Faserverstärkte Fassade

Neues Dach mit alten Ziegeln trifft auf altes Mauerwerk mit neuem Dämmsystem – im feinen Münchner Stadtteil Herzogpark unterzogen Padoplan Architekten eine Villa aus dem Jahr 1937 einer Komplettsanierung mit veränderter Dachform, modernem Wintergarten und einem ökologisch nachhaltigen Holzfaser-WDVS.

Dass Gebäude mit Wärmedämmverbundsystemen nicht nur energetisch, sondern auch optisch auf den aktuellen Stand gebracht werden können, zeigt die Sanierung eines über 70 Jahren alten Hauses in München. Das von Böhm & Hock Architekten 1937 in Anlehnung an den Stil der Neuen Sachlichkeit ohne jegliche Schnörkel errichtete Haus wurde nach dem Besitzerwechsel behutsam renoviert und heutigen Anforderungen an Wohngebäude angepasst. Mit viel Liebe zum Detail wurden die Fenstergewände mit weißen Putzfaschen umrahmt, alte Holzläden und Parkettfußböden aufgearbeitet und das neue Dach mit alten Biberschwanzziegeln eingedeckt.

Statt das Gebäude abzureißen und durch einen die Grundstücksgröße und die baurechtlichen Möglichkeiten stärker ausnutzenden Neubau zu ersetzen, entschied sich der Bauherr stattdessen, Platz zu schaffen, indem er das Dachgeschoss des Hauses zu einem dritten Vollgeschoss ausbauen ließ. Auf diese Weise konnte die Wohnfläche auf über 300 m2 vergrößert und das Dach mit Anhebung der Firstlinie um 1,16 m zu einem vollwertigen Wohnraum erweitert werden. Das Herzstück des neu aufgeteilten, lichtdurchfluteten Erdgeschosses ist der moderne Wintergarten. Große verschiebbare Glaselemente in zierlichen Rahmen lassen hier Außen- und Innenraum miteinander verschmelzen. Mit der Komplettsanierung ging auch die Erneuerung der Haustechnik einher – so wird die Wärmeversorgung durch eine Grundwasserwärmepumpe sichergestellt, die bei Spitzenauslastung durch einen Gaskessel unterstützt werden kann.

 

Flexibilität im Sparrenzwischenraum

Der Wunsch des Bauherrn, die Sanierung nachhaltig und mit ökologischen Materialien durchzuführen, wurde auch bei der Auswahl der Dämmung von Dach, Fassade und Innenwänden berücksichtigt. In allen Bereichen kamen moderne Holzfaserdämmstoffe von Homatherm zum Einsatz. So wurden die Sparren des neuen Mansarddaches mit 200 mm dicken holzFlex protect Dämmmatten ausgedämmt. Durch die gute Rückstellkraft und die hohe Flexibilität passen sich die Matten optimal in den Sparrenzwischenraum ein, verhindern ein Hinterströmen und damit Energieverluste. Bauschäden, wie sie beispielsweise durch Schimmelbefall entstehen können, lassen sich so schon im Voraus vermeiden, denn die Dämmmatten sind kapillar leitfähig und ideale Feuchtepuffer. Aufgenommene Feuchtigkeit fällt nicht als Tauwasser aus, sondern wird geregelt an die Raumluft abgegeben. Darüber hinaus schützen sie durch ihre hohe Wärmespeicherfähigkeit das Dachgeschoss vor sommerlicher Überhitzung. Auch in den neuen Trockenbauwänden kam die ökologischen Dämmung zur Anwendung. Hier schützen sie mit einem Schalldämmmaß von nur 55 dB in erster Linie vor Schallübertragung und sorgen mit ihren sehr guten baubiologischen Eigenschaften für ein ausgewogenes Raumklima.

 

Stabilität an der Fassade

Für die Dämmung der massiven Außenwände kam das Wärmedämmverbundsystem EnergiePlus massive zum Einsatz. Das WDVS besteht aus einer diffusionsoffenen, robusten Putzträgerplatte aus Holzfasern und speziell darauf abgestimmten, hochwertigen Putzkomponenten. In München entschied sich der Bauherr für eine sehr feine Putzstruktur in Lichtgrau.

Zur Vorbereitung der Montage wurde die Fassade zunächst von groben Unebenheiten befreit und auf Trockenheit und Festigkeit des Altputzes geprüft. Anschließend konnte dann der untere Abschluss mit Sockelabschlussleisten erstellt werden. Hierbei wurden Dehnungsfugen eingeplant und die Platten mit Fugendichtband gegen Hinterlüftung geschützt. Die 40 mm dicken Putzträgerplatten wurden vollflächig mit EnergiePlus Armierungsmasse auf der Wand verklebt. Die sichere Befestigung erfolgte mit Mauerwerksdübeln. Am Sockel beginnend, wurden die Platten im Verband, mit mindestens 30 cm Versatz, fugenlos verlegt. Anschlüsse an Fenster, Türen oder Gebäudekanten führten die Handwerker mit speziellen Profilen schlagregen- und winddicht aus. Dank der durchgehenden Hydrophobierung halten die Platten der Witterung auch unverputzt bis zu vier Wochen stand. Ihre hohe Druckfestigkeit bietet einen sicheren Schutz gegen Vandalismus und Anpralllasten. Einer Verschmutzung durch Algen und Moose, wie bei herkömmlichen Dämmstoffen, wird durch eine gute Wärmespeicherfähigkeit vorgebeugt.

 

Putzsystem für langlebige Oberflächen

Das abschließende Putzsystem besteht aus einer mindestens 5 mm dicken Armierungsschicht mit Gewebeeinlage und Oberputz. Vor der Gewebespachtelung wurde mit einer dünnen Kratzspachtelung eine erste feine Schicht EnergiePlus Armierungsmasse in die Oberfläche der Putzträgerplatte einmassiert, um eine gute Haftung der Armierungsmasse auf der Platte sicherzustellen. Direkt im Anschluss wurde auf die frische Kratzspachtelung mit einer Stahltraufel die restliche Armierungsmasse aufgetragen und mit einer geeigneten Zahnkelle durchkämmt. Danach konnten die Handwerker das EnergiePlus Armierungsgewebe in die frische Zahnspachtelung einbetten. Anschließend wurde die Fläche fachgerecht geglättet. Nach einer Trocknungsphase von bis zu fünf Tagen konnte schließlich der lichtgraue Oberputz mit einer sehr feinen Korngröße aufgetragen werden. Ein letzter Egalisationsanstrich sicherte das dauerhaft ebenmäßige Fassadenbild und bringt nun das Gebäude stilvoll zur Geltung.

Münchener Villa mit neuem Dach und klassisch lichtgrau verputztem WDVS

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