Auf das richtige Profil kommt es an

Schattennuten, Gleitanschlüsse und Dehnungsfugen sind im Trockenbau eine handwerkliche Herausforderung. Zum Glück gibt es für den Trockenbauer für diese Details in der Ausführung Profile aus Blech und Kunststoff, die ihm helfen, fast jede Anschlusssituation auf der Baustelle leicht, sicher und dauerhaft zu meistern.

Die meisten Verarbeitungsfehler werden im Trockenbau beim Anschluss an andere Bauteile gemacht. Immer noch werden diese „dauerelastischen, überstreichbaren Fugen” geplant und ausgeschrieben und dann auch hergestellt und vergütet. Selbst fachgerecht ausgeführt, können solche Fugen selten mehr als einen Millimeter Verformung aufnehmen. Viel zu wenig also, um nicht später abzureißen und Grund von Beanstandungen zu werden. Auch ein Nacharbeiten wird nicht dauerhaft helfen, denn Bauteilbewegungen in der Größenordnung von Millimetern sind normal und natürlich. Wie in bauhandwerk 4/2009 ab Seite 45 beschrieben, treten sie ständig durch Temperaturunterschiede und den Wechsel der Luftfeuchtigkeit auf. Ein Trockenbauer sollte deshalb bei solch einer „dauerelastischen” Ausschreibung grundsätzlich Bedenken anmelden.

Richtig und dauerhaft können Fugen und Anschlüsse im Trockenbau auf zwei Arten hergestellt werden: handwerklich-konstruktiv oder mit Hilfe von Blechprofilen. Die handwerklich-konstruktiven Lösungen eignen sich besonders für Gipsfaserplatten, da diese an den Kanten stabil sind und deshalb keinen Kantenschutz aus Blech oder PVC brauchen. In bauhandwerk 4/2009 wurde beschrie­ben wie der Trockenbauer alle möglichen Anschlüsse nur mit Hilfe von Plattenmaterial, Spachtelmasse und Fugentrennstreifen handwerklich aus­führen kann.

Gipskartonplatten sind jedoch für diese konstruktiven Lösungen an den Kanten nicht stabil genug und diese müssen deswegen geschürzt werden. Dafür gibt es Profile aus Metall oder Kunststoff. Demzufolge haben fast alle Hersteller von Trockenbauwerkstoffen auch eine mehr oder minder große Anzahl Kantenschutzprofile im Sortiment. Die größte und am besten sortierte Angebotspalette hat aber nicht ein Gipsplattenhersteller, sondern die Firma Protektor (www.protektor.de) die eigentlich Putzprofile herstellt. Alle hier beschriebenen Profile sind bei Protektor erhältlich, manche auch bei anderen Herstellern. Die bekannteste Verwendung eines Kantenschutzprofils ist die Außenecke, die mit einem einfachen winklig abgekanteten Eckprofil verstärkt wird. Das Eckprofil ist ein alter Hut, weniger bekannt sind die richtigen Profile für Dehnungsfuge, Gleitanschluss und Schattennut.

 

Profile für den Gleitanschluss

Ein gleitender Anschluss ist überall dort nötig, wo mit deutlichen Bauteilverformungen gerechnet werden muss. Das sind alle Anschlüsse zwischen Massivbauteilen und Trockenbaukonstruktionen, wie Holzbalken­decken oder Dachkonstruktionen an Außenwänden und Kaminen (aber auch Trockenbaukonstruktionen untereinander, insbesondere wenn sie, wie Decke und Wand, horizontal auf vertikal treffen), desweiteren sichtbare Gipskartonanschlüsse an tragende Pfosten, Riegel oder Streben und zu guter Letzt auch Anschlüsse von langen Wänden die rechtwinklig zueinander stehen.

