Feuchteschutz vor Wärmeschutz
Zu Besuch bei Adolphs Bautenschutz in Engelskirchen

1977 ist die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft getreten. Für Adolphs Bautenschutz sind diese Bestimmungen eine wichtige Geschäftsgrundlage, denn die Sanierung falsch ausgeführter Wärmedämmung gehört zu den Tätigkeitsschwerpunkten des Engelskirchener Unternehmens.

Für Jürgen Adolphs teilt sich die Baugeschichte im Wesentlichen in genau diese zwei Teile: Gebäude, die vor der ersten Wärmeschutzverordnung gebaut worden sind und solche, die danach errichtet wurden. Mit großem Detailwissen über bauphysikalische Zusammenhänge kann er aus dem Stand einen Vortrag darüber halten, wie ein Wohnhaus über Jahrzehnte, manchmal Jahrhunderte perfekt funktioniert hat – solange bis die Eigentümer anfingen, Fenster auszutauschen, die Fassade zu dämmen oder den Keller als Wohnraum zu nutzen. Mit Ironie und Witz, die durch den charmanten Kölner Singsang in der Stimme abgemildert werden, berichtet er von Bausünden, die aus heutiger Sicht unfassbar erscheinen. Womit nicht gesagt sein soll, dass heute alles richtig gemacht wird. Im Gegenteil, obwohl immer bessere Baustoffe und Bauteile entwickelt werden und obwohl das Grundlagenwissen mittlerweile nicht nur in Weiterbildungsseminaren gelehrt, sondern in vielen Bauberufen während der Ausbildung vermittelt wird, treten auch in aktuellen Neubauten Schimmelprobleme auf. „Der Teufel steckt im Detail; besonders die Anschlüsse der verschiedenen Bauteile sind problematisch“, erklärt Jürgen Adolphs.

Am Anfang: Ursachenforschung

Wenn der 49-Jährige beschreibt, wie er nach dem Auslöser eines Schimmelbefalls fahndet, fallen dem Zuhörer spontan Parallelen zu einem Kriminalroman auf. Denn zu seinem wichtigsten Handwerkszeug gehört – neben der mehr als 30-jährigen Berufserfahrung des gelernten Betonbauers und Trockenbaumonteurs – nicht nur moderne Messtechnik, sondern auch der typische Instinkt des Ermittlers. Gepart mit genauer Kenntnis bauphysikalischer Zusammenhänge kommt der TÜV-Sachverständige für Schimmelpilzerhebung, -bewertung und -sanierung dem oder den Tätern schnell auf die Spur. Denn wie im Krimi oder bei der realen Polizeiarbeit auch kommt ihm zugute, dass sich auch kompliziert wirkende Fälle auf wenige Grundmuster zurückführen lassen. Immer ist Wasser im Spiel, das an Innenwänden von Gebäuden auftaucht, wo es nicht hingehört. Begünstigt wird die Schimmelbildung außerdem durch Wärmebrücken, fehlende Lüftung und Baustoffe, die dem Pilz als Nahrungsgrundlage dienen.

Und weil in der Regel auch immer mehrere Faktoren zusammenwirken, wenn muffiger Geruch, abplatzender Putz oder schwarze Flecken an den Wänden als Problem erkannt werden, verbietet sich eine Ferndiagnose von selbst. Denn während sich Daten wie das Baujahr des Hauses, die Bauweise und gegebenenfalls die Elemente und Methoden einer Sanierung auch am Telefon abfragen lassen, kann der Fachmann nur direkt vor Ort beurteilen, ob die Arbeiten auch fachgerecht ausgeführt und vor allem alle Anschlüsse und Übergänge richtig gemacht wurden. „Die besten Bauteile und Baustoffe nützen nichts, wenn beispielsweise zwischen dem Mauerwerk, dem Wärmedämmverbundsystem und dem Fenster eine Wärmebrücke entstanden ist.“ Und selbst wenn aus technischer Sicht nichts zu bemängeln ist, können Probleme auftreten, weil die so geschaffenen bauphysikalischen Voraussetzungen nicht (mehr) zur Lebenswirklichkeit der Bewohner passen.

