Lastenräder mit Wetterschutz: Frikar, Hopper, Rytle MovR3 und Mubea Cargo
Über Lastenräder haben wir in bauhandwerk schon häufiger berichtet. Meist waren dies Modelle, die dem Fahrer keinen Wetterschutz bieten. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Herstellern, die Lastenräder anbieten, mit denen Handwerker ganzjährig auch bei Regen und Schnee unterwegs sein können.
Beim Lastenradtest, den wir gemeinsam mit der Handwerkskammer Düsseldorf vor ein paar Jahren durchgeführt haben, fing es gegen Ende des Tages an zu regnen. Typisch. Uns störte das nicht weiter. Das geht aber nicht jedem so, zumal dann nicht, wenn die Gesundheit der Mitarbeiter besonders im Fokus steht. Der Inhaber eines Handwerksbetriebs schrieb uns, dass er seine Leute nicht auf ein Lastenrad setzen würde, eben wegen der Gesundheitsgefährdung bei schlechtem Wetter. Außerdem könne man Werkzeug und Material nicht abschließen, wie man dies bei einem Kastenwagen kann. Mittlerweile gibt es jedoch mit dem „Frikar“ von Podbike, dem „Hopper Cargo“, dem „Mubea Cargo“ und dem „Rytle MovR3“ Lastenräder, die einen Witterungsschutz und abschließbaren „Kofferraum“ bieten.
„Frikar Podbike“
Das „Frikar“ von Podbike fährt auf vier Rädern und bietet dank der Vollverkleidung einen umfassenden Wetterschutz
Foto: Podbike
Der Anspruch von Podbike ist hoch: Das norwegische Unternehmen will mit dem „Frikar“ nicht mehr und nicht weniger als eine Alternative zum Auto bieten. Deshalb heißt das E-Bike auch „Frikar“, also frei vom Auto, wobei es mit seinen vier Rädern und der Vollverkleidung selbst ein wenig wie ein geschrumpftes Auto aussieht. Der 160 Liter große „Kofferraum“ direkt hinter dem Fahrersitz bietet Platz für Werkzeug und ein wenig Material – mehr nicht. Das „Frikar“ bietet im Vergleich mit den anderen hier vorgestellten Lastenrädern mit Wetterschutz den kleinsten Stauraum. Die Zuladung beträgt 120 kg (abzüglich des Fahrergewichts). Größere Gegenstände beziehungsweise Bauteile können aber per Anhänger transportiert werden, den man dank einer optional erhältlichen Anhängerkupplung hinter sich herziehen kann. Der wesentliche Vorteil des „Frikars“ gegenüber den anderen vorgestellten Lastenrädern ist die Vollverkleidung, die den besten Wetterschutz bietet.
Das „Frikar“ ist 2,30 m lang und mit Außenspiegeln an beiden Seiten rund 84 cm breit – also auch nicht breiter als andere Lastenräder mit zweirädrigen Achsen. Mit einer Höhe von 1,10 m sitzt man so tief wie in einem Sportwagen unter einer Plexiglaskuppel, wie man sie eher von Segelflugzeugen kennt. Das erlaubt im Vergleich zu vielen Velomobilen trotz der niedrigen Sitzposition eine hervorragende (Rundum)-Sicht auf den Verkehr und bietet ein Plus an Sicherheit. Da es sich um ein Pedelec handelt, das von zwei 250-Watt-Motoren auf der Hinterachse und einer Tretkurbel, die per Riemen die Kraft der Beine an einen Generator weitergibt, angetrieben wird, darf man damit auch auf Fahrradwegen und vorbei am städtischen Stau fahren.
