Bürogebäude mit Energie-Plus

Einer der führenden Projektentwickler für Erneuerbare-Energien-Anlagen baute seine Firmenzentrale komplett in Holzbauweise. Die Holzskelettkonstruktion sowie die mit Gipsfaser-Platten beplankten Wandtafeln wurden vorgefertigt. Das ausgeklügelte Energiemanagement macht das Gebäude zum Plusenergiehaus.

Das Unternehmen Juwi ist einer der weltweit führenden Komplettanbieter im Segment der erneuerbaren Energien. Das Geschäft boomt. 2008 bezog das Unternehmen ein neues, exakt auf den Unternehmensbedarf zugeschnittenes Quartier in Wörrstadt, südwestlich von Mainz. Es wurde in den beiden folgenden Jahren vergrößert und bietet mittlerweile Platz für über 700 Mitarbeiter. Gleichzeitig soll der Neubau nach der kompletten Fertigstellung 2012 die Vision einer rein regenerativen Energieversorgung erfüllen. Unternehmensangaben zufolge wird die Juwi-Zentrale dann das energieeffizienteste Bürogebäude der Welt sein, ein Plusenergiehaus, das mehr Energie erzeugt als es verbraucht.

Für den Bau der neuen Firmenzentrale waren vor allem nachhaltige Gesichtspunkte bestimmend. Entstanden ist im ersten Bauabschnitt ein aus drei Gebäudeteilen und sieben Staffelebenen bestehendes Bürogebäude mit 8500 m². Es wurde durch zwei weitere Gebäude mit Größen von rund 2800 m² beziehungsweise 5700 m² ergänzt. Neben Holz kommen in allen drei Bauabschnitten Fermacell Gipsfaser-Platten zum Einsatz.

Konstruktion

Der Keller des gesamten ersten Bauabschnitts sowie der Mittelteil des zweiten Gebäudes – die beiden anderen Gebäudeteile sind nicht unterkellert – besteht aus Betonfertigteilen. Ebenso wurden aus Gründen des vorbeugenden Brandschutzes die Treppenhäuser massiv mit Stahlbetonfertigteilen ausgeführt.

Bei allen drei Bauabschnitten erfolgte der Aufbau der Bürogebäude nach dem gleichen Prinzip: Zunächst wurde die tragende Holzskelettkonstruktion erstellt, anschließend wurden Brettsperrholzplatten als Decken montiert. Sie bleiben im Wesentlichen auch nach Fertigstellung der Gebäude sichtbar. Es folgten die geschosshohen Fassadenelemente, die auf Konsolen vor die Skelett-Konstruktion gehängt und verschraubt wurden. Der Raumabschluss wurde mit raumhohen Wandelementen ausgeführt.

Für die Holzskelettkonstruktion sowie für die vorgefertigten Wandtafeln wurde zertifiziertes und unbehandeltes Nadelholz eingesetzt, die Beplankung erfolgte mit Fermacell. Insgesamt kamen bei den Juwi-Verwaltungsgebäuden in den drei Bauabschnitten 3940 m³ Holz und 40 200 m² Gipsfaser-Platten zum Einsatz.

Die Außenwände wurden als 38,5 cm dicke Holztafelwände ausgeführt. Dabei wurde die 20 cm dicke Tragkonstruktion raumseitig mit Zellulose gedämmt und mit OSB-Platten geschlossen. Es folgte eine ebenfalls mit Zellulosedämmung versehene Installationsebene, die dann zum Raum hin einlagig mit einer 12,5 mm dicken Fermacell Gipsfaser-Platte beplankt wurde. Zur Außenseite hin wurde die Konstruktion mit einer diffusionsoffenen Holzwerkstoffplatte mit Unterspannbahn und der Fassadenbekleidung geschlossen. Die Fassaden wurden teilweise als Putzfassade auf Naturkorkplatte ausgeführt, zum Teil auch als hinterlüftete Fassaden und – sofern keine Solarelemente integriert sind – mit Lärchenholz bekleidet. Insgesamt erreicht die Konstruktion einen U-Wert von 0,18 W/(m²K).