Dasselbe Haus, in dem vielleicht eine ältere Frau ihren Tag verbringt – öfter mal lüftet, heizt, Türen öffnet und schließt – kann, vor allem nach einer  energetischen Sanierung, Probleme machen. Besonders dann, wenn stattdessen berufstätige Menschen das Haus bewohnen, die tagsüber nicht heizen und nicht lüften, so dass kein Luftaustausch stattfindet. Aus diesem Grund stellt Jürgen Adolphs in manchen Fällen dann doch Ferndiagnosen, wenn es nämlich um die Entscheidung geht, ob er einen Auftrag annimmt oder sich an einer Ausschreibung beteiligt. „Wenn ich schon im Ausschreibungstext sehe, dass etwas fehlt, lasse ich die Finger von dem Auftrag“, erklärt Jürgen Adolphs. Am liebsten sind ihm Objekte, bei denen er die gesamte Planungsleistung und die Bauleitung in der Hand hat.

Kunden empfehlen Adolphs weiter

Auch die Sanierung von Fassaden mit WDV-Systemen nimmt Jürgen Adolphs nur noch in Ausnahmefällen an. Zwar war die 1970 von seinem Vater als Betonbauunternehmen gegründete Firma nach seiner Übernahme im Jahr 1985 einer der ersten Fachbetriebe, die WDV-Systeme im Portfolio hatte, doch dieser Markt sei kaputt. Über eine schlechte Auftragslage kann sich Adolphs trotzdem nicht beklagen, obwohl er praktisch keine Werbung macht. „Die meisten Aufträge kommen durch Empfehlungen von zufriedenen Kunden rein“.

Nach dem ersten Kontakt folgt dann eine genaue Schadenanalyse vor Ort. Mit Messgeräten wie Wärmebildkameras, Feuchtigkeits- und Temperaturfühlern und Mikrowelle geht Adolphs auf Fehlersuche. Dabei lassen sich die eingangs geschilderten zwei Ursachengruppen unterscheiden: Bei Gebäuden, die vor 1977 errichtet wurden, sind häufig defekte Wasserleitungen oder Heizungsrohre die Ursache für Feuchtigkeit. In solchen Fällen beauftragt Adolphs Spezialfirmen mit der Lecksuche. Außerdem fehlt bei diesen Gebäuden in der Regel eine Abdichtung des Kellers. Bei den nach der ersten Wärmeschutzverordnung errichteten Häusern richtet sich der Verdacht des Schimmelexperten auf Baumängel. „Vieles, was aus damaliger Sicht den geltenden Regeln und Normen entsprach, ist heute ein Fehler. Das liegt daran, dass das Wissen um die bauphysikalischen Zusammenhänge erst nach und nach gewachsen ist und Eingang in Ausbildung und Bauvorschriften gefunden hat“. Auch Bauteile wie Fenster und Türen und Baustoffe wie Dämmmaterialien und Abdichtungen hätten weiterentwickelt werden müssen.

