Betoninstandsetzung an Balkonen

Schlanke Bauteile mit dennoch enormer Festigkeit lassen sich in klassischer Betonbauweise kostengünstig herstellen. Beton ist nassbeständig und damit ein geradezu idealer Baustoff für den Außenbereich. Doch weshalb gibt es dennoch so viele Betonschäden und wie entstehen diese?

Bei genauem Hinsehen sind an vielen Betonbalkonen im Bestand Schäden zu erkennen – gleichgültig ob sie mit Fliesen und Platten belegt sind oder nicht. Die Schadensbilder sind vielfältig und haben doch zumeist dieselben Ursachen; die fachgerechte Instandsetzung des Betonkörpers setzt die entsprechenden Kenntnisse der Ursachen und eine systematische Vorgehensweise voraus.

Schadensursachen

Die Ursache hierfür ist in der Regel nicht der Beton, sondern der Bewehrungsstahl, der zu rosten beginnt, wenn der Beton aufgrund von Umwelteinwirkungen mit zunehmendem Alter seine Schutzfunktion verliert. Dieser Prozess erfolgt von außen nach innen im Zusammenspiel von Kohlenstoffdioxid aus der Luft und Wasser als Transportmittel; die alkalischen Bestandteile des Zementsteins, die den Bewehrungsstahl vor Korrosion schützen, werden im Laufe der Jahre in neutrales Calciumcarbonat umgewandelt („Carbonatisierung“).

Der ursprünglich hohe ph-Wert von 12 bis 14 sinkt, unter einem Wert von 10 verliert der Beton zusehends seine schützende Wirkung. Dieser als „Depassivierung“ bezeichnete Vorgang bewirkt nun – zusammen mit eindringendem Wasser und Luftsauerstoff durch feine Risse und Fehlstellen im Beton – die schleichende Korrosion des oberflächennahen Bewehrungsstahls mit fatalen Folgen:

Eisen oxidiert („rostet“) und vergrößert sein Volumen dabei bis zum 2,5-fachen. Dadurch baut sich ein enormer Druck auf, der sich zunächst in Form von Rissen und im weiteren Verlauf durch Abplatzungen des Betons äußert.

Der „Klassiker“: Abgeplatzte Betonvorderkanten

Die Balkonvorderkante erfährt die stärkste Einwirkung von Temperaturschwankungen, Nässe und Frost-/Tau-Wechseln. Und oft sammelt sich gerade hier aufgrund ungenügender baulicher Maßnahmen Wasser und wirkt im Laufe der Zeit unbemerkt. Umso massiver zeigt sich die Wirkung jedoch, wenn der innere Zusammenhalt des Betongefüges dem zunehmenden Druck nicht mehr gewachsen ist und sich die Spannungen in Form von Abplatzungen entladen.

Unschön und nicht ungefährlich: Wasserschäden

Schäden an der Unterseite von Balkonen sind ebenso häufig zu beobachten. Dabei handelt es sich nahezu immer um Feuchtigkeitsschäden aufgrund von Undichtigkeiten der Belagskonstruktion. Das Wasser sickert langsam durch die Betonplatte und schädigt Putze beziehungsweise Farbanstriche an deren Unterseite.

Neben der optischen Beeinträchtigung ist auch davon auszugehen, dass Strukturschäden durch die Einwirkung von Wasser beziehungsweise Eis entstehen können. Insofern ist das Abblättern von Farbe und Putz ein ernstzunehmendes Warnsignal. Im Zuge der Sanierung kann durch den Einbau einer Verbundabdichtung unter dem Oberbelag eine wirksame Schutzmaßnahme ergriffen werden.

Problemzone Geländerbefestigung

Gerade bei alten Balkonen wurden oft Stützpfosten aus verzinktem Stahl für das Geländer in die Balkonplatte einbetoniert. Durchaus praktisch und rationell, aber technisch eine eklatante Schadensquelle: Im Übergangsbereich zwischen Beton beziehungsweise Oberbelag und Pfosten kommt es beinahe immer zu Undichtigkeiten aufgrund von abblätternder Beschichtung, Rostentwicklung und Rissen in den Anschlussfugen. Belagsdurchdringungen sollten grundsätzlich vermieden werden.

An der Stirnseite befestigte Stützen sind weniger schadensanfällig, bedürfen jedoch einer sorfältigen Befestigung und Abdichtung, um das Eindringen von Wasser über die Anschlussstellen zu vermeiden.

