Raum der Stille 
Akustiksysteme im Andachtsraum des Maria-Ward-Hauses

Sie ist deutlich wahrzunehmen und dringt als Wohlgefühl ins Bewusstsein: Stille, die den Besucher umgibt, wenn er einen schallgedämpften Raum betritt. Dieses eindrucksvolle Gefühl war ein Schlüsselerlebnis für Malermeister Wilhelm Knoll, der das Akustiksystem im Andachtsraum des Maria-Ward-Hauses in Augsburg ausführte.

Die künstlerische Neugestaltung des kleinen Gedenk- und Andachtsraums in der Exerzitien- und Tagungsstätte Maria-Ward-Haus in Augsburg war das zweite Objekt, in dem Malermeister Wilhelm Knoll das Akustiksystem CapaCoustic von Caparol in Kombination mit dem feinkörnige Akustikputz CapaCoustic ausführte. Der 39 m2 große Andachtsraum im Maria-Ward-Haus befindet sich in der Karmelitengasse in einem historischen Gebäude aus dem Jahre 1768 in der Augsburger Altstadt. Die englische Nonne und katholische Ordensgründerin Maria Ward gründete in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Institut der Englischen Fräulein und wurde damit zur Wegbereiterin einer besseren Bildung für Mädchen.

 

Eine Oase der Ruhe

 

Dem Architekten Dr. Klaus Pilz oblag die Aufgabe, den kleinen Raum nahe dem Eingang in eine ruhige Oase zu verwandeln. Die Auftraggeber wünschten eine stark schalldämpfende Wirkung im Raum, die mit einem historisch anmutenden, feinporigen, strukturierten Wandputz erzielt werden sollte. Wolfgang Eberhard und der Architekt entwickelten daraufhin gemeinsam eine spezielle Putzstruktur des Akustikputzes CapaCoustic Fine. Nach der Bemusterung vor Ort gestaltete Malermeister Wilhelm Knoll den kleinen Raum den Anforderungen entsprechend: Auf die leichten, hoch porösen Mineralfaserplatten brachte er zunächst den Grundputz des Akustiksystems auf, der grob abgezogen wurde. Abschließend trugen die Maler den im selben Farbton eingefärbten Oberputz in 3 mm Dicke auf und verschlichteten diesen mit einem Quast, wodurch die gewünschte ungleichmäßige Struktur mit sehr feiner Oberfläche erzielt wurde.

Feine künstlerische

Ausgestaltung

 

Auf den Putz, der einem Gips-putz sehr nahe kommt, trug Künstlerin Anita Rist-Geiger Worte der Gründerin Maria Ward in Lasur-Pinselschrift auf. Das Akustiksystem wurde an zwei Wänden aufgebracht. Die dritte, in einem Halbrund geformte Wandscheibe beschichtete die Künstlerin in Lasurtechnik. An der vierten, mit Fensterflächen versehenen Wand gestalteten die Glaskünstler Katrin Engel-Meyer und Bernd Engel verschiebbare Glaselemente in korrespondierenden Farbtönen. Dem Wunsch der Ordensschwestern gemäß sollen Menschen in diesem Raum der Stille und der Einkehr zur Ruhe kommen und sich auf die Worte Maria Wards besinnen. Der Raum wurde bewusst in Eingangsnähe gewählt, damit auch Besucher von außerhalb jederzeit einfach Zugang finden. Das machte jedoch eine Schallabschirmung notwendig, die nach Aussagen der Schwestern wunderbar gelungen ist. Weil sie mit seinen Arbeiten im Andachtsraum sehr zufrieden waren, beauftragten sie den Malerbetrieb mit weiteren Renovierungsarbeiten im Maria-Ward-Haus, wobei auch Caparol Histolith mit seinen denkmalgerechten Produkten zum Einsatz kam.

 

Aufgabenfeld für den Maler

 

Akustik-Fachmann Wolfgang Eberhard von Caparol ist überzeugt: „Der Maler ist für das Tätigkeitsfeld der Akustikverbesserung prädestiniert, da er über das nötige gestalterische Fachwissen verfügt. Als Handwerker vor Ort hat er zudem einen Vertrauensvorschuss bei den Kunden. Er ist als letzter auf der Baustelle am fertigen Objekt und merkt, ob die Akustik stimmt oder weiter verbessert werden sollte. Maler haben hier die große Chance, eine attraktive Marktnische zu besetzen. Der Bedarf ist vorhanden, ob in der Gastronomie, der Industrie oder in Büros, Kantinen und Schulen.“

Malermeister Wilhelm Knoll hat unterdessen eine eigene Methode entwickelt, mit der er die schalldämpfende Wirkung eindrucksvoll demonstriert: Er nimmt einen Karton mit CapaCoustic Melapor-Schallschutzplatten mit zum Kunden und lehnt dort einfach einige Platten an die Wände des Raums, dessen Akustik verbessert werden soll. Dann führt der Malermeister eine Hör- und Sprechprobe durch, die er zuvor in demselben Raum ohne die Platten gemacht hatte. Der Vergleich überzeugt in der Regel sofort: Die Akustik hat sich dank der Platten deutlich verbessert – und der Auftrag ist zumeist gesichert.

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