Teil 4 der Serie Moderne Oberflächenstrukturen mit Putz gestalten: Natursteinoptik

Wenn an einer Fassade wegen mangelnder Tragfähigkeit keine echten Natursteine angebracht werden können, kann man eine Natursteinoptik mit mineralischen Mörteln nachbilden. Selbst auf einem WDVS lassen sich auf diese Weise Oberflächen herstellen, die scheinbar aus massiven Steinen bestehen.

Natursteine sind vielfältig in ihrer Art, in ihrer Zusammensetzung und damit auch in ihrem Wasseraufnahmevermögen, ihrer Farbe sowie Oberflächengestaltung. Diese Eigenschaften sind abhängig von der Entstehung der Natursteine. Man unterscheidet hier grob in zwei typische Gruppen – die Sediment- und die Vulkangesteine.

In früherer Zeit wurden zumeist solche Natursteine eingesetzt, die man im Umfeld des Bauwerkes gefunden hat beziehungsweise abbauen konnte. Heutzutage werden die Steine oft nach der Optik, Haptik und ihrem generellen äußerlichen Erscheinungsbild an Gebäuden eingesetzt. Dies erfolgt ungeachtet der Herkunft und hat dann mit den natürlichen Vorkommen aus der Gegend nichts zu tun. Fassaden mit Natursteinen stehen meist Jahrzehnte schadenfrei. Wenn überhaupt, dann müssen Reparaturen im Bereich der Fugen durchgeführt werden.

Natursteine haben meist aber auch eine hohe Rohdichte und sind damit sehr schwer. Zusätzliche müssen diese Steine oder Platten auf dem vorhandenen Untergrund befestigt oder verklebt werden. Auf gering tragfähige beziehungsweise weiche Untergründe können Natursteinplatten nur bedingt aufgebracht werden.

Um auch bei derartigen baulichen Gegebenheiten nicht auf die eindrucksvolle optische Strahlkraft einer Natursteinfassade verzichten zu müssen, gibt es die Möglichkeit, Natursteinoberflächen nahezu originalgetreu mittels Putz nachzubilden.

Putz auftragen

Zunächst wird auf einen vorbereiteten Untergrund ein eingefärbter mineralischer Oberputz als Putzschicht aufgebracht. Hierfür eignen sich zum Beispiel modifizierte kalkzementgebundene Mörtel mit einer Körnung bis 1 mm. Die Auftragsdicken sollten in einem Bereich von 6 – 8 mm Putzdicke liegen. Die Flächen werden mit einer Glättkelle aus poliertem, rostfreiem Stahl zu einer gleichmäßigen Oberfläche verzogen und geglättet. Dieser Arbeitsschritt führt zu einer ebenen gleichmäßigen Fläche.

Man kann auch Mörtel mit einem geringeren Kornanteil einsetzen. Dabei ist zu beachten, dass die Auftragsdicken sich damit stark verringern. Putze mit gröberen Zuschlägen eignen sich gut, da hier mit einer größeren Putzdicke gearbeitet wird und auch andere Oberflächentiefen erreicht werden können. Durch gröbere Körnungen gelingen stärkere Unebenheiten in der Oberfläche.

Strukturieren

In dem noch nicht abgebundenen Material werden mit einem Werkzeug, zum Beispiel einer Stachelwalze, die Strukturen und damit die gewünschten Unebenheiten eingedrückt. Diese Bearbeitung sollte ungleichmäßig erfolgen, um einen möglichst natürlichen Effekt zu erhalten. Die Stachelwalze als Walze oder wie ein Schwamm eingesetzt werden.

Unterschiedlich eingefärbte mineralische Mörtel verstärken diese Unterschiede in der Rauigkeit noch. Der Putz darf nicht zu frisch sein, sonst entstehen Grate und Überstände des Mörtels.

Nach diesem Arbeitsgang werden die hervorstehenden Mörtelreste und Grate mit einer Glättkelle nochmals verzogen und eingeebnet. Anschließend entfernt man mit einer weichen Bürste lose Körner von der Putzoberfläche.

Steinformate nachbilden

Um die abschließende Optik des Natursteines zu erreichen, müssen die Formate des Steines nachgebildet werden. Diese könnte man freihändig nachziehen, wobei es aber handwerklich schwierig wird, eine gewisse Gleichmäßigkeit zu erreichen. Also sollten in den noch nicht abgebundenen Mörtel die Fugen waagerecht und senkrecht nachgezogen werden. Je gleichmäßiger man den Stein nachstellen möchte, um so exakter müssen die Abmessungen der Steinnachbildungen sein. Die hervorstehenden Grate werden nach dem Abtrocknen der Oberfläche mit einem weichen Besen abgefegt.

Nach dem Abtrocknen der Flächen und dem Einhalten der Standzeit können die Oberflächen auch lasierend gestrichen werden. Wenn man derartige lasierende Effekte nicht braucht, können diese Putze ohne weitere Beschichtung im Innen- oder Außenbereich auf unterschiedlichen Untergründen sowie auch auf WDV-Systemen eingesetzt werden. Im Außenbereich muss das verwendete Putzmaterial eine wasserabweisende Ausrüstung besitzen.

Im Teil 1 der Serie „Moderne Oberflächenstrukturen mit Putz gestalten“ geht es um die Herstellung einer Ortbeton-Optik.

Im Teil 2 der Serie „Moderne Oberflächenstrukturen mit Putz gestalten“ geht es um die Herstellung einer Klinkeroptik.

Im Teil 3 der Serie „Moderne Oberflächenstrukturen mit Putz gestalten“ geht es um die Herstellung einer Holzoptik.

Autorin

Dipl.-Ing. Heike Pfaff ist Rajasil Bauberaterin bei der Heck Wall Systems GmbH in Marktredwitz.

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