Die technisch einwandfreie Lösung kann mit unterseitig befestigten Stützen erreicht werden, die in unterschiedlichen Ausführungen verfügbar sind und auch bei Sanierungen problemlos mit geeigneten Spezialdübeln montiert werden können.

Vorgehensweise bei der Sanierung

Geschädigter Beton wird mit geeigneten Maßnahmen (zum Beispiel Höchstdruckwasserstrahlen) bis auf tragfähiges Gefüge abgetragen. Die zu sanierende Bewehrung wird rundum freigelegt, um deren allseitige Behandlung zu ermöglichen. Erst danach kann der Neuaufbau unter Verwendung der Systemkomponenten Korrosionsschutz, Haftbrücke und Reparaturmörtel erfolgen.

Korrosionsschutz

Die zu sanierenden Schäden entstanden, weil die Schutzwirkung des Betons für die geplante Nutzungsdauer aufgrund zu geringer Überdeckung der Bewehrung oder struktureller Fehlstellen nicht ausreichte und der Stahl zu rosten begann. Dementsprechend ist im Zuge der Instandsetzung die wichtigste Maßnahme, den statisch erforderlichen Bewehrungsstahl zu schützen und ein weiteres Rosten zu verhindern. Im geschädigten Bereich muss der Stahl zunächst vollständig entrostet (man spricht vom Reinheitsgrad SA 2 ½, was nichts anderes heißt als: „blank“) und möglichst sofort mit einem Korrosionsschutz  versehen werden. Hierfür stehen Produkte auf Zement- oder Reaktionsharzbasis zur Verfügung.

Der Korrosionsschutz wird in zwei deckenden Schichten allseitig aufgebracht; der zweite Anstrich erfolgt, sobald die erste Lage ausreichend stabil, aber noch nicht vollständig durchgehärtet ist.

Haftbrücke

Vor dem Auftragen der Haftbrücke wird der Beton gründlich vorgenässt, um dessen Saugfähigkeit zu regulieren. Der ideale Zustand wird als „mattfeucht“ bezeichnet, in welchem der Zementleim der Haftbrücke aufgrund der Restsaugfähigkeit des Untergrunds in die Poren und Kapillare des Betons eindringen kann, dem Frischmörtel jedoch das erforderliche Wasser nicht zu schnell entzogen wird. Dies ermöglicht eine – genau genommen mechanische – Verzahnung des Mörtelsystems mit dem Untergrund. Auf diese Weise wird ein monolithischer Verbund erreicht, Altbeton und Reparaturstelle sind später wie „aus einem Guss“. Bei klassischen Betoninstandsetzungs-Systemen ist in der Regel eine separate Haftbrücke erforderlich. Moderne Systeme erlauben dagegen, dass die Haftschlämme durch geringfügig höher dosierte Anmachwassermenge aus dem Reparaturmörtel selbst hergestellt werden kann.

Instandsetzungsmörtel

Damit wiederum eine gute physikalische Verbindung entsteht, wird der Instandsetzungsmörtel in steif-plastischer Konsistenz frisch in frisch auf die Haftschlämme aufgebracht, die Mörtelschichten „verschmelzen“ sozusagen miteinander.

Die Standfestigkeit moderner Mörtel erlaubt es, die Reprofilierungsarbeiten ohne Schalung vorzunehmen.

Aufgrund der raschen Trocknungsgeschwindigkeiten ist ein schneller Arbeitsfortschritt möglich; je nach weiterem Vorgehen kann die Oberfläche rau belassen oder geglättet werden. Sollte eine möglichst glatte Sichtfläche gewünscht werden, kann man bei Bedarf mit einem Feinspachtel nacharbeiten.

Auf diese Weise fachmännisch saniert ist die Betonplatte wieder lange vor Schäden geschützt und zur Aufnahme der Abdichtung und des Oberbelages bestens vorbereitet.

Fazit

Der Einsatz moderner Betoninstandsetzungs-Systeme ermöglicht zuverlässig die dauerhafte Reparatur von Balkonen aus Beton.

Mit der entsprechenden Fachkenntnis und der systematischen Vorgehensweise kann somit ein Fliesen-, Platten- und Mosaikleger seinen Tätigkeitsbereich erweitern und dem Kunden die Sanierung seines Balkons aus einer Hand anbieten.

Autor

Hans-Peter Schmied ist Fliesenlegermeister und staatlich geprüfter Bautechniker und arbeitet in der Zentralen Anwendungstechnik der PCI Augsburg GmbH.

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