Gleitende Anschlüsse lassen sich ganz leicht mit dem bekannten Alu-Eckprofil herstellen, allerdings mit einer Variante bei der nur ein Schenkel des Winkels gelocht ist. Die gelochte Seite wird wie gehabt an der Gipskartonplatte eingespachtelt, die ungelochte Seite gegen das angrenzende Bauteil gedrückt. Weil der Schenkel nicht gelocht ist, kann kein Fugengips an dem anderen Bauteil anbinden, und so ist eine vollkommene Trennung gegeben. Als Standard-Material für die Profile hat sich Aluminium durchgesetzt. Bei Profilen aus verzinktem Stahl besteht die Gefahr, dass beim Verschleifen der Spachtelung die Verzinkung verletzt wird und hinterher in die Farbe Rostflecken durchschlagen. Die Metallprofile eignen sich jedoch nur für absolut ebene und gerade Verbindungen. Für Gleitfugen an alten Pfosten und Streben oder anderen nicht planen Untergründen gibt es spezielle Abschlussprofile aus PVC. Sie sind auf der anliegenden Seite mit einer weichen Dichtlippe ausgerüstet und gleichen auf diese Weise Unebenheiten im Anschluss aus. Ein zusätzlicher Schutzstreifen erspart oder erleichtert dem Trockenbauer das Abkleben des Bauteils, um Verschmutzung beim Anspachteln zu vermeiden. Der Schutzstreifen kann später einfach abgerissen werden.

 

Profile für Dehnungsfugen

Nach DIN 18181 Abs. 6 sind Dehnfugen bei Wandflächen mit GK-Beplankung ab 15 m erforderlich. In der Praxis haben sich auch kürzere Abstände von 10 m etabliert. Nicht zu Unrecht, denn bei einer 10 m langen Wand können raumfeuchte- und tem­peraturbedingte Längenänderungen von einem ganzen Zen­timeter auftreten (siehe auch bauhandwerk 4/2009 ab S. 45). Und das ist selbst für ein Dehnungsprofil eine ganze Menge. Je nach Belastung der Fuge gibt es zwei Ausführungen:

Für große Fugen und Gebäudetrennfugen wird auf beiden Seiten des Plattenstoßes ein Profil aus verzinktem Stahl hinterlegt, ohne es zu befestigen. Auf dieses Stahlprofil wird später von außen ein PVC Profil aufgedrückt. Dadurch, dass die Abdeckung nur aufgeklemmt ist und das Ganze gar nicht an der Konstruktion fixiert ist, können sich beide Seiten frei bewegen.
Für kleine Bewegungsfugen gibt es ein Profil aus zwei gelochten Schenkeln, die mit einer Hohlkehle aus Weich-PVC verbunden sind. Die beiden Schenkel werden erst mit Klammern vorsichtig am Material positioniert und dann mit Fugenspachtel fixiert. Dieses Profil eignet sich besonders für die Verbindung von Gipskartonplatten der Sparrenunterseite mit denen der Kehlbalkendecke. Denn der flachwinklige Anschluss ist häufig ein Problem im Innenausbau. Starr kann es nicht angeschlossen werden, und bei einer Gleitfuge mit Trennstreifen ist der entstehende Haarriss wegen der Flachwinkligkeit zu gut sichtbar. 

Profile für eine professionelle Schattennut

Schattennuten sind eine gute Möglichkeit den eigentlichen Plattenstoß optisch ganz verschwinden zu lassen. Das hat nicht nur gestalterische Auswirkungen, damit erübrigen sich auch die meisten Schwierigkeiten die mit einem Plattenstoß im Inneneck generell verbunden sind: Leichte Unplanmäßigkeiten oder Durchbiegungen werden optisch ausgeglichen, Haarrisse verschwinden in dem Schatten der Nut, und die schwierig zu spachtelnden und zu schleifenden Ecken entfallen. In diesem Zusammenhang können sie aus Kostengründen auch bei Montage von Gipsfaserplatten interessant sein.

