Wie das Mittelstand-Digital Zentrum Bau Handwerker mit den Formaten „B(l)auPause“ und „BauVision“ vernetzt

Ein entscheidender Erfolgsfaktor im Handwerk ist das persönliche Netzwerk. Das Mittelstand-Digital Zentrum Bau bringt Betriebe mit der morgendlichen „B(l)auPause“ und der „BauVision“ zusammen. Michael Hoen vom eBusiness-KompetenzZentrum berichtet im Interview, welche Hilfestellungen Handwerker bekommen.

Der Austausch von Wissen, Erfahrungen und Technologien, der Zugang zu neuen Geschäftsmöglichkeiten sowie wertvolle Kooperationen und Partnerschaften sind nur einige der zahlreichen Vorteile, die sich aus dem Kontakt mit Kollegen, Kunden, Experten und Lieferanten ergeben können. Um kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) auf diesem Weg zu unterstützen, bietet das Mittelstand-Digital Zentrum Bau im Rahmen des „MeisterWerker“-Teams zwei Veranstaltungsformate an: die B(l)auPause und die BauVision. Michael Hoen, Senior Consultant – Business Process Management, eBusiness-KompetenzZentrum gGmbH, erklärt, worum es geht.

Im Durchschnitt nehmen 20 bis 25 Betriebe an der „B(l)aupause" oder der „BauVision" teil, unabhängig von ihrer Größe
Foto: AdobeStock

Im Durchschnitt nehmen 20 bis 25 Betriebe an der „B(l)aupause" oder der „BauVision" teil, unabhängig von ihrer Größe
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Herr Hoen, was ist die B(l)auPause" und wie ist sie entstanden?

Michael Hoen: Die B(l)auPause" ist der Nachfolger des vom Kompetenzzentrum 4.0 Planen und Bauen initiierten digitalen Handwerkerfrühstücks. Sie findet jeden zweiten Donnerstag im Monat statt, beginnt jeweils um 9.30 Uhr und dauert 45 bis 60 Minuten – ideal für die Frühstückspause. Zu Beginn gibt es einen zehn- bis 20-minütigen Impulsvortrag zu vorgegebenen Themen wie Datenerfassung, Kommunikation zwischen Baustelle und Büro, Mängelmeldungen oder Fotoreporting. Diesen Vortrag halte entweder ich, mein Kollege Daniel Rugel, der im eBusiness-KompetenzZentrum gGmbH für das Thema Wissensmanagement zuständig ist, oder wir halten ihn gemeinsam mit Gästen im Team. Anschließend folgt eine Diskussionsrunde, in der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Erfahrungen und Perspektiven austauschen. Da diese Diskussionen den geplanten Zeitrahmen häufig gesprengt haben, haben wir gemerkt, wie groß das Interesse der Branche an einer Vernetzung und dem Austausch von Lösungen ist. Um dieses Bedürfnis weiter zu fördern, wurde die BauVision" ins Leben gerufen. Diese Veranstaltung findet jeweils eine Woche nach der B(l)auPause" statt.

Wie ist hier der Ablauf?

Michael Hoen: Die BauVision" ist eine offene Sprechstunde ohne Impulsvortrag und festgelegte Themen. Sie bietet den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Raum, um sich zu vernetzen und Erfahrungen zur Digitalisierung auszutauschen. Die Termine werden von uns moderiert und der strukturierte Dialog damit gefördert. Das funktioniert sehr gut. Zwar sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Beginn oft zurückhaltend. Doch sobald das Eis gebrochen ist, entsteht eine lebendige Diskussion.  Es werden auch Lösungen und Potenziale aktueller Technologien geteilt. Aktuell stehen dabei meist Themen wie X-Rechnung, Datenschutz, Datensicherheit, Datentransfer und der Einsatz von KI-Tools im Fokus.

Wie viele Menschen nutzen die B(l)aupause" oder die BauVision"?

Michael Hoen: Im Durchschnitt nehmen 20 bis 25 Betriebe teil, unabhängig von ­ihrer Größe – von Ein-Mann-Betrieben über Architekturbüros mit 10 bis 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Handwerksbetrieben mit 60 bis 70 Angestellten bis hin zu größeren Firmen mit 400 bis 500 Mitar-
beiterinnen und Mitarbeitern. Auch Verbände sowie Mitarbeiterinnen und Mitabeiter von Universitäten und Studierende aus den Bereichen Bauwesen, Bauingenieurwesen und Architektur sind regelmäßig anwesend.

Hat dabei niemand die Sorge, der Konkurrenz eigene Betriebsgeheimnisse zu verraten?

Michael Hoen: Nein, im Gegenteil, die Teilnehmer sind ­offen und teilen gerne ihre ­Informationen. Viele Betriebe nehmen sogar regelmäßig teil, sei es zu ähnlichen Themen oder einfach zum Netzwerken. Anfangs sind die Kameras häufig aus, doch im Laufe der Veranstaltung werden sie eingeschaltet und es kommen konkrete Fragen oder Kommentare. Es fühlt sich fast wie eine Talkshow an, in der jeder seine Perspektive einbringen kann.

Welche Themen werden derzeit am häufigsten nachgefragt? KI?

Michael Hoen: Sicher, wobei dabei derzeit in der Regel noch die KI-Readiness im Vordergrund steht, also die Bereitschaft und die Kompetenz von Handwerksbetrieben, KI-Technologien einzuführen. Lediglich ein gutes Drittel der Unternehmen ist bereits weit genug, um spezielle KI-Lösungen einzuführen.

