Einsatz von Maschinentechnik bei der erdberührten Bauwerksabdichtung

Viele Handwerker lassen sich bei Abdichtungsarbeiten nicht von Maschinentechnik unterstützen, weil sie meinen, die Anschaffung einer Maschine sei zu teuer oder der Einsatz sei nur auf sehr großen Flächen wirtschaftlich. Wir haben Kosten und Nutzen von maschinellem und händischen Verfahren verglichen.

Oft frage ich unsere Kunden, weshalb sie sich bei ihren Abdichtungsarbeiten nicht von Maschinentechnik unterstützen lassen. Häufige Antworten sind dann: „Brauche ich nicht!“, „Eine Maschine ist viel zu teuer!“ oder auch „Haben wir schon immer so gemacht!“. Es gibt allerdings auch sehr gute Gründe, eine erdberührte Bauwerksabdichtung maschinell durchzuführen.

Welche Produkte können maschinell verarbeitet werden?

Für die maschinelle Verarbeitung eignen sich unterschiedliche Bitumen, wie zum Beispiel „Combidic-2K-Premium“ oder „Combiflex-C2/S“ von Schomburg. Ebenfalls eigenen sich mineralische Dichtungsschlämmen wie „Aquafin-RB400“. Welche Produktart zum Einsatz kommt, entscheidet sich durch Kriterien wie Verarbeitungseigenschaften, Witterung und Anwendungsfall aber auch eigene Präferenzen.

Wirtschaftlichkeit

Jedes Unternehmen hat das Ziel, Gewinn zu erwirtschaften. Daher ist mein erstes Argument für den Einsatz der Maschinentechnik auch die Wirtschaftlichkeit. Die Frage könnte also lauten: „Wie schaffe ich es, bei gleichbleibenden Personalkosten die Gewinnspanne zu erhöhen?“ Das folgende Beispiel verdeutlicht den wirtschaftlichen Vorteil.

Situation: Auszuführen ist eine erdberührte Bauwerksabdichtung gegen drückendes Wasser an einem Einfamilienhaus (EFH) mit einer abzudichtenden Fläche von 120 m2. Die Vorarbeiten werden nicht berücksichtigt, denn die sind ja bei der Verarbeitung von Hand oder mit Maschine identisch. Der Untergrund muss tragfähig sein und frei von haftungsmindernden Substanzen. Wir betrachten einen Vergleich von Bitumen und mineralischen, reaktiv abbindenden Dichtungsschlämmen. Zunächst legen wir Richtwerte für die Arbeitsstunden pro Quadratmeter Abdichtung fest. Die angesetzten Werte beruhen auf Aussagen von Ausführungsbetrieben und eigenen Erfahrungen von begleiteten Baustellen.

Szenario 1: Die Verarbeitung von Hand

Für die Abdichtung mit Bitumen veranschlagen wir 0,25 h/m² bei mindestens 4 mm Trockenschichtdicke inklusive Verstärkungseinlage. Das bedeutet, dass wir für einen fertig abgedichteten Quadratmeter 15 Minuten ansetzten können. Bei der MDS gehen wir von einem Arbeitsstunden-Richtwert von 0,225 Stunden aus. Das heißt, für 3 mm Trockenschichtdicke in mindestens zwei Lagen aufgetragen veranschlagen wir 13,5 Minuten.

Theoretisch heißt das, dass eine Person für 120 m2 Fläche Bauwerksabdichtung mit Bitumen von Hand verarbeitet 30 Stunden benötigt. In der Praxis bedeutet das aber, dass zwei Mitarbeiter für ein Einfamilienhaus mit 120 Quadratmeter abzudichtender Wandfläche zwei Arbeitstage benötigen, also bei einem normalen Arbeitstag von acht Stunden insgesamt 32 Arbeitsstunden. Diese Zeit lässt sich natürlich auch in Geld darstellen: Bei einem Stundenlohn von beispielsweise 18 Euro bedeutet das 576 Euro Lohnkosten.

