Umnutzung einer denkmalgeschützten Mühle in Willstätt zum Rathaus

In Willstätt zog das Rathaus in eine historische Mühle ein. Auflage des Denkmalschutzes was es, die Konstruktion im Gebäude erlebbar zu erhalten. Dies realisierte das Architekturbüro Gaiser + Partner, indem es die historische Holztragstruktur durch gläserne Innenwände sichtbar machte.

Im mehrgeschossigen Turbinengebäude der alten Mühle stellte das Architekturbüro Gaiser + Partner die Büronutzung als von der Außenwand abgelöste Stahlbetonkonstruktion mit neuer Innenfassade ein. Damit bleibt die ursprüngliche Raumkubatur ablesbar. So entstanden eindrucksvolle Raumsituationen mit geschossübergreifenden Lufträumen am Ende des Flurs und sich über zwei Geschosse erstreckende vertikale Fensterelemente. Um die aufwändig sanierte und mit Stahl verstärkte, historische Holztragstruktur mit massiven Eichenholzstützen und Balkendecken sichtbar zu erhalten, sollten die Innenwände transparent ausgeführt werden.

Trennwände aus Glas

Bei der Ausführung der gläsernen Bürowände setzte sich die Unternehmensgruppe feco-feederle mit dem feco-Trennwandsystem als wirtschaftlichster Anbieter in einem öffentlichen Vergabeverfahren durch. Die ständerlose Nurglaskonstruktion „fecoplan“ bietet maximale Transparenz und erfüllt gleichzeitig mit einem Schalldämmprüfwert von Rw,P = 37 dB respektive 42 dB hohe Schallschutzanforderungen. Um den Trittschall zu entkoppeln, wurden die Flurglaswände auf vorher eingebaute Schwellenhölzer montiert. Für den oberen Deckenanschluss mit zahlreichen, durch die Holzbalkendecke bedingten Durchdringungen wurde ein schlankes Schott mit einem pulverbeschichteten Stahlprofil entwickelt. Dieses wurde vorab montiert und horizontal exakt ausgerichtet. Erst nachdem der Trockenbauer das Deckenschott mit Gipskarton beplankt und der Maler seine Arbeiten durchgeführt hatte, montierte feco-feederle die Glaswände.  

Türelemente als frei im Raum stehende Wandscheiben

Die Aluminiumprofile und Türzargen sind verkehrsweiß RAL 9016 pulverbeschichtet. Die beidseitig zargenbündigen 60 mm dicken HPL beschichteten Holztürblätter sind mit einen Schalldämmprüfwert von Rw,P = 37 dB ausgeführt. Zargenintegrierte Technik-Türseitenteile ermöglichen die Aufnahme von Lichtschaltern und Steckdosen. Mit den über den Türen durchlaufenden „fecoplan“ Oberlichtverglasungen erscheinen die flächig ausgeführten Türelemente als frei im Raum stehende Wandscheiben. Dadurch bleibt der ursprüngliche historische Raumeindruck wahrnehmbar, zumal auch die Bürozwischenwände als Nurglaskonstruktion ausgeführt wurden.

Um dem hohen Bedarf an Aktenstauraum gerecht zu werden, hat man sich für türhohe Schränke und Sideboards entschieden. Beide sind mit akustisch wirksamen mikroperforierten Schiebetüren ausgestattet. Die Schiebetüren sparen gegenüber einer Ausführung mit Drehflügeltüren Platz, so dass das Raumprogramm umgesetzt werden konnte. Als besondere Herausforderungen gestalteten sich die Kombination von Hängeauszugsregistern und die Ausführung mit abschließbaren Schiebetüren. feco-feederle entwickelte die Schränke objektbezogen, so dass diese eine Einheit mit den Systemglaswänden bilden. So entspricht die Schranksockelhöhe der Höhe des Bodenanschlussprofils und die Glasstöße wurden entsprechend der Schrankeinteilung gewählt. Die Schränke stehen entweder Rücken an Rücken vor den Glaswänden oder werden durch geschlossene, akustisch wirksame Wandflächen auf der Gegenseite ergänzt.  

Die Wandscheiben sind mit schlanken Aluminiumprofilen horizontal gegliedert und organisierbar, so dass Regalböden, Haken und andere Orga-Elemente flexibel eingehängt werden können. Das bietet eine Personalisierung der Arbeitsplätze und hinterlässt gleichzeitig einen aufgeräumten Eindruck. Außerdem ist jeweils ein horizontales Element als farbiger Filzstreifen pinnfähig.  

Möblierung und Trennwände aus einer Hand

Durch die gläserne Gestaltung der Flurwände kommt der Möblierung, für die feco-feederle als Anbieter von Büromöbeln ebenfalls den Zuschlag erhielt, als Gestaltungselement hohe Bedeutung zu. Die Möblierung sollte leicht und elegant wirken. Diesen Anforderungen entsprechen die vom Architekten Antonio Citterio entworfenen Schreibtische „Ad Hoc“ von vitra mit ihrem zeitlos, technisch-eleganten Ausdruck sowie die ebenfalls von Citterio entwickelten Bürodrehstühle „ID Mesh“. Vereinzelt kommen höhenverstellbare Tische zum Einsatz.

Der Eingangsbereich empfängt die Besucher mit einer Sitzgruppe aus „vitra Suita“ Sofas in Kombination mit „Repos“ Sesseln. Der mit einer neuen Holzkonstruktion überspannte Sitzungssaal im Dachgeschoss wird mit einer kreisrunden Konferenztischanlage in Kombination mit „Fina“ Soft Konferenzstühlen des aus dem Schwarzwald stammenden Herstellers Brunner eindrucksvoll unter kreisförmigen LED-Leuchten inszeniert.  

Zukunftsfähig mit Respekt vor der Historie

Mit dem Bürgermeister Marco Steffens hat Jochen Delgmann vom Architekturbüro Gaiser + Partner ein zeitgemäßes Rathaus in historischer Hülle verwirklicht. Das Gebäude bietet attraktive, zukunftsfähige Arbeits- und Besprechungsräume und präsentiert sich bürgerfreundlich und lebendig. Gleichzeitig erweist man durch den Erhalt des geschichtsträchtigen Bauwerks dem historischen Ortsbild Respekt und die Gemeinde positioniert sich mit ihrem Rathaus wettbewerbsfähig für die Zukunft.

Autorin

Heike Blödorn M.A. ist Baufachjournalistin und Inhaberin der PR-Agentur blödorn pr in Karlsruhe.

Baubeteiligte (Auswahl)

 

Bauherr Bauherrengemeinschaft (BHG) Gemeinde Willstätt / Falk Mühlen-Objekt, Willstätt, www.willstaett.de 

Architekten Gaiser + Partner, Karlsruhe, www.gaiser-partner.de 

Planung und Montage  feco-feederle, Karlsruhe, www.feco-feederle.de

 

 

Herstellerindex (Auswahl)

 

Systemtrennwände und Systemschränke

feco Systeme, Karlsruhe, www.feco.de 

Möblierung Vitra International, CH-Birsfelden, www.vitra.com / Brunner, Rheinau-Freistett,
www.brunner-group.de

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