Die Automatisierung von Standardprozessen und die KI-Nutzung sind  häufig angesprochene Themen bei den Online-Treffs
Foto: AdobeStock

Die Automatisierung von Standardprozessen und die KI-Nutzung sind  häufig angesprochene Themen bei den Online-Treffs
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Wo stehen die anderen Unternehmen in diesem Prozess?

Michael Hoen: ChatGPT und ähnliches sind natürlich verbreitet, doch bei anderen KI-Anwendungen fehlt noch viel bis zur praktischen Nutzung. Der Hauptgrund liegt darin, dass Betriebe noch nicht genügend Daten gesammelt haben, auf die die KI zugreifen kann.Während größere Unternehmen  oft schon  über umfangreiche Datensammlungen verfügen, die sie für ihre KI-Anwendungen nutzen können. müssen kleinere die relevanten Daten erst erheben, bevor sie den nächsten Schritt gehen können. Sie sollten also beispielsweise Auftragsdaten sammeln, aus denen hervorgeht, wann besonders viele Sanierungsaufträge eingegangen sind. Stellt sich dabei heraus, dass dies regelmäßig nach verregneten Januarmonaten der Fall war, kann die KI im Nachgang daraus Schlüsse ziehen.

Und wenn bereits Daten vorhanden sind?

Michael Hoen: Ist die KI-Readiness gegeben, kann ein Chatbot implementiert werden, der auf diese Daten zugreift und präzise Antworten liefert. Er könnte Fragen wie „Wo war das letzte Projekt, bei dem eine Wand gestrichen wurde?“ beantworten und je nach Berechtigungsrahmen auch spezifische Informationen für die Mitarbeiterinnen und Mitabeiter bereitstellen oder sogar Vorhersagen treffen. Wenn für das Streichen von 25 m² Wand bei einem früheren Projekt zum Beispiel 3,5 Stunden benötigt wurden, könnte er auf dieser Basis eine präzisere Zeitabschätzung für ähnliche Projekte liefern.

Welche Themen interessieren die KMU im Handwerk sonst noch?

Michael Hoen: Da gibt es mehrere Themen, zum Beispiel die X-Rechnung. Teilnehmer unserer Veranstaltungen wollen wissen, wie diese eingelesen oder erstellt werden kann, welche Software dafür geeignet ist und was zu tun ist, wenn das Unternehmen selbst eine X-Rechnung erhält. Auch Fragen zur Fotodokumentation treiben die Branche um. Wie können Baustellen mit Fotos und Plänen dokumentiert und diese Informationen effizient weitergeleitet werden? Und wie können Architekten oder andere Baubeteiligte Pläne in Echtzeit mit Bauherren oder Bauunternehmen teilen und diesen Prozess automatisieren? Darüber hinaus ist die Automatisierung von Standardprozessen ein besonders häufig angesprochenes Thema, beispielsweise das Verschieben von Dateien an den richtigen Speicherort, der auch für den Bauherrn zugänglich ist, und das automatische Versenden von Benachrichtigungen bei Planaktualisierungen. Oder um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter einen gültigen Führerschein besitzen. Das Gleiche gilt für Gefahrgut-Schulungen, die über Videos mit automatisierten Rückmeldungen einfacher abgewickelt werden können. Ein weiteres Thema sind 3D-Punktwolken und die damit verbundenen Möglichkeiten, aus einem 3D-Bild präzise Messungen vorzunehmen. An all diesen Themen ist das Interesse groß.

Digitale Tools verbessern auch die Teamarbeit auf der Baustelle
Foto: AdobeStock

Digitale Tools verbessern auch die Teamarbeit auf der Baustelle
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Was nehmen die Unternehmen aus solchen Veranstaltungen im Detail mit?

Michael Hoen: Die Teilnehmer erhalten praxisnahe Unterstützung, wie sie mit Standardsoftware wie Word, Excel, Outlook oder Teams ihre Arbeitsprozesse optimieren können. Auch wenn viele diese Tools bereits nutzen, lernen sie, wie sie diese effektiver einsetzen können. Zudem erfahren sie, wie sie mit minimalen Zusatzinvestitionen, zum Beispiel für einen Chatbot, ihre Lösungen verbessern und Herausforderungen meistern können.

Wie geht es nach der B(l)aupause" oder der BauVision" weiter? Gibt es weitere Veranstaltungen? Besteht auch über den jeweiligen Termin hinaus Interesse an den Netzwerken?

Michael Hoen: Auf jeden Fall. Nach den Webinaren gibt es regelmäßig Anfragen von Betrieben, die sich weiter vernetzen möchten, entweder im Chat oder durch die Weitergabe von Kontakten. Darüber hinaus hält das Mittelstand-Digital Zentrum Bau Webinare zu speziellen Themen wie digitale Geschäftsprozesse, KI-Readiness und Wissensmanagement ab. Zusätzlich werden 1:1 Onlinechecks angeboten, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer individuell mit Experten über spezifische Themen sprechen können. Diese Termine lassen sich flexibel buchen. Für Verbände gibt es außerdem die Möglichkeit, kostenlose Vorträge anzufragen, zum Beispiel im Bereich Bauhandwerk. Diese werden von Experten vor Ort oder online gehalten. Das alles wird von den Teilnehmern sehr geschätzt. Das Feedback auf die Formate ist immer gut – und das Interesse am Netzwerken groß.

Weitere Informationen zu den kommenden Veranstaltungen gibt es unter:
www.digitalzentrumbau.de/veranstaltungen

Autorin

Dipl.-Ing. (FH) Christine Ryll ist Architektin und betreibt als Fachjournalistin das Presse- und PR-Büro rylltext.

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