Der „Kofferraum“ hinter dem Fahrersitz bietet mit 160 Litern Platz für Werkzeug und etwas Material beziehungsweise, wie hier zu sehen, für ein paar Pakete. Größere Gegenstände können per Anhänger mitgenommen werden
Foto: Podbike
Die elektrisch unterstützte Höchstgeschwindigkeit liegt daher auch bei 25 km/h. Natürlich kann man mit dem rund 90 kg schweren „Frikar“ auch schneller fahren, bergab wären 60 km/h und mehr drin, wenn der Antrieb per Rekuperation nicht ab 50 km/h aus Sicherheitsgründen abgeregelt würde. Dabei wird elektrische Energie in die herausnehmbaren Akkus eingespeist. Laut Hersteller kommt man mit dem nur 5 kg schweren 877-Wh-Akku 50 bis 80 km weit. Mit einem zweiten Akku, den wir empfehlen, verdoppelt sich die Reichweite entsprechend. Laden kann man die herausnehmbaren Akkus im Fahrzeug, daheim oder in der Werkstatt. Das „Frikar“ soll noch im Laufe dieses Jahres für einen Preis ab 7400 Euro (Standard-Version) in die Serienproduktion gehen. Zunächst soll jedoch die Plus-Version zu einem Preis ab 8200 Euro verkauft werden.
Weitere Infos online unter www.podbike.com
„Hopper Cargo“
Der „Hopper“ ist ein Lastenrad mit Kabine auf drei Rädern. Man sitzt darin ähnlich wie in einem PKW
Foto: Thomas Wieckhorst
Auch das dreirädrige E-Bike vom Augsburger Start-up Hopper Mobility hat den Anspruch, eine Alternative zum Auto zu sein. Die Cargo-Version bietet hinter dem Fahrersitz 220 Liter Platz für Werkzeug und ein wenig Material. Es soll auch eine Anhängerkupplung geben, so dass man auf einem Anhänger auch größere Gegenstände transportieren kann. Am Prototyp, den wir uns auf der micromobility expo Mitte Mai in Hannover angesehen haben, war diese allerdings noch nicht montiert.
Der „Hopper“ fährt auf drei Rädern. Ungewohnt ist die 90-Grad-Lenkung der Hinterachse. Man fährt den „Hopper“ ähnlich wie einen Gabelstapler. Das mag für den ein oder anderen zunächst recht ungewohnt sein, erlaubt dem Fahrzeug aber einen sensationellen Wendekreis von nur 2 m. Damit kommt man vor allem in der Stadt auch mit schwierigen Fahrsituationen klar und lenkt den „Hopper“ auch in die kleinste Parklücke hinein.
Der elektrische Strom wird beim Treten per Muskelkraft mit einem Generator erzeugt. Zusätzlichen Strom soll es künftig aus einer Photovoltaikanlage auf dem Dach geben. Mit dem Solarpanel sollen laut Hersteller in jeder Stunde mit voller Sonneneinstrahlung dann zusätzlich bis zu 5 km gefahren werden können. Beim Prototyp war die Solaranlage allerdings noch nicht montiert. Ab Ende kommenden Jahres soll der „Hopper“ voraussichtlich für einen Preis ab 7300 Euro in die Serienproduktion gehen. Der tatsächliche Preis dürfte dann aufgrund von Lieferengpässen und Preissteigerungen allerdings deutlich höher liegen.
Weitere Infos online unter hopper-mobility.com
„Rytle MovR3“
Der „MovR3“ ist ein Minitransporter mit einer Lastenaufnahme für Europalatten und einem Ladevolumen von 1600 Litern
Foto: Thomas Wieckhorst
Im Vergleich zum „Frikar“ und „Hopper“ präsentierte das Bremer Unternehmen Rytle auf der IAA Transportation Ende September in Hannover mit seinem „MovR3“ einen Minitransporter als E-Pedelec. Auch in diesem Gefährt sitzt man aufrecht wie in einem Auto und ist auf drei Rädern mit engem Wendekreis unterwegs. Der Clou bei diesem elektrifizierten, vollgefederten Lastenfahrrad: Die Berücksichtigung des Europaletten-Standardmaßes in der Lastenaufnahme. Eine elektrische Palettengabel in der offenen Ladebucht im Heck löst dabei die mechanische Kurbel des Vorgängermodells ab. Damit kann man dann palettenweise Baustoffe transportieren, so diese denn mit Fahrer nicht mehr als maximal 373 kg wiegen (Gewicht des Fahrers, Zuladung von 30 kg vorne und 257 kg hinten). Zudem lässt sich damit auch die Transport-Box auf Rollen des Herstellers mit einem Ladevolumen von 1600 Litern aufnehmen.
