Bauindustrie trotzt der Corona-Krise

Die Umsätze steigen um 5,9 Prozent und die Unternehmen schaffen 22.500 neue Arbeitsplätze

„Die Bauunternehmen haben es 2020 geschafft, der Corona-Krise zu trotzen und ihre Umsätze zu erhöhen. Die Bauwirtschaft erweist sich damit einmal mehr als Stütze der Gesamtwirtschaft. Geholfen hat hierbei auch die Mehrwertsteuer-Senkung im zweiten Halbjahr, deren Auslaufen führte zu einem starken Umsatzanstieg zum Jahresende. Die Vorzieheffekte werden allerdings dazu führen, dass diese Umsätze 2021 fehlen werden.“ Mit diesen Worten kommentierte der Vizepräsident Wirtschaft des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Lorenz, die in der neuesten Ausgabe des Aktuellen Zahlenbildes veröffentlichten Konjunkturindikatoren für die Bauwirtschaft.

Demnach hätten die Betriebe des Bauhauptgewerbes 2020 einen baugewerblichen Umsatz von 143 Milliarden Euro erwirtschaftet, das seien 5,9 Prozent mehr als 2019 gewesen. Aufgrund der 2020 niedrigeren Preissteigerung, zu der die Mehrwert-Senkung sowie die gesunkenen Materialpreise beigetragen hätten, sei noch ein Zuwachs von real 4,5 Prozent geblieben. Der Umsatz der Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten sei 2020 um 6,6 Prozent gestiegen (real: +4,1 Prozent), im Dezember sogar um 20,3 Prozent (real: + 18,0 Prozent).

Wohnungsbau schafft das beste Umsatzplus

Am besten hätte im Gesamtjahr 2020 der Wohnungsbau mit einem Umsatzplus (über alle Betriebe) von nominal 10,5 Prozent abgeschnitten. Die Corona-Krise hätte keine signifikanten negativen Auswirkungen auf die nach wie vor hohe Nachfrage nach Wohnraum gehabt. „Demgegenüber konnte sich der Wirtschaftsbau von der Unsicherheit der Investoren nicht freimachen, der Umsatz lag lediglich um nominal 1,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Im Wirtschaftshochbau war sogar ein Rückgang um 2,9 Prozent zu verzeichnen“, erläuterte Lorenz die unterschiedliche Entwicklung innerhalb der Bausparten. Die Kompensation der Gewerbesteuerausfälle bei den Gemeinden durch Bund und Länder hätte dagegen stützend gewirkt: Der Umsatz im Öffentlichen Bau hätte um nominal 6,2 Prozent zugelegt. 

„Um die zusätzliche Produktion zu stemmen, haben die Betriebe – trotz erhöhter Kurzarbeit - ihren Personalbestand um 22.500 beziehungsweise 2,6 Prozent auf 893.000 Beschäftigte im Jahresdurchschnitt 2020 aufgestockt. Damit hat die Branche seit dem Tiefpunkt im Jahr 2009 mehr als 188.000 neue Stellen geschaffen“, beschrieb Lorenz die Arbeitsmarktsituation am Bau. „Die Bauunternehmen haben somit - trotz der zunehmenden Unsicherheit - ihre Kapazitäten weiter erhöht.“ 

Baubranche zeigt keine Euphorie für das Jahr 2021

Für 2021 ist die Branche aber nicht mehr ganz so optimistisch. „Für dieses Jahr gehen wir heute nur von einer nominalen Umsatzstagnation aus, real dürfte das ein Umsatzrückgang von zwei Prozent sein. Ganz frei machen können wir uns von der Corona-Krise nicht. Schließlich läuft unsere Branche der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hinterher. Insbesondere der Wirtschaftshochbau ist schon jetzt von rückläufigen Investitionen der Industrie und den Dienstleistungsbranchen betroffen“, führte Lorenz weiter aus. Dies sähe man auch schon in der schwächeren Auftragsentwicklung: 2020 sei die Ordertätigkeit im gewerblichen Hochbau um nominal 7,5 Prozent zurückgegangen, über alle Bausparten hätte er mit nominal + 0,5 Prozent nur knapp über dem Vorjahresniveau gelegen, real und kalenderbereinigt sei dies ein Minus von 2,6 Prozent.

Ein Lichtblick sei aber der Auftragseingang im Dezember 2020: Dieser sei im Vergleich zum Vormonat nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigt) um 4,6 Prozent gestiegen. „Um diesen Trend zu unterstützen, muss die öffentliche Hand ihre Investitionen zumindest auf dem bisherigen Niveau verstetigen und politische Rahmenbedingungen schaffen, die private Investitionen in den Wohnungs- und Wirtschaftsbau begünstigen“, appellierte Tim Lorenz. 

„Insgesamt sehen die Bauunternehmen aber skeptisch auf das laufende Jahr. 30 Prozent der vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag im Januar dieses Jahres Befragten erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage, nur neun Prozent eine Verbesserung. Gegenüber der Herbst-Umfrage haben sich die Erwartungen damit noch einmal leicht verschlechtert,“ stellte Lorenz die Stimmung am Bau dar. Außerdem hätte die Diskrepanz zwischen Marktentwicklung (Nachfrage) und steigenden Preisen für Baustoffe drastisch zugenommen. Das spiegele sich in den stärker steigenden Baupreisen wider. Diese seien zum einen auf den im Vergleich zu 2020 wieder höheren Mehrwertsteuer-Regelsatz und zum anderen auf die wieder steigenden Preise bei Baustoffen und Baumaterialien, wie zum Beispiel Stahl und Bitumen, zurückzuführen.

 

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