Sanierung und Fehlersuche gehen Hand in Hand

Häufig jedoch gehen Sanierungsarbeiten und Fehlersuche Hand in Hand, weil erst nach dem Rückbau von Vertäfelungen, Dämmplatten, Fußbodenbelägen oder sogar erst wenn der Putz abgeschlagen und der Estrich ausgebaut wurden, die tatsächliche Ursache sichtbar wird. So wie bei dem Objekt in Köln, in dem sich die bauhandwerk-Redaktion mit Jürgen Adolphs getroffen hat. Das 1930 erbaute Haus hatte ein massives Schimmelproblem im Souterrain. Dort hatte sich ursprünglich eine Werkstatt befunden. Nachdem diese unter anderem durch den Einbau neuer Fenster zu einer Wohnung umfunktioniert worden war, kam es zu Schimmelbildung an der zur Bergseite liegenden Außenwand. Bei einem ersten Sanierungsversuch hatten die Eigentümer die Innenwände nach der Methode aus-den-Augen-aus-dem-Sinn einfach mit Holz vertäfelt. Nachdem die Mitarbeiter von Adolphs Bautenschutz den betroffen Raum bis auf den Rohbauzustand zurückgebaut hatten, trauten sie ihren Augen kaum. Das Haus verfügt weder über eine Bodenplatte, noch über Fundamente. Die Wände stehen auf dem nackten Fels, so dass bei Starkregen das Schichtwasser quasi durch den Raum läuft. „Das war solange kein Problem, wie die Räume als Werkstatt genutzt wurden, da durch häufiges Öffnen und Schließen der Türen und durch die einfachverglasten Fenster eine gute Durchlüftung gewährleistet war“, berichtet Jürgen Adolphs. Erst durch die Umnutzung seien dann die Voraussetzungen für den Schimmelbefall geschaffen und schließlich durch eine unsachgemäße Sanierung verschärft worden. Bei der Sanierung durch Adolphs Bautenschutz wurden zunächst die Außenwände aufgegraben, abgedichtet und eine Drainage verlegt. Nur bei der besonders stark betroffenen, im Berg stehenden Wand war das nicht möglich, weil dieser Bereich überbaut war. Daher wurde hier eine Abdichtung von innen eingebaut. Um unter dem dann neuen Estrich Platz für die Leitungen für das an dieser Stelle geplante Badezimmer zu schaffen, mussten die Sanierungsprofis sogar den massiven Fels wegstemmen. Anschließend wurde die horizontale Abdichtung eingebaut und im Sockelbereich mit einer Hohlkehle aus Dichtungsmörtel an die Wand angeschlossen.

Mitarbeiter werden eingebunden

Jürgen Adolphs wichtigstes Kapital sind seine Mitarbeiter, sagt er und führt zum Beweis Zahlen und Fakten ins Feld: Fast alle seiner acht Bau-Mitarbeiter sind schon seit vielen Jahren im Unternehmen. Sie werden regelmäßig zu Schulungen und Weiterbildungen geschickt. Derzeit bereitet sich ein gelernter Betonbauer auf die Prüfung zum Meister im Holz- und Bautenschutz vor, eine Qualifikation, die erst im November 2012 eingeführt wurde. „Ich versuche meine Mitarbeiter so viel wie möglich in Entscheidungsprozesse mit einzubeziehen, denn wenn die Leute Spaß an der Arbeit haben, machen sie auch gute Arbeit.“ So finden unter anderem regelmäßige Mitarbeiterbesprechungen statt, bei denen über neue Werkzeuge, Maschienen, Baustoffe und ihre Anwendung diskutiert und entschieden wird. „Und wenn meine Mitarbeiter mitdenken und sich einbringen, muss ich mich nicht um alles selber kümmern und habe mehr Zeit für die Auftragsakquise“.

Dass seiner Firma die Arbeit ausgeht, befürchtet Jürgen Adolphs nicht, schließlich sei bisher erst ein Bruchteil der Bausubstanz in Deutschland saniert. Hinzu kommen neue Entwicklungen wie häufiger werdende Starkregenereignisse und das Phänomen der zunehmenden Kondensatbildung während der Sommermonate in Kellern, durch das zusätzliche Sanierungsfälle entstehen.

Autor

Thomas Schwarzmann ist Redakteur der Zeitschriften bauhandwerk und dach+holzbau.

Die besten Handwerker lesen bauhandwerk: Adolphs Bautenschutz GmbH in Engelskirchen

Wer Spaß an der Arbeit hat, der macht auch gute Arbeit

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