werkstatt umgebaut. Dafür erhält das Gebäude eine Innendämmung aus Multiporplatten. Der ideale Ort für uns, um das Lehm-Mineralschaum-Innendämmsystem einmal selbst auszuprobieren. Vorführmeister Stefan Paulus von der Firma Multipor steht uns dabei als Experte zur Seite.

Anrühren, entkoppeln, kleben

Die Wand, an der wir arbeiten, ist bereits glatt und sauber verputzt. Den Multipor Leichtmörtel zum Kleben der Platten mischen wir an und lassen ihn fünf Minuten quellen. Um zu prüfen, ob der Mörtel verarbeitungsfertig ist, machen wir folgendes: Wir nehmen etwas davon auf die 12er Zahntraufel und bewegen sie hin und her. Der Mörtel darf sich dabei nicht von der Zahntraufel lösen, dann hat er genau die richtige Konsistenz zum Kleben. Angrenzende Bauteile entkoppeln wir mit einem Filz-Dämmstreifen, damit Bauteilbewegungen nicht auf die Multiporplatten übertragen werden. Passend zum Lehmmörtel arbeiten wir hier mit dem natürlichen Baustoff Hanf. Mit einer Mörtelpfanne geben wir den Mörtel auf die erste Multiporplatte und kämmen ihn mit der 12er Zahntraufel durch. Stege mit einer Höhe von 10 mm bleiben stehen. Jetzt nehmen wir eine der erstaunlich leichten Platten, setzen sie an die Wand und schwimmen sie ein. Beim Einschwimmen ist Feingefühl gefragt: Leicht drücken und dann in die richtige Position schieben. Wenn eine Platte bricht, kann sie an der Bruchstelle einfach wieder zusammengefügt werden.

Passstücke mit Fuchsschwanz ab­schneiden

Mit den anderen Multiporplatten verfahren wir ge­nau­so. Passstücke messen wir aus und schneiden sie mit dem Fuchsschwanz zurecht. Ist einmal keine Säge zur Hand, tut es sogar ein Cuttermesser. Die Platten lassen sich sehr einfach schneiden und geben schon unter dem Druck des Bleistifts nach. Ist eine Platte nach dem Abmessen noch zu groß, kann sie mit dem Schleifbrett zurecht gehobelt werden. Zusammen mit dem Vorführmeister verkleiden wir ein etwa 2,50 m hohes und 2 m breites Wandstück mit den Dämmplatten.

Lehmmörtel zu flüssiger Masse anrühren

Den Mörtel für den Putz bereiten wir folgendermaßen vor: Zuerst geben wir einen 25 kg-Sack Lehmmörtel in einen Bottich mit 13 l Wasser und mischen beides mit dem Rührgerät durch. Danach geben wir einen weiteren 25 kg-Sack Lehmmörtel dazu und rühren weiter, bis wir eine glatte Konsistenz erreicht haben. Im Anschluss muss der Mörtel fünf Minuten quellen. Wird der Lehmmörtel länger stehen gelassen und trocknet ein, kann er durch Wasserzugabe jederzeit wieder verflüssigt werden.

Mit einer Spachtel nehmen wir etwas Lehmputz auf die 12er Zahntraufel und versuchen, ihn auf die Multiporplatten aufzuziehen. Der Putz ist sehr flüssig, wir tragen ihn in mehreren Durchgängen auf. „Man rührt den Lehmputz so flüssig an, damit er auf den stark saugenden Platten besser zu verarbeiten ist“, sagt Olaf Kruse, Pressesprecher von Xella Deutschland. Da bei der Arbeit immer mal wieder viel Lehmmörtel von der Wand auf den Kiesboden fällt, gibt uns Anwendungstechniker Stefan Paulus einen Tipp: „Einfach eine Plane unterlegen. Der aufgefangene Lehmmörtel kann so wieder verwendet werden.“

Wir kämmen den Lehmputz mit der 12er Zahntraufel durch. Das Armierungsgewebe mit einer Maschenweite von 7 x 7 mm schneiden wir in der passenden Größe von der Rolle zurecht, betten es in den Putz ein und streichen es glatt. Mehrmals streichen wir dafür mit der Zahntraufel darüber. Hier gilt es, vorsichtig und mit wenig Druck zu streichen, damit das Gewebe nur im oberen Drittel der Putzschicht liegen bleibt.

Finish erst nach dem Trocknen

„Ich würde mindestens 24 Stunden warten, bevor ich die Oberfläche zum Beispiel mit einem Quast strukturiere“, sagt Stefan Paulus. Für einen Farbanstrich ist es jetzt ebenfalls noch viel zu früh. Sobald der Putz getrocknet ist, das dauert mehrere Tage, kann darübergestrichen werden. Zum Überstreichen eignet sich die Mulitpor Lehmfarbe. Die ist zwar nur in Weiß erhältlich, kann aber mit Farbpigmenten gefärbt werden. Der Lehmmörtel mit seiner natürlichen, sattgelben Farbe kommt aber, je nach Geschmack des Bauherrn, auch ohne zusätzliche Farbschicht aus.

Autor
Stephan Thomas ist Volontär in der Redaktion der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Einschwimmen mit Feingefühl: Leicht drücken und in die richtige Position schieben

Der Lehmmörtel ist ziemlich flüssig, einiges fällt herunter

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