Besprechungsraum der GeFo Gewölbe- und Formteiltechnik in Kempenich mit dreidimensional gebogenen Oberflächen

Das gestalterische Highlight im Verwaltungsbereich der in Kempenich neu erbauten Produktions- und Lagerhalle der GeFo Gewölbe- und Formteiltechnik ist ein freistehendes „Besprechungs-Ei“. Die IBB Immo Bau Bonn baute es aus vertikal stehenden Spanten und horizontalen Rippen in Trockenbauweise.

„Wenn’s rund sein soll“ – so lautet das Motto der GeFo Gewölbe- und Formteiltechnik GmbH, die sich auf die Fertigung gewölbter und komplexer Gips-Formteile für Wände und Deckengewölbe spezialisiert hat. So verwundert es nicht, dass das Unternehmen auch bei der Innengestaltung seines neuen Firmengebäudes besonderen Wert auf gerundete Formen legte. Mit dem Bau eines ebenso funktionalen wie auch optisch beeindruckenden Besprechungsraums mit dreidimensional gebogenen Oberflächen wartete auf die IBB Immo Bau Bonn GmbH die größte Herausforderung im Erdgeschoss des zweistöckigen Verwaltungstraktes. Sie war mit dem kompletten Innenausbau beauftragt.

Abgerundete Ecken als Gestaltungsmerkmal

Während das Obergeschoss aus einem klassischen Sozialtrakt mit Umkleiden, Duschen und WCs besteht, ist das Erdgeschoss Büros, Besprechungsbereichen und Ausstellungsflächen vorbehalten. Nahezu jede Ecke ist hier in runder Form ausgeführt. Sämtliche Wand- und Deckenübergänge bildete das Ausbauteam mit einer Hohlkehle im Radius von 200 mm aus, analog dazu die vertikalen Innen- und Außenecken. Die gesamte Deckenfläche ist als Akustiklochdecke mit „Rigitone Activ’Air 10/23 R“ mit weißem Vlies ausgeführt, die für beste Raumakustik und kurze Nachhallzeiten sorgt. Mit grauem Boden und weißem Anstrich ist die Architektur industriell-schlicht gehalten, so dass die Formensprache der Oberflächen optimal zur Geltung kommt. Die perfekte „Bühne“ für das eiförmige Ausbau-Highlight. 

Freistehendes „Besprechungs-Ei“ als funktionaler Eyecatcher

Mit rund 70 m2 dreidimensional gebogener Oberfläche, zwei eingebauten Fenstern und einer Blockzargen-Eingangstür ist das Besprechungs-Ei ein Hingucker der besonderen Art.

Die größte Herausforderung für das Ausbauteam war das ebenso funktionale wie optisch beeindruckende Besprechungs-Ei mit rund 70 m2 dreidimensional gebogener Oberfläche, zwei eingebauten Fenstern und Blockzargen-Eingangstür Die größte Herausforderung für das Ausbauteam war das ebenso funktionale wie optisch beeindruckende Besprechungs-Ei mit rund 70 m2 dreidimensional gebogener Oberfläche, zwei eingebauten Fenstern und Blockzargen-Eingangstür
Foto: Saint-Gobain Rigips

Die größte Herausforderung für das Ausbauteam war das ebenso funktionale wie optisch beeindruckende Besprechungs-Ei mit rund 70 m2 dreidimensional gebogener Oberfläche, zwei eingebauten Fenstern und Blockzargen-Eingangstür
Foto: Saint-Gobain Rigips
Eine 4 cm breite, um das Ei herumlaufende Schattenfuge sorgt für den freistehenden Effekt. „Alles in allem waren drei Monteure an zwölf Arbeitstagen mit der Montage, der Oberflächenbehandlung und der Ausführung der innenliegenden Akustikdecke beschäftigt“, erklärt Alexander Moll, verantwortlicher Projektleiter der IBB Immo Bau Bonn GmbH.

Die gesamte Unterkonstruktion besteht aus CNC-gefrästen vertikal stehenden Spanten und horizontalen Rippen, die sowohl innen als auch außen mit jeweils 12,5 mm dicken „Rigidur H“ Gipsfaserplatten beplankt wurden.

Insgesamt handelt es sich um 56 Elemente, die vor Ort auf der Baustelle mit „Rigidur“ Fugenkleber verklebt und auf der horizontalen Äquatorlinie mit einem innenliegenden gefrästen Flachstahlring aus 5-mm-Stahl alle 40 cm verschraubt wurden. Die Stahlringe wiederum verschraubten die Handwerker an zwei massiven Quadratrohren, die gleichzeitig die Türöffnung für die Blockzarge bilden, um die untere Ei-Hälfte wie mit einer Art Gürtel zusammenzuhalten.

Prototyp für die gefräste, auf dem Rohboden aufgesetzte Schablone, auf der die untenliegenden Elemente in der Höhe exakt ausgerichtet, mit Fugenkleber verklebt und anschließend verschraubt wurden Prototyp für die gefräste, auf dem Rohboden aufgesetzte Schablone, auf der die untenliegenden Elemente in der Höhe exakt ausgerichtet, mit Fugenkleber verklebt und anschließend verschraubt wurden
Foto: Saint-Gobain Rigips

Prototyp für die gefräste, auf dem Rohboden aufgesetzte Schablone, auf der die untenliegenden Elemente in der Höhe exakt ausgerichtet, mit Fugenkleber verklebt und anschließend verschraubt wurden
Foto: Saint-Gobain Rigips

Die untenliegenden Elemente wurden in der Höhe auf einer gefrästen, auf dem Rohboden aufgesetzten Schablone exakt ausgerichtet, ebenfalls mit dem Fugenkleber verklebt und anschließend verschraubt. „Da die unteren Elemente 16 cm tief im Estrich einstehen und die Estrichscheibe im Inneren auf den Elementen aufliegt, wurden die unteren zwei Sektionen im Zuge der Beplankung vollkommen mit gebundener Schüttung gefüllt, so dass hier nach dem Erhärten ein zu 100 Prozent drucksteifer Untergrund entstand. Die restlichen Gefache der Unterkonstruktion sind komplett mit ,Isover Akustic TP1‘ Trennwand-Platten gefüllt, um einen möglichst guten Schallschutz zu gewährleisten“, so Alexander Moll. Für die Befestigung der oberen Elemente dübelte das Ausbauteam über die beiden Zentralachsen eine entsprechende Deckenschablone an die Betondecke, an der die Elemente in der Rohdecke verklebt und angeschraubt wurden.