Die Innenwände wurden mit einer beidseitig einfachen Lage aus 12,5 mm Fermacell Gispfaser-Platten und Zellulose-Dämmung im Wandhohlraum beplankt. Die Konstruktion erreicht Schalldämmwerte von 42 dB.

Schnelle Bauzeit durch hohen Vorfertigungsgrad

Sämtliche Teile der Holzskelettkonstruktion sowie die Fassaden- und Wandelemente wurden in den Werkstätten der Griffner AG in Kärnten, die sich auf energieeffizientes ökologisches Bauen mit hohem Designanspruch spezialisiert hat, vollständig vorgefertigt, per LKW zur Baustelle geliefert und dort vor Ort montiert. Durch den hohen Vorfertigungsgrad war eine schnelle und reibungslose Abwicklung auf der Baustelle gewährleistet. Dies setzte sich für den Innenausbau fort, da die Elemente spachtel- und malerfertig angeliefert wurden.

Insgesamt wurden pro Bauabschnitt für die Produktion sämtlicher Holzbauelemente im Werk rund sechs Wochen benötigt. Nach nur sechs Monaten war das 8500 m² große Gebäude des ersten Bauabschnitts fertiggestellt. Damit erfüllte die Griffner AG, die das Projekt als Generalunternehmer betreute, die zeitlichen Vorstellungen des Bauherrn. Beim zweiten und dritten Bauabschnitt mit 2800 m² beziehungsweise 5700 m² konnten durch weitere Optimierung von Arbeitsabläufen die Vorgaben mit knapp fünf Monaten noch einmal deutlich unterschritten werden.

Baustoff-Vorteile

Die Vorfertigung im Griffner-Werk erfolgt unter kon-trollierten Bedingungen. Der grundsätzliche Einsatz von diffusionsoffenen Baustoffen und der Verzicht auf Dampfsperren in den Wänden leisten einen positiven Beitrag zum Raumklima. Mit dem Einsatz von Fermacell Gipsfaser-Platten konnte dieses ökologische Konzept rationell, schnell und kostengünstig realisiert werden, ohne die Qualität zu mindern.

Da die Material- und Verarbeitungseigenschaften dem Holz sehr ähnlich sind, stellt Fermacell eine gute Ergänzung zur Holzunterkonstruktion dar. Der Baustoff ist durch die Faserarmierung (recycelte Papierfasern) zudem sehr fest und verfügt über eine hohe mechanische Beanspruchbarkeit. Durch entsprechende werkseitige Imprägnierung, mit der alle Platten standardmäßig ausgerüstet sind, konnten auch die Feuchträume mit Fermacell ausgebaut werden.

Brandschutz

Sämtliche Gebäude wurden mit einer Sprinkleranlage ausgestattet. Zusätzliche Sicherheit im Brandfall bieten die nichtbrennbaren Oberflächen aus Fermacell Platten. Sie sind zugelassen nach ETA-03/0050 und entsprechen der Klasse A2-s1 d0 nach EN13501-1 und somit der Baustoffklasse A nach DIN 4102 (nicht brennbar). Bereits mit der 10 mm dicken Fermacell-Platte sind Brandschutzkonstruktionen in F30 bis F120 möglich.

Durch eine Kombination von Holzskelettbauweise und Gipsfaser-Platten entstand in Wörrstadt die Hauptverwaltung eines Komplettanbieters für erneuerbare Energien. Durch die Vorfertigung der Systemelemente unter idealen Bedingungen in der Werkstatt konnten die Vorgaben der Bauherren nach kurzen Bauzeiten und entsprechend schnellen Nutzungsmöglichkeiten realisiert werden.

Autorin

Rita Jacobs arbeitet als freie Fachjournalistin. Sie führt ein PR-Büro, das auf die Schwerpunkte Bauwirtschaft und Architektur spezialisiert ist.

Die Holztafelwände wurden alle mit Zellulose gedämmt

Die Kombination von Holzskelettbauweise und Gipsfaserplatten bewährte sich

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