Teil 1: Siegfried Piskes Balkenschuh

Erfindungen haben im Handwerk Tradition – Carl Rabitz und Otto Hetzer seien hier stellvertretend genannt. Aber auch heute noch steckt in vielen Handwerkern das Zeug zum Erfinder. Im ersten Teil unserer Serie „Erfinder im Handwerk“ stellen wir Siegfried Piskes Balkonsystem mit Balkenschuh vor.

Viele noch heute auf dem Bau gebräuchliche Konstruktionen gehen auf Erfinder im Handwerk zurück: Maurermeister Carl Rabitz erfand 1864 die nach ihm benannte Rabitzbauweise aus Hasendraht und Putz, der Zimmermeister Otto Hetzer lieferte mit seinem 1903 zum Patent angemeldeten Holzleimbinder die Grundlage für weit gespannte Konstruktionen im Holzbau. Auch heute noch steckt in vielen Handwerkern das Zeug zum Erfinder. Der Zimmermeister Siegfried Piske ist einer davon: 1998 meldete er seinen Dämmstoffschneider und 2001 sein Farbrührquirl zum Patent an. Zehn Jahre ist es auch schon her, dass er auf die Idee für sein Balkon-Bausystem kam: „Als Handwerker sanierten wir damals das Haus einer älteren Dame. Um auch den Balkon sanieren zu können, hätte wir die Deckenlage öffnen müssen. Da kam ich auf die Idee einer Hülse, in die man die Balkon-Konstruktion einfach reinstecken und nach 20 oder 30 Jahren auch wieder rausnehmen kann“, erinnert sich Siegfried Piske. Nach den üblichen Kinderkrankheiten einer solchen Entwicklung meldete Siegfried Piske 1999 sein Balkon-System unter der Nummer 3830756 zum Patent an.

Balkonmontage mit dem Balkenschuh

Der quadratische Balkenschuh aus Stahl im Format 180 x 180 mm ist das zentrale Bauteil im Balkonsystem. Er wird bei einem Neubau in der Deckenlage fixiert, bevor der Beton auf die Schalung gegossen wird. Soll im Zuge einer Sanierung nachträglich ein Balkon angebaut werden, müssen die Löcher für den Balkenschuh – der dann Sanierungshülse heißt – ins Mauerwerk gestemmt werden. Ein strammes Hintermauern der Hülse ist anschließend unbedingt erforderlich.

Sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung kann nach Kontrolle des Schuhs beziehungsweise der Hülse mit der Wasserwaage die Montage des Holzbalkons beginnen: Nach dem Reinigen der Hülse mit einem Handfeger werden die Leimholzbalken für den Balkon eingeschoben und anschließend die seitlichen Fugen zwischen Balken und Hülse ausgeschäumt. Nach dem Auflegen eines Pappstreifens auf dem Balken kann darauf die Metallabdeckung montiert werden. Die Metallabdeckung sollte dabei mit einem Dachprofil am Putz der Außenwand anstehen. Sie wird anschließend mit Acryl abgedichtet. Danach können Balkonbelag und Geländer montiert werden. So kann der Balkon später auch wieder ausgewechselt werden, ohne dass die Fassade dadurch beeinträchtigt wird.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.piske-innovationen.de


Wenn auch Sie im Handwerk etwas erfunden haben, tei­len Sie uns dies per Mail an oder Tel. 0 52 41/80 10 40 mit. Dann stellen wir auch Sie und Ihre Erfindung in bauhandwerk vor.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 7-8/2022

Abdichtungs- und Beschichtungslösung für den Balkon von hahne

Abdichtungssysteme schützen den Balkon oder die Terrasse dauerhaft vor Witterungseinflüssen und potenziellen Schäden. Mit dem „Hadalan Velo-Balkonsystem“ von hahne präsentiert die Sievert SE ein...

mehr
Ausgabe 05/2015

Gips auf Draht Neuanfertigung und Restaurierung von Konstruktionen aus Rabitz

In öffentlichen Bauwerken wie Theatern gab es vor allem im Zuschauerraum und bei Treppenhäusern vielfältige Anwendung für Rabitzdecken. In repräsentativen Gebäuden ahmte man damit...

mehr
Ausgabe 10/2010

Balkonsystem an Vakuum-Dämmung angepasst

Unterschiedliche Sanierungsansätze werden in der Großsiedlung Rintheimer Feld in Karlsruhe erprobt. Das bereits prämierte Konzept zielt langfristig auf eine städtebauliche Werterhöhung,...

mehr
Ausgabe 03/2010

Teil 2: Schornsteinabbruch am Stück

Maurermeister Siegfried Müller führt die Müller Schornsteinbau GmbH seit 30 Jahren gemeinsam mit seiner Frau Monika bereits in zweiter Generation. 1948 gründete sein Vater Bruno Müller das...

mehr
Ausgabe 05/2009

Weit gespannt mit Holz

Über viele Jahrhunderte hinweg waren Zimmerleute und Baumeister durch die Länge der Baumstämme beschränkt, wenn es darum ging, Tragwerke aus Holz zu konstruieren. Für stützenfreie Geschosse...

mehr