Die Profile können vor oder nach der Gipsbauplatte montiert werden. Das Schattennutprofil für die Montage vor der Platte ist T-förmig, wobei der gelochte Schenkel länger ist als der ungelochte. Den ungelochten Schenkel gibt es in verschieden Breiten, je nachdem, wie breit die Fuge werden soll. Die ungelochte Seite wird mit seiner Hochkante gegen das angrenzende Bauteil gedrückt, während die gelochte Seite mit Klammern an der Unterkonstruktion befestigt wird. Die angeschrägte Gipskartonplatte wird nun bis auf 5 mm an den Mittelsteg angeschoben, und der Rest mit Spachtelmasse geschlossen.

Beim nachträglichen Montieren der Bleche werden erst die Flächen fertig montiert und in den Ecken ausreichend große Spalten gelassen. Das Profil ist z-förmig und wird mit einem Schenkel auf die Platte gespachtelt. An dieser ersten Abkantung, welche die Hochkante der Platte abdeckt, hat die Schiene an der Ecke eine Rundung. Wie bei den einfachen Eckschutzschienen auch, wird über diesen leicht vorstehenden „Kopf“ die Spachtelung abgezogen. Der Rest der Fuge ist dann in Blech ausgeführt. 

Es gibt noch eine Reihe anderer Profile für spezielle Aufgaben, wie Rundungen, nicht rechtwinklige Außenecken, zum Antapezieren oder zu Dekorationszwecken. Besonders hervorgehoben seien hier noch vor allem die Bilderleistenprofile, denn damit lassen sich gestalterisch schöne Aufhängesysteme im Ausstellungsbereich oder Ladenbau verwirklichen. Bilderleisten gibt es für die Unterputzmontage in der Wand, wie auch als Schattennutausführung in der Decke. 

Das richtige Profil hilft dem Trockenbauer also Baufehler zu vermeiden und Reklamationen zu vermindern. Auch gestalterisch anspruchsvolle Lösungen lassen sich einfach und unkompliziert herstellen.

Autor

 

Nikolaus Schneider ist Zimmermann und freier Autor der bauhandwerk. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Ein gleitender Anschluss ist überall dort nötig, wo mit deutlichen Bauteilverformungen gerechnet werden muss

Schattennuten sind eine gute Möglichkeit, den eigentlichen Plattenstoß optisch ganz verschwinden zu lassen

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 04/2009

Fuge in Gips - Ausführung rissfreier Anschlussfugen im Trockenbau

Jeder hat sie schon gesehen: die gerissenen Fugen und verzogenen Tapeten zwischen Trockenbau- und Massivbauteilen, Kehlbalkenverkleidungen und Giebelwänden oder Zimmerdecke und Kamin. Nur selten...

mehr
Ausgabe 05/2014

WDV-System im Detail

Die eigentlichen Belastungen eines WDV-Systems finden nicht in der Fläche, sondern an  anderen Stellen statt: Kanten sind Stoßbelastungen ausgesetzt. An den Ecken von Öffnungen bilden sich...

mehr
Ausgabe 06/2015

Ästhetische Dehnfugen

Dehnfugen-Profile aus dem „Duraflex“-Programm sorgen für bautechnisch notwendige und gleichzeitig ästhetische Lösungen. Strapazierfähige PVC-Ausführungen in unterschiedlichen Breiten gibt es...

mehr
Ausgabe 06/2018

Sicherer Anschluss zwischen Wand und Decke ohne Risse

Ausf?hrung von Anschlussfugen im Trockenbau mit Acryl-Dichtstoff (Zweiflankenhaftung)

Seit längerem bereits sind Oberflächenqualitäten für Spachtelarbeiten an Gipsplattenflächen über das Merkblatt Nr. 2 des Bundesverbands der Gipsindus­trie genau definiert, um den...

mehr
Ausgabe 7-8/2013

Effizienzgewinn durch Putzprofile

Mit der neuen Putzprofilserie 8 mm von Protektor lässt sich die Effizienz von qualitativ hochwertigen Innenputzarbeiten deutlich steigern. Berücksichtigt man Unebenheiten des Untergrundes und eine...

mehr