Der 130 cm breite, 3,10 m lange und fast 2 m hohe „MovR3“ wiegt 237 kg. Er sieht zwar überhaupt nicht mehr wie ein Fahrrad aus, ist aber ein E-Bike mit einer maximal bis 25 km/h elektrisch unterstützten Geschwindigkeit. Mit einem Rückwärtsgang ausgestattet, bleibt er sehr gut manövrierbar. Allerdings orientiert sich das Gefährt an Automotive-Standards. Auch die in den Spiegel integrierten additionalen Blinker und eine hochwertige LED-Lichtanlage tragen dem Sicherheitsaspekt Rechnung, die Vollfederung sorgt für ein ruhigeres und kontrolliertes Fahrverhalten. Die überarbeitete Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) erfüllt nicht nur ihre Schutzfunktion vor der Witterung, sondern punktet auch mit einem ansprechenden Design und leichter Reparierbarkeit. Verstärkte Laufräder aus der Motorrad-Industrie erhöhen die Zuverlässigkeit. Je nach örtlicher Gegebenheit können die Fahrer die gesichertere Ein- und Ausstiegsseite rechts oder links frei wählen. Den „MovR3“ gibt es für einen Preis ab 16 900 Euro (ohne Box). Weitere Infos online unter www.rytle.com
„Mubea Cargo“ von Muhr und Bender
Der „Mubea Cargo“ bietet in der Version „Pack“ eine geschlossene 1900 Liter Box mit seitlicher Tür und Palettenmaß
Foto: Mubea
Auch der „Mubea Cargo“ von Muhr und Bender aus Attendorn ist ein echter „Lastenesel“ auf vier Rädern mit Wetterschutz für den Fahrer. Auch dieses E-Bike ist ein Minitransporter, der in der Version „Pack“ in seiner Box ein Ladevolumen von bis zu 1900 Litern bei einer Zuladung von 200 kg bietet. Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei rund 500 kg. In der Version „Work“ bietet die Pritsche eine Ladefläche von 1,27 m x 90,7 cm. Der Elektromotor des 2,77 m langen, 99,5 cm breiten und 1,99 m hohen Gefährts liefert bei einer Nenndauerleistung von 250 Watt eine maximale Leistung von 750 Watt. Das Drehmoment des Motors liegt bei 130 Nm.
Auch dieses Fahrzeug ist ein bis 25 km/h unterstütztes Pedelec, ausgestattet mit einem 7-Gang-Automatikgetriebe mit Rückwärtsgang (bis 6 km/h) und Anfahrhilfe (ebenfalls bis 6 km/h). Die Bereifung stammt auch bei diesem E-Bike vom Motorrad. Der Wendekreis liegt bei 5,5 m. Es gibt zwei Steckplätze für die herausnehmbaren Akkus. Mit einem der 1,24-kWh-Lithium-Ionenakkus kommt man laut Hersteller 50 km weit, mit beiden Akkus sind es bis zu 100 km.
Viel Wert wurde bei Muhr und Bender auf den Schutz des Fahrers gelegt. Ein speziell konstruierter „Front-Bumper“ und seitlicher Kantenschutz aus expandiertem Polypropylen vereinen Sicherheit und Design. Optional soll es in Zukunft auch Seitentüren für die Fahrerkabine geben. Die Frontscheibe ist mit Lotuseffekt ausgestattet, weshalb man auf einen Scheibenwischer verzichtet. Der „Mubea Cargo“ geht in der Version „Pack“ mit Box für rund 12 500 Euro an den Start, für die Version „Work“ als Pritsche bezahlt man ab rund 15 000 Euro.
Weitere Infos online unter www.mubea-umobility.com
Autor
Dipl.-Ing. Thomas Wieckhorst ist Chefredakteur der Zeitschrift bauhandwerk.