Liebe Leserinnen, liebe Leser,

auch ohne den Sauren Regen der 1980er und 1990er Jahre – denn hier hat sich aufgrund der Rauchgasentschwefelung mittlerweile viel getan – schreitet der Verfall von historischen Gebäuden, die aus Sand- oder Kalkstein errichtet wurden, weiter voran: Es bilden sich dunkle Schmutzkrusten auf den Steinoberflächen, Salze führen zur Verwitterung der Steine, und das Fugenmaterial löst sich auf und begünstigt ein weiteres Eindringen von Wasser in das Natursteinmauerwerk. Klar, dass hiergegen etwas unternommen werden muss, will man die historischen Baudenkmale aus Kalk- oder Sandstein auch noch für künftige Generationen erhalten. Gerade bei so großen und bedeutenden Gebäuden wie dem Kölner Dom – der im übrigen seinerzeit unter dem Sauren Regen stark gelitten hatte – ist der Kampf gegen die Folgen der Witterungseinflüsse eine schier endlose Geschichte. Jährlich fließen Beträge in Millionenhöhe in die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten der Dombauhütte. Prinzipiell gilt dies natürlich für alle aus Kalk- oder Sandstein errichteten historischen Bauten.

Auch am Magdeburger Dom sind die Folgen der Witterung nicht zu übersehen. Auch hier hatten die Steinmetze und Restauratoren es mit Schmutzkrusten, Salzen und defekten Fugen zu tun. Die Restaurierungs- und Reinigungsarbeiten der Sandsteinoberflächen, die Entfernung der Salze mit Kompressen und das Verschließen der Fugen mit einem passenden Restauriermörtel stellen wir ab Seite 18 in dieser Ausgabe der bauhandwerk ausführlich vor. Diese Arbeiten konzentrierten sich in letzter Zeit vor allem auf den Südturm, bei dem ein Teil der Mauerwerksfugen auch mit Bleiwolle geschlossen wurde. Wie die Steinmetze und Restauratoren die zu Zöpfen gedrehte Bleiwolle in die Fugen stemmten stellen wir ab Seite 26 in diesem Heft ebenso vor wie den Bleiverguss der Hohlräume zwischen den Sandsteinelementen der Fialen. Bei solchen Arbeiten sind auch historische Handwerkstechniken gefragt.

Eine historische Handwerkstechnik, die vor allem für die authentische Erhaltung von Räumen in Schlössern wichtig, jedoch selbst aus der Arbeit vieler Restauratoren verschwunden ist, ist die Rekonstruktion historischer Tapeten. Hierzu bedarf es eines Formenstechers wie Hans Joachim Frindte aus  Mühlhausen, der sein Handwerk noch versteht, also die Muster der als Walze oder Platte ausgebildeten Druckmodeln nach historischen Vorbildern aus dünnen Metallstreifen setzt. Wie seine Zusammenarbeit mit dem Dipl.-Restaurator Lutz J. Walter aus Wernigerode – einem der letzten Restauratoren, die historische Tapeten noch von Hand drucken und in Europas Schlössern und Herrenhäusern befestigen – aussieht, stellen wir ab Seite 28 in diesem Heft vor.

Viel Erfolg bei der Arbeit wünscht Ihnen

Auch ohne Sauren Regen schreitet der Verfall von historischen Gebäuden aus Sand- oder Kalkstein weiter voran

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