Bauindustrie gründet Frauen-Netzwerk-Bau

Das Handwerk soll für Frauen attraktiver werden. Damit dies tatsächlich gelingen kann, gibt es nun das Frauen-Netzwerk-Bau.

Foto: Angelo Esslinger/Pixabay

Das Handwerk soll für Frauen attraktiver werden. Damit dies tatsächlich gelingen kann, gibt es nun das Frauen-Netzwerk-Bau.
Foto: Angelo Esslinger/Pixabay
Der Mangel an weiblichen Nachwuchskräften in der Baubranche ist eine große Herausforderung. Zum internationalen Frauentag am 8. März geht der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) diese Herausforderung an und gründet das Frauen-Netzwerk-Bau. Schirmherrin ist Klara Geywitz (SPD), Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB).

Das Netzwerk soll laut HDB für Frauen aller baubezogenen Tätigkeiten als Forum des Austauschs und der gegenseitigen Förderung dienen – von der Auszubildenden oder Studierenden bis zur Geschäftsführerin. Zugleich sollen im Rahmen des Netzwerks nachhaltige Mentoring-Strukturen geschaffen werden, die den Ein- und Aufstieg von weiblichen Nachwuchskräften unterstützen. 

Frauen-Netzwerk-Bau - das ist konkret:

  • Eine Plattform zum Austausch zwischen Unternehmerinnen zu frei gewählten Themen.
  • Eine Ausrichtung von Workshops und Veranstaltungen.
  • Ein Angebot von Webinaren zu nachgefragten Themen.
Es bietet ein Mentoringprogramm für:

  • weiblichen Führungskräftenachwuchs
  • weiblichen Fachkräftenachwuchs
  • weibliche Studierende
  • weibliche Auszubildende
Ministerin Geywitz und Bauindustrie-Präsident Peter Hübner betonen dabei die beruflichen Chancen sowie den bedeutenden Beitrag, den die Branche zur Lösung der sozialen, ökologischen und infrastrukturellen Fragen unserer Zeit leisten kann:

Bundesbauministerin Klara Geywitz: „Dachdeckerinnen, Tischlerinnen und Bauingenieurinnen werden in der Baubranche dringend gebraucht. Die Zahlen sind, trotz starker Anstrengungen, nicht so gut, wie sie sein müssten. Wenn nur knapp drei Prozent aller Auszubildenden Frauen sind und die Zahl der Studienanfängerinnen für ein Bauingenieursstudium zurückgehen, dann ist das ein Trend, den wir gemeinsam stoppen müssen. Die Bauindustrie hat das erkannt. Als Schirmherrin für das Frauen-Netzwerk-Bau möchte ich diese Anstrengungen politisch unterstützen. Jede Branche gewinnt, wenn sie für mehr Gleichheit sorgt.“

Bauindustrie-Präsident Peter Hübner: „Als Bauindustrie sind wir fest davon überzeugt, dass eine stärkere Öffnung für weibliche Fach- und Führungskräfte kein kurzfristiger Trend, sondern eine absolute Notwendigkeit ist. Wir brauchen weibliche Expertise und Perspektive auf die nachhaltige Gestaltung unserer gebauten Umwelt und bieten dabei interessante und hochkarätige Karriereoptionen. Aktuell sind sie mit zwischen 2,8 Prozent bei den gewerblichen Auszubildenden und 30 Prozent im Bauingenieurwesen noch deutlich unterrepräsentiert. Daher haben wir uns zum Ziel gesetzt, den Anteil von Frauen in allen beruflichen Ebenen auszubauen. Mit der Gründung des Netzwerkes senden wir ein Signal an künftige weibliche Fach- und Führungskräfte, bieten ihnen ein Forum für den Austausch und werden nachhaltige Mentoring-Strukturen schaffen, um den Ein- und Aufstieg von Frauen in der Bauwirtschaft zu unterstützen.“

Bauindustrie-Vize-Präsidentin Sozialpolitik Jutta Beeke: „Wir wollen und müssen zeigen, dass der Bau für Frauen viele Möglichkeiten bietet, einen spannenden Beruf auszuüben, mit viel Entwicklungspotenzial in einer zukunftsweisenden, innovativen und gesellschaftsrelevanten Branche. Das Frauen-Netzwerk-Bau ist dabei auch eine Lehrbaustelle für die Bauindustrie, um spezifische Fragen unserer weiblichen Zielgruppe von Unternehmerinnen bis hin zu ausbildungsinteressierten Schülerinnen in unsere Unternehmen und Strukturen hineinzutragen.  (bhw/ela)

Weitere Informationen zum Frauen-Netzwerk-Bau unter:
www.bauindustrie.de/verband/netzwerk-bau/frauennetzwerk-bau

 

Zahlen und Fakten

Bis 1994 galt in den alten Bundesländern ein gesetzliches Beschäftigungsverbot für Frauen im Bauhauptgewerbe.

Von 61 500 Studierenden des Fachs Bauingenieurwesen sind derzeit 18.500 weiblich, damit liegt der Frauenanteil mittlerweile bei rund 30 Prozent. 

Deutliches Potenzial nach oben gibt es bei den bauhauptgewerblichen Berufen: Hier liegt die Frauenquote im Durchschnitt nur bei 1,8 Prozent. 

Der Frauenanteil im gesamten Bauhauptgewerbe liegt im Schnitt bei 11 Prozent.

2,8 Prozent der Auszubildenden in bauhauptgewerblichen Berufen sind weiblich. Vor drei Jahren waren es noch 1,8 Prozent.

Der Frauenanteil beim gewerblich dualen Studium liegt bei 9 Prozent.

Rückläufig ist die Zahl der Studienanfängerinnen: Im Wintersemester 2021/22 haben sich 2722 Frauen (von insgesamt 9558) für ein Bauingenieurstudium eingeschrieben, das sind zwar 123 Prozent mehr als noch vor zwei Jahrzehnten, aber 13 Prozent weniger als zum Höchststand acht Jahre zuvor.

Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, Soka-Bau



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