WDV-System sanieren

Viele WDV-Systeme aus den 1970er und 1980er Jahren sind durchfeuchtet oder weisen Schäden am Oberputz auf. Eine wirtschaftliche Alternative zum Rückbau bietet das bauaufsichtlich zugelassene „weber.therm retec“-System.

Das patentierte „retec“-System ermöglicht es, die Leistungsfähigkeit des alten WDV-Systems wieder herzustellen und die Altfassade zu erhalten. Auch eine Aufdopplung zur Verbesserung der Dämmleistung ist problemlos möglich. Das Verfahren kann auf unterschiedlichen Untergründen