Stück für Stück zur perfekten Oberfläche

Die gesamten sichtbaren Oberflächen, die innen wie außen zusammen etwa 120 m2 ergeben, wurden komplett in Q4 verspachtelt. „Aufgrund der Geometrie war mit handelsüblichen Werkzeugen leider keine Verspachtelung möglich, so dass sich die Monteure, die rund 50 Stunden allein für die Oberflächenbearbeitung aufgewandt haben, aus diversen Kunststoffdeckeln selbst Spachtelwerkzeuge geschnitten haben.“

Auch die Ausleuchtung der Oberfläche sei beim anschließenden Schleifen mit 220 Korn eine besondere Herausforderung gewesen, erläutert Alexander Moll weiter. „Aufgrund der gekrümmten Oberflächen haben sich aus verschiedenen Blickwinkeln immer wieder andere Schattenwürfe ergeben. Wenn das klassische Ausleuchten mit Strahlern nicht ausreichte, haben die Kollegen vor allem über ihren Tastsinn die Oberflächen Stück für Stück nachbehandelt, um sich so immer weiter der perfekten Oberfläche anzunähern.“

Eine 4 cm breite, um das Ei herumlaufende Schattenfuge erzeugt den freistehenden Effekt Eine 4 cm breite, um das Ei herumlaufende Schattenfuge erzeugt den freistehenden Effekt
Foto: Saint-Gobain Rigips

Eine 4 cm breite, um das Ei herumlaufende Schattenfuge erzeugt den freistehenden Effekt
Foto: Saint-Gobain Rigips
In den Deckenhohlraum im Inneren des Eis montierten die Trockenbauprofis ein Kanalklimagerät, das über einen im Grundriss gebogenen, aus Gipsfaserplatten bestehenden Lüftungskanal von außen angesaugte Kalt- und Frischluft über die umlaufende Schattenfuge der Akustiklochdecke in den Raum einbläst.

Die Abluft wird über eine spezielle Tür beziehungsweise deren Türblatt geregelt, das über eine innenliegende Lüftung verfügt, die Schallschutzklasse 2 (Rw,P 37 dB) gewährleistet und somit ideal für den Einsatz in Besprechungsräumen ist. Die Luftdurchlässigkeit beträgt 98 cbm/h, womit für eine kontinuierliche Abluft gesorgt ist.

Horizontal liegende Fenster für den freien Blick nach draußen

Die zwei horizontal liegenden, nach einer besonders ausgeklügelten Idee in das „Besprechungs-Ei“ eingebauten Fenster ermöglichen es, jederzeit aus dem innen im Gebäude liegenden, geschlossenen Raum ins Freie zu sehen.

Blick von außen in den außergewöhnlichen Besprechungsraum Blick von außen in den außergewöhnlichen Besprechungsraum
Foto: Saint-Gobain Rigips

Blick von außen in den außergewöhnlichen Besprechungsraum
Foto: Saint-Gobain Rigips
Die Fenster sind so angeordnet, dass die Teilnehmer einer Besprechung jeweils im Sitzen und je nach Platz entweder durch die großzügige Eingangstür des hinter dem Ei liegenden Büros oder durch die auf der anderen Seite liegenden großen ­Fensterflächen des dahinterliegenden Raums hinaussehen können. Filigrane, in die Gipskartonflächen perfekt integrierte Leuchten sorgen für eine geschickte Akzentuierung und Beleuchtung des Gesamtkörpers. Dem Lichtkonzept entsprechend sind die Lampen sowohl im Innenraum als auch um das Ei herum so verteilt, dass eine gleichmäßige Ausleuchtung der Oberflächen gegeben ist.

Mit einem außergewöhnlichen Effekt wartet auch die Raumakustik im Inneren des Besprechungsraums auf. „Geht man durch den Raum, wechselt je nach Standort die akustische Wahrnehmung. Der durch die schallharte Oberfläche ausgelöste Nachhall und die damit verbundenen Rückkopplungen in den Spitzen erzeugen einen ganz besonderen und in diesem Fall von uns gewollten Höhlencharakter. Sobald man aber an dem exakt positionierten und geformten Konferenztisch sitzt, steht einer gelungenen Besprechung nichts mehr im Wege. Die eingebaute Lochdecke aus ,Rigitone Activ’Air 10/23 R‘ und ein schallabsorbierender Teppichboden sorgen hier für eine ausgezeichnete Sprachverständlichkeit.“

 

Autor

Michael Witkowski ist Gebietsleiter bei der Firma Saint-Gobain Rigips in Düsseldorf.

Baubeteiligte (Auswahl)

Bauherr Gewölbe- und Formteiltechnik GmbH, Kempenich, gefo.net

Planung Dominik Heinz Jörg, Remagen

Ausbauarbeiten IBB Immo Bau Bonn, Bonn, www.immo-bau-bonn.de

Trockenbauplatten Saint-Gobain Rigips, Düsseldorf, www.rigips.de

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