EFH 120 m² = 32 h > 2 d/2 MA = 576 € Lohnkosten

Szenario 2: Die Verarbeitung mit einer Maschine

Bei der Verarbeitung mit Maschinen sieht die Rechnung anders aus. Für das Bitumen werden 0,033 Stunden (1,98 Minuten) angesetzt und für die MDS 0,025 Stunden (1,5 Minuten). In der Tabelle unten auf dieser Seite zeigen sich deutliche Unterschiede. In der Praxis werden 120 m2 Wandfläche von zwei Mitarbeitern innerhalb von vier Stunden abgedichtet, inklusive Reinigung der Maschine. Wir müssen auch berücksichtigen, dass die zweite Lage erst aufgetragen werden darf, wenn die erste Lage dadurch nicht mehr beschädigt wird. Wir werden also wahrscheinlich einen zweiten Tag auf die Baustelle fahren müssen und haben dadurch einen Reinigungsgang von etwa einer halben Stunde zusätzlich. Also sind zwei  Mitarbeiter jeweils 4,5 Stunden beschäftigt, das macht insgesamt 9 Arbeitsstunden. Bei einem Stundenlohn von 18 Euro bedeutet das (2 x (4h + 0,5h) für zusätzliche Reinigung) 162 Euro Lohnkosten.

EFH 120 m² = 9 h > 2 d/2 MA = 162 €

Ertrag

Um das Beispiel abschließend betrachten zu können, müssen wir berechnen, wie hoch der Ertrag für den Unternehmer sein wird. Auch hier berücksichtigen wir nur die reinen Lohnkosten für die Abdichtungsarbeiten. Wir rechnen mit einem Verrechnungsstundenlohn an den Auftraggeber von 45 Euro. Wir berechnen darauf basierend das Beispiel für eine Abdichtung mit Bitumen mit einem Arbeitsstunden Richtwert von 0,25h/m².

45 €/h x 0,25 h/m² Arbeitsstunden Richtwert = 11,25 €/m²

11,25 €/m² x 120m² = 1350 € Ertrag aus den zu berechnenden Lohnkosten für den Kunden

Nachdem wir nun den Ertrag sowie die Lohnkosten ermittelt haben, können diese Werte verglichen werden.

Bei der händischen Verarbeitung kann mit einer Marge von 774 Euro gerechnet werden. Wird das Bauteil durch die Unterstützung von Maschinentechnik abgedichtet, erhöht sich die Marge auf 1188 Euro aufgrund des viel geringeren Stundenanteils. Es entsteht ein Mehrwert von 414 Euro je EFH mit 120 m2 abzudichtender Wandfläche. Gehen wir von 25 EFH pro Jahr aus, entsteht ein Mehrwert von 10 350 Euro. Setze ich Maschinentechnik ein, wird in unserem Beispiel jedes Jahr ein Mehrwert von 10 350 Euro pro Jahr erzielt. Damit wäre belegt, dass der Einsatz von Maschinentechnik auf jeden Fall wirtschaftlicher ist.

Die Technik

Nun geht es an die Auswahl der Maschinentechnik. Die marktüblichen Systeme zum Befördern des Materials beruhen auf Fördertechnik mit  Schneckenmantel, Peristaltik oder Airless. Es gibt natürlich auch noch andere Systeme. Wir konzentrieren uns aufgrund der Verbreitung auf die drei genannten. Bei allen Systemen müssen zweikomponentige Abdichtungsprodukte im Vorfeld angerührt werden. Das angerührte Material wird dann größtenteils in einen Trichter gefüllt, von dem aus es durch die Schwerkraft in den Förderapparat gelangt.

Eine andere Möglichkeit ist, dass die Förderpumpe ein Vakuum erzeugt, das das Material so in den Förderapparat saugt. Mit handelsüblichen Schneckenpumpen können bis zu 13 l/min bis zu 30 m weit gefördert werden. Ab einer Fläche von 100 m2 lohnt sich der Einsatz, da ja auch Rüst- und Reinigungszeiten berücksichtigt werden müssen. Ein eingespieltes Team kann so beispielsweise an einem Tag ohne Probleme auf einer Fläche von 120 m2 (und mehr) zwei Lagen Abdichtung auftragen und dann am nächsten Tag die Schutzschicht anbringen.

Eine Förderschnecke besteht aus einem Rotor und einem Stator. Der Rotor ist das bewegende Teil, eine Art Schraube mit Rundgewinde. Dieser dreht sich im Stator. Der Stator hat einen innenliegenden Gewindegang, durch welchen dann das Material gefördert wird. Bei diesem System wird am Kopf der Spritze Druckluft angeschlossen, die das Material beim Verlassen des Spritzkopfes zerteilt.

