Entkoppelte Hälfte
Schalltechnische Verbesserung einer Doppelhaushälfte aus den 1950er Jahren

Bei der Sanierung einer Doppelhaushälfte aus den 1950er-Jahren in Leinfelden-Echterdingen stand neben der energetischen Ertüch­tigung des Bestandsgebäudes vor allem eine Verbesserung des Schallschutzes zur Nachbarhälfte des Hauses im Vordergrund der Arbeiten.

Im Zuge der Sanierung einer Doppelhaushälfte in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart wollte Bauherr Roland Schöttle, Inhaber der Firma SRS Haus & Handwerk, nicht nur die Wärmedämmung, sondern auch den Schallschutz verbessern. Denn als Spezialist für den qualitativ hochwertigen Ausbau von Gebäuden kennt er die Problemfelder und die entsprechen­den Lösungen für bestehende Wohnhäuser.

Energetische Ertüchtigung eines Wohnhauses aus den 1950er-Jahren

Einst vom Evangelischen Siedlungswerk für bedürftige Bevöl­ke­rungs­schichten erbaut, steht das zweigeschossige Wohnhaus aus den 1950er-Jahren heute noch gut da. Doch der einstige Stand der Bautechnik und die Tatsache, dass der Wohn­raum möglichst günstig geschaffen werden sollte, waren auch eine Art Hypothek für das Gebäude. Aus diesem Grund beschloss die Familie Schöttle, die das Doppelhaus als Wohnung, aber auch als Büro und Ausstellungsräume nutzt, nach der Übernahme eine grundlegende Sanierung vorzunehmen.

Das Ergebnis der im Mai 2010 begonnenen Planungen kann sich vor allem im Vergleich zum direkten Nachbarn, der zweiten Doppel­haushälfte, sehen lassen: Eine völlig überarbeitete, energetisch optimierte Hülle mit neuem Dach­stuhl, ein Anbau zur Erweiterung der Wohnfläche von etwa 115 m2 auf rund 150 m2, eine großzügige Gaube sowie die neue Dacheindeckung sind äußerlich erkennbare Anzeichen Gerade die veränderte Fassade und der neue Dachstuhl mitsamt 220 mm Dämmung aus einer Zwischensparrendämmung (Unifit 135 U von Knauf Insulation) und einer Holzweichfaserplatte als Aufdachdämmung sind wichtige Hinweise auf eine solide energetische Sanierung.

Deutlich verbesserter Schallschutz

Neben der energetischen Ertüchtigung der Gebäudehülle legte Bauherr Roland Schöttle großen Wert auf die Optimierung der inneren Werte des Hauses. So berück­sichtigte er in den rund eineinhalb Monaten Planungszeit und der anschließenden Umbauphase, die bis Herbst 2011 dauerte, auch den eigenen Wunsch nach einem ruhigen Ort zum Wohnen. Da bei Doppelhaushälften dieses Baujahrs die Haustrennwände häufig einfach und zudem sehr dünn ausgeführt wurden, galt diesem Bauteil ein entsprechend großer Teil der Aufmerksamkeit.

Um hier ein sehr gutes Ergebnis bei gleichzeitig niedrigem Flächen­verlust zu erzielen, montierten die Handwerker eine einfach beplankte Wandvorsatzschale aus 75er Metallständerprofilen des Systems W 625 von Knauf. Diese wurde mit 60 und 80 mm Trennwand-Dämmplatten des Typs TP 115 von Knauf Insulation ausgefacht und mit Silentboard beplankt. Mit der GKF-Schallschutzplatte Silentboard erreichte man durch deren hohe Biegeweichheit und ihre höhere flächenbezogene Masse von 17,5 kg/m2 eine wesentliche, für die Familie Schöttle deutlich spürbare Verbesserung des Schallschutzes.

Doch mit dem Einziehen der Vorsatzschale waren die Arbeiten, die Bauherr Roland Schöttle und Jens Franchois als Berater von Knauf vorsahen, noch nicht beendet. Sie achteten auch genau auf die Bauteilanschlüsse und sorgten dafür, dass der Deckenanschluss der Schallschutzmaßnahmen ebenfalls optimiert wurde. Die Entkopplung der vorhandenen Hohlkörperdecke sowie eine zusätzliche, abgehängte Decke des Typs Knauf D 112 mit Direktschwingabhängern, ausgefüllt mit 25 mm Mineralwolle, sorgen für die Minderung der ansonsten kritischen Flankenübertragung von Bauteilen. Die Direktschwingabhänger ermöglichen eine einfache Montage und erhöhen mit eingebautem Dämpfungsgummis den Schallschutz merklich.

Schallschutz bei Leuchten in der abgehängten Decke

„Der bisherige Eindruck ist als sehr gut zu bezeichnen, ganz speziell im Hinblick auf den Luftschall. Vor der Sanierung haben wir unsere Nach­barn wörtlich verstehen können und an dieser Stelle gravierende Verbesserungen erzielt“, berichtet Bauherr und Planer Roland Schöttle.

Doch auch andere Details wurden unter der Vorgabe von hohem ästhetischem Wert und gleichzeiti-
gem Schallschutz realisiert. So sollten integrierte Leuchten als Einbaustrahler für das passende Licht sorgen. Aus gestalterischen Gründen und um nicht zusätzlich Raum zu verlieren, bauten die Handwerker die Leuchten in die abgehängte Decke ein und ließen sich dazu auch eine geeignete Lösung für den Schallschutz einfallen. „Wir haben den Bereich, wo wir letztlich die Leuchtkörper eingebaut haben, mit einem verbesserten Einbautopf versehen. Diesen konstruierten wir aus einem hochschallgedämmten Abwasserrohr TB 20 selbst“, erläutert Roland Schöttle.

Schallschutz und Heizung im Fußboden

Auch beim Bodenaufbau und den übrigen Einbauten achtete man auf eine Ausführung mit Blick auf die optimierte Schalldämmung. Eine schwimmende Konstruktion war bei den Böden natürlich die erste Wahl. So führten die Handwerker in den Räumen im Obergeschoss mit Fertigparkett die Arbeit mit dem Fertigteilestrich Knauf Brio 18 WF aus. Die Systemelemente sind 18 mm dick und verfügen über eine Dämmung aus Holzfaserwerkstoff. Eine in den Fließestrich des Typs FE 50 von Knauf eingebettete Fußbodenheizung sorgt unter Natursteinbelägen für angenehme Wärme.

Grundrissaufteilung mit Leichtbauwänden

Auch bei der Grundrissgestaltung setzte man auf durchdachte Lösungen. So verwendeten die Handwerker für die Trennwände keine Mauersteine, sondern wählten leichte Konstruktionen aus 75er Metallprofilen des Knauf-Systems W 111. Diese wurden mit Mineralwolle ausgefacht und ebenfalls mit Silentboard-Platten beplankt. Auf diese Weise erreichen sie einen hohen Schallschutz. Zudem sind die Konstruktionen so leicht, dass sie frei platziert werden konnten. Im darunter liegenden Erdgeschoss waren keine abfangenden Konstruktionen wie Wände oder Stützen notwendig, um die zusätzliche Last abzutragen.

„Den Einbautopf für die Deckenleuchten haben wir aus einem hochschallgedämmten Abwasserrohr TB 20 selbst gebaut“

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