Lichtdurchflutete Einkaufsgalerie

Das im Oktober vergangenen Jahres in Gießen eröffnete viergeschossige Einkaufszentrum „galerie neustädter tor“ überzeugt durch einen gelungenen Innenausbau. Hierfür verarbeiteten die Mitarbeitern der R & M Ausbau Frankfurt GmbH allein rund 40 000 m2 Gipsplatten und Feuerschutzplatten in aufwändiger Handarbeit.

Die nach Plänen der Architekten- und Ingenieur GmbH aus Mühlhausen entstandene „galerie neustädter tor“ bietet in Gießen an der Lahn ein abwechslungsreiches und wetterunabhängiges Einkaufsvergnügen auf vier Etagen. Für Tageslicht im Inneren sorgen zwei am West- beziehungsweise Ostflügel in das Gebäude integrierte Rotunden. Diese bis über die zweite Etage nach oben offen gestalteten Foren sind jeweils von einer Glaskuppel bedeckt und auf jeder Etage durch eine Ladenstraße miteinander verbunden.

Die Rotunden und die dazwischen liegenden Gebäudekomplexe wirken als Ganzes wie ein Bumerang. In dem 190 m breiten und 160 m langen Stahlbeton-Skelettbau finden sich mehr als 80 Geschäfte und vielfältige gastronomische Angebote. Die Geschosshöhe variiert zwischen 3 und 5 m.

Umfangreiche Trockenbauarbeiten

„Mehr als 40 000 m2 Gipsplatten und Feuerschutzplatten haben wir insgesamt verarbeitet“, erinnert sich Projektleiter Volker Ammenhäuser von der R & M Frankfurt Ausbau GmbH, die für die umfangreichen Trocken­bauarbeiten in der „galerie neustädter tor“ beauftragt waren. Die Außenwände des Gebäudes wurden innen partiell mit freistehenden Vorsatzschalen verkleidet, hinter denen die für die Geschäftsräume erforderlichen Leitungen der Haus- und Lichttechnik oder auch Lüftungsrohre verschwanden. Die Unterkonstruktion, die mit Abstandhaltern an der Massivwand befestigt wurde, besteht aus UD/CD-Profilen und wurde mit Bauplatten RB 12,5 mm von Rigips beplankt.

„Insbesondere in den Passagen zwischen den beiden Foren haben wir sowohl für die Vorsatzschalen als auch für die Stützenverkleidungen manche Sonderlösung erarbeitet“, so Volker Ammenhäuser. „Vor allem, weil wir immer die architektonische Lichtführung be­rück­sich­tigen mussten.“ Auch die ausgewoge­ne, spiegelbildliche Anordnung der Trockenbauelemente in den Ladenstraßen habe aufgrund der Bumerangform des Gebäudes viel planeri­sches und handwerkliches Geschick erfordert.

Brandschutzanforderung sicher erreicht

Zur Verkleidung der Stahlstützen setzten die Trockenbauprofis die Spezial-Brandschutzplatte Ridurit 20 und 25 mm von Rigips ein. Aufgrund ihrer hohen Festigkeit ließ sich die Platte, armiert mit einem Vlies aus Glasfasern, stirnseitig ohne zusätzliche Montagehilfe klammern. Eine einlagige Beplankung reichte aus, um den erwünschten F 90-Brandschutz sicherzustellen. Material- und Zeitaufwand konnten deutlich reduziert werden, da auf eine Unterkonstruktion und einen Kantenschutz oder die Verspachtelung der Plattenstöße verzichtet werden konnte.

In doppelter Beplankung mit Feuerschutzplatten und einer Hohlraumdämmung aus Mineralwolle wurden die nichttragenden Innenwände der Einkaufsgalerie als leichte Trennwände in F 30 bis F 90 hergestellt. Für die Türen verwendeten die Handwerker einteilige Stahlzargen und Türblätter aus Holz.

 

Herausfordernde Deckengestaltung

Unter den Stahlbetondecken gestalteten die Trockenbauer die Decken in ein- und zweilagiger Beplankung mit GK-Platten und gelochten Rigiton-Akustikdeckenplatten, die – je nach Erfordernis – um 0,5 bis 1,5 m ab­gehängt wurden. Die Unterkonstruktion wurde mithilfe von drucksteifen Noniusabhängern und CD-Profi­len als Schienenrost erstellt. Da von Seiten der Architek­ten in den Decken 1 cm breite Schattenfugen gewünscht waren, musste ein entsprechend exaktes Einmessen der Unterkonstruktion sichergestellt werden.

Zur Herausforderung wurde für die Trockenbauprofis die Deckengestaltung um die zwei Lichthöfe herum. „Wenn man von der ersten Etage aus hinauf in Richtung Glaskuppel blickt, sieht man sofort, dass wir hier Gipsplattendecken mit vielen unterschiedlichen Abstufungen, angefangen bei der Treppenform bis hin zur schrägen Ausführung, eingebaut haben“, erläutert Volker Ammenhäuser. „Wir hatten es dabei mit Höhendifferenzen von 50 bis 80 cm zu tun.“

Trocken biegsame Spezialgipsplatten

Im Bereich der Fahrstühle erstellten die Mitarbeiter der R & M Ausbau Frankfurt GmbH aus den trocken biegsamen Spezialgipsplatten Riflex (Glasroc F) eine Decke mit wellenförmiger Abstufung. Die 6 mm dicken Platten erlaubten Biegeradien von bis zu 600 mm. Vor der Montage werden sie behutsam durch leichtes „Schütteln“ gedehnt. Auf diese Weise werden die eingelegten Glasvliese geschmeidig und die 1,20 x 2,40 m großen Platten biegsam.

Unterkonstruktion in Handarbeit

„Die Unterkonstruktion mussten wir von Hand fertigen“, erinnert sich Volker Ammenhäuser. „Wir haben die CD-Profile, die werkseitig leicht vorgebogen waren, im Randbereich alle 10 cm eingeschnitten, um sie auf den erforderlichen Radius von 40 bis 50 cm biegen und die Spezialgipsplatte anschrauben zu können.“ Auch die Unterkonstruktion der wie ein vom Meeresgrund aus betrachtes Schiff wirkenden Trockenbauelemente unter der Glaskuppel, bleibt dank seitlicher Aufkantungen, die ebenfalls mit Riflex-Platten verkleidet wurden, unsichtbar.

 

Höhere Anforderungen an die Akustik

Überall dort, wo höhere Anforderungen an die Akustik gestellt wurden, setzte das Ausbauteam Rigiton-Akustikdecken ein. Zur Schallabsorption vor allem in den Ladenstraßen und Foren kamen Lochplatten mit quadratischer Lochung zum Einsatz, die das gestalterische Konzept der Architekten optimal unterstützen. „Die Anforderungen an die Akustik haben uns wie eigentlich überall in der Mall ein Höchstmaß an Genauigkeit in der Ausführung abverlangt.“ Hinzu sei ein besonders enger Zeitrahmen gekommen: „Als wir die erste Schraube eindrehten, waren die Böden in den Passagen noch nicht fertig“, sagt Ammenhäuser.

 

Autor

 

Lothar Waßmer ist Fachberater Trockenbausysteme bei der Saint-Gobain Rigips GmbH in Düsseldorf.

Die verwendete Brandschutzplatte Ridurit ließ sich stirnseitig ohne zusätzliche Montagehilfe klammern

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