Bei einer Peristaltik-Pumpe wird das Material etwas „schonender“ in dem Schlauch zum Spritzkopf befördert. Es wird nicht so viel Druck aufgebaut, und es entsteht weniger Reibungswärme, als bei der Schneckenpumpe. Bei diesem System wir das zu fördernde Material zwischen zwei flexiblen Gummischeiben im Walkprinzip gefördert. Auch hier wird zusätzlich Druckluft aus einem externen Kompressor zugeführt, um das Material am Auslass der Spritze zu verteilen. Ein Vorteil ist, dass dieses System etwas schneller zu reinigen ist, als eine Schneckenpumpe oder ein Airless-Spritzgerät.

Airless-Spritzgeräte arbeiten, wie es der Name bereits zeigt, ohne eine zusätzliche Luftzufuhr. Hier wird durch eine Membran- oder Kolbenpumpe das Material unter hohen Druck gesetzt und so über entsprechende Schläuche zu der Airless-Pistole gefördert. Mit diesem System können Förderstrecken von über 30 m erreicht werden. Einige Praxisbeispiele haben Bitumen über 50 m gefördert.

Welches System das richtige ist, können die verschiede­nen Hersteller in einem Beratungsgespräch erläutern. Schnecken- und Peristaltik-Pumpen kosten zwischen 3500 und 5000 Euro, während eine Airless-Pumpe auch schnell 10 000 Euro kosten kann. Je nachdem, wie viele Häuser damit pro Jahr abgedichtet werden, kann sich so eine Maschine schnell amortisieren.

Die Anwendung

Es gibt für den Anwender noch weitere Gründe, auf Maschinentechnik zu setzen. Wenn eine Abdichtung gespritzt wird, ist die Oberfläche grundsätzlich fertig – ein zusätzliches Glätten ist nicht mehr notwendig.

Das Endprodukt sollte immer wie eine Orangenhaut aussehen. Wenn die Oberfläche jedoch wie eine Mondlandschaft voller Krater aussieht, ist der Druck zu hoch oder der Abstand zwischen Spritze und Wand zu gering. Selbstverständlich gehört auch etwas Erfahrung dazu, um die notwendige Auftragsdauer zu berechnen damit die notwendige Nassschichtdicke erreicht wird.

Diese Erfahrung bekommt man allerding schnell, und die meisten Anwender haben es nach wenigen Quadratmetern ganz gut im Gefühl. Ein weiterer Aspekt: Jeder kennt bestimmt die Situation, wenn die Baugrube beispielsweise 2,8 m tief ist und der obere abzudichtende Bereich nur mit einer Steighilfe, also einer Leiter oder einem Gerüst, erreicht werden kann. In einigen Fällen wird sogar lagenweise die Baugrube wieder aufgefüllt, um an die höher gelegenen Bereiche zu kommen. Das probate Gegenmittel ist eine Lanze.

Auch wenn der Arbeitsbereich in der Baugrube so schmal ist, dass beispielsweise das Spachteln der Wand schwierig wird, kann die Lanze sehr hilfreich sein. Einige Hersteller bieten auch spezielle Spritzbitumen an, wie etwa das „Combiflex-C2/S“ von Schomburg. Bei diesem zweikomponentigen Bitumen werden die Komponenten A und B erst am Spritzkopf zusammengeführt. Das hat den Vorteil, dass nach der Arbeit die Schläuche abgekoppelt und luftdicht verschlossen werden. Ein Reinigen der Schläuche ist also erst einmal nicht notwendig. Die nächste Baustelle kann angesteuert werden, ohne großen Reinigungsaufwand zwischendurch. Zusätzlich kann das Material durch eine Peristaltik-Pumpe angesaugt werden. Da das Bitumen in einem Fass geliefert und zur Bedienung der Pumpe eine Fernsteuerung verwendet wird, kann auch eine Person alleine ein Bauvorhaben mit Maschinentechnik abdichten.

Zusammenfassung

Es gibt einige verbreitete Vorurteile gegen die Anschaffung einer Maschine. Allerdings gibt es auch viele gute Gründe für den Einsatz von Maschinentechnik, die die Vorurteile klar widerlegen. Die Effizienz wird um ein Vielfaches gesteigert. Wenn ein Betrieb regelmäßig erdberührte Bauwerksabdichtungen erstellt, kann der Einsatz von Maschinentechnik einen enormen wirtschaftlichen Vorteil bringen. Und der Anwender damit bares Geld verdienen.

Autor


Matthias Strohte arbeitet als Produktmanager Bau­werks­abdichtung/-instandsetzung bei der Schomburg GmbH in Detmold.

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