Deckengewölbe mit Knauf Aquapanel für U-Bahnstation Museumsinsel Berlin

Die neue Berliner U-Bahnstation Museumsinsel empfängt die Fahrgäste mit einem künstlichen Sternenhimmel. Das auf Basis von 3D-Planung vorgefertigte Gewölbe verkleidet die K. Rogge Spezialbau GmbH mit „Aquapanel Cement Board Outdoor“ – inklusive 6662 Lichtpunkte.

Bei der jüngsten Erweiterung der U-Bahnlinie 5 haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) die rund 2 km lange Lücke zwischen Brandenburger Tor und dem Alexanderplatz geschlossen und drei neue U-Bahnhöfe eröffnet. Am U-Bahnhof Museumsinsel begrüßt die Passagiere ein künstliches Firmament, das von 6662 Lichtpunkten beleuchtet wird.

Spektakuläres Firmament unter der Stadt: der künstliche Sternenhimmel über dem neuen Berliner U-Bahnhof Museumsinsel Spektakuläres Firmament unter der Stadt: der künstliche Sternenhimmel über dem neuen Berliner U-Bahnhof Museumsinsel
Foto: Knauf / Stephan Klonk

Spektakuläres Firmament unter der Stadt: der künstliche Sternenhimmel über dem neuen Berliner U-Bahnhof Museumsinsel
Foto: Knauf / Stephan Klonk
Dieses basiert auf tonnenförmigen Deckensegeln, die nicht nur eine gestalterische Aufgabe erfüllen, sondern auch einer Reihe von Anforderungen genügen müssen: So muss die Decke eine hohe mechanische Belastbarkeit aufweisen, sowohl 1,5 kN Winddruck als auch 1,5 kN Windsog standhalten und ballwurfsicher sein. Um von der durch die U-Bahn-Röhren strömende Außenluft nicht angegriffen zu werden, kam für die Deckenbekleidung zudem nur feuchtigkeitsresistentes Material in Form von zementgebundenen Platten in Frage. Darüber hinaus stand für die Montage der Decke nur eine eng begrenzte Zeitspanne zur Verfügung, um die Sperrzeiten der Linie so kurz wie möglich zu halten. Vor diesem Hintergrund mussten bei der Vorfertigung des künstlichen Gewölbes schon die Auslässe für die LEDs integriert werden – und zwar so, dass die Beleuchtung ohne großen Zeitaufwand vor Ort integriert werden konnte.

Vorfertigung nach exaktem Plan

Mit dem Auftrag für die Ausführung des Gewölbes erhielt die K. Rogge Spezialbau GmbH auch die Aufgabe, die Logistik der Bauarbeiten zu planen und die Konstruktion ebenso hochwertig wie schnell zu erstellen. Die Materiallieferung und Vorfertigung der Deckensegel aus „Aquapanel Cement Board Outdoor“ übernahm Knauf nach dem Vorbild einer von Rogge zusammen mit einem Knauf-Anwendungstechniker erstellten Musterfläche. Im Leistungsportfolio integriert war neben der Planung und Vorfertigung der Einzelelemente auch die statische Vorbemessung, die Erstellung des Verlegeplans und die Überprüfung der Konstruktion. Weil die Monteure die Segel erst vor Ort formten, musste die Decke in 3D geplant und beim Zuschnitt der Einzelelemente zudem zweidimensional abgewickelt werden. Jede der 2000 x 1250 mm großen Platten wurde dabei mit Bohrungen im Durchmesser von 30 mm für die Lichtpunkte versehen. Auf dieser Basis stellten die Trockenbauer insgesamt 1472 m² Deckenfläche her, aufgeteilt in 24 Plattentypen. Bei der Planung und Produktion wurde die zweilagige Verlegung bereits berücksichtigt: Die Lochungen der unteren Plattenlage mussten nach der Montage trotz der durch die Krümmung bestimmten Verschiebung mit den Lochungen der oberen Plattenlage übereinstimmen.

Präzise Montage vor Ort 

Vor Ort erstellte die K. Rogge Spezialbau GmbH zunächst die Unterkonstruktion für die Deckensegel. Diese besteht aus CD 60/27-Profilen der Korrosionsschutzklasse C3, die an Direktabhängern (37,5 x 67 x 37,5 x 3 mm) 60 mm abgehängt wurden. Parallel dazu befestigten die Monteure eine Unterkonstruktion aus UA-Profilen (100 mm) an ein bauseitiges Stahlgerüst, die die Kamerabefahrung des U-Bahnhofs ermöglicht.

Die Vor-Ort-Montage erfolgte nach genauen Verlegplänen. Die Lichthülsen wurden dabei durch die vorgebohrten Auslässe der zweilagigen Beplankung geschoben Die Vor-Ort-Montage erfolgte nach genauen Verlegeplänen. Die Lichthülsen wurden dabei durch die vorgebohrten Auslässe der zweilagigen Beplankung geschoben
Foto: Knauf / Stephan Klonk

Die Vor-Ort-Montage erfolgte nach genauen Verlegeplänen. Die Lichthülsen wurden dabei durch die vorgebohrten Auslässe der zweilagigen Beplankung geschoben
Foto: Knauf / Stephan Klonk
Die Montage der Deckenplatten erfolgte auf Basis der mitgelieferten Verlegepläne – wobei die Lichthülsen durch die vorgebohrten Auslässe der Beplankung geschoben wurden und die Löcher im Anschluss mit Spachtel und Gewebepflastern angearbeitet wurden. Alle 15 m sah die Planung Bewegungsfugen in der Decke vor. Auch die seitlichen Anschlüsse wurden über Fugen gelöst: Da die Marmorverkleidungen der Tunnelwände zum Zeitpunkt der Deckenmontage jedoch noch nicht fertiggestellt waren, integrierte die Deckenplanung eine virtuelle dreidimensionale Achse, die die endgültigen Maße einkalkulierte.

Herausforderung Baustellenlogistik

Herausforderung Logistik: der enge Zeitplan und die komplizierte Baustellenbelieferung verlangten eine präzise Vorplanung und perfekt abgestimmte Arbeitsprozesse Der enge Zeitplan und die komplizierte Baustellenbelieferung verlangten eine präzise Vorplanung und perfekt abgestimmte Arbeitsprozesse
Foto: Knauf / Stephan Klonk

Der enge Zeitplan und die komplizierte Baustellenbelieferung verlangten eine präzise Vorplanung und perfekt abgestimmte Arbeitsprozesse
Foto: Knauf / Stephan Klonk
Die komplizierte Baustellenlogistik am Bahnhof Museumsinsel machte einen Planungsvorlauf von sechs Monaten erforderlich. Vor der Montage wurde das gesamte Material über bestehende U-Bahntunnel mit Arbeitsloren vom Arbeitsbahnhof am Olympiastation zum neuen Bahnhof Museumsinsel transportiert. Im Anschluss montierten die Handwerker die Decke mit mehreren Arbeitskolonnen im Schichtbetrieb. Die erste Arbeitskolonne befestigte die Unterkonstruktion am Subtragwerk. Die zweite übernahm die zweilagige Beplankung. Die dritte war für das Verspachteln der Fugen und gesamten Decke in Q4-Qualität verantwortlich. Um den Trocknungsprozess der Decke zu beschleunigen, wurde die Luft während der Bauarbeiten maschinell entfeuchtet und nach dem Verspachteln bauseits blau beschichtet, so dass sie nun in Kombination mit den Lichtpunkten einen Sternenhimmel imitiert.

Autor

Gerald Herrmann ist Gebietsleiter Aquapanel bei der Knauf Gips KG in Iphofen.

Baubeteiligte (Auswahl)

Bauherr BVG Berliner Verkehrsbetriebe, vertreten durch die Projektrealisierungs GmbH U5

Planung Max Dudler, Berlin, www.maxdudler.de

Trockenbauarbeiten K. Rogge Spezialbau, Berlin, k-rogge.de, Projekt- und Bauleitung Daniel Saray, Technische Bearbeitung Ellen Hübner

Fachberatung Ekkehard Scholz, Objektmanager Akustiksysteme/Design; Herrmann Gerald, Gebietsleiter Aquapanel, Knauf Gips, Iphofen

Baustoffe Knauf Gips, Iphofen, www.knauf.de

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 06/2013

St.-Ursula-Schule in Würzburg mit geschwungenen Deckensegeln

Beim Umbau der traditionsreichen St.-Ursula-Schule in Würzburg spielte die Raumakutstik eine ganz besondere Rolle. Denn: „Eine brillante Akustik ist essenziell für die Konzentration und das...

mehr
Ausgabe 12/2019

Nachträglich montierte Deckensegel

Die zwanzig im Restaurant ?Wirtshaus? in Oldenburg montierten Deckensegel ?Selecta one? wirken sich unmittelbar auf die Akustik im Raum aus Foto: OWA

Das Restaurant „Wirtshaus“ wurde 2016 in Obernburg eröffnet. So gediegen und gastfreundlich die Inneneinrichtung ist, so wenig waren offensichtlich akustische Faktoren in der Planungsphase...

mehr
Ausgabe 06/2018

Akustik-Deckensegel aus Holzwolle montieren

Montage der Deckenunterkonstruktion f?r das Deckensegel ?Heradesign Sonic modular?

Mit den Akustik-Deckensegeln aus dem System „Heradesign Sonic“ von Knauf AMF lassen sich nicht nur die in großen Räumen typischen Geräuscheinflüsse durch Gespräche usw. senken, sondern durch...

mehr
Ausgabe 06/2014

Deckenmontage leicht gemacht

Alle Komponenten des Deckensystems aus Ventatec Schienen und Thermatex Deckenplatten sollten unbedingt sauber und trocken gelagert werden und nur auf ebenem Untergrund abgestellt werden. Das vermeidet...

mehr
Ausgabe 06/2011

Feinste Akustik im Theater

Theater, Kunst und Kultur in einem Haus – dafür braucht man viel Platz – und ein großes Budget. Normalerweise. Mit dem neuen Theater Gütersloh hingegen hat Architekt Prof. Jörg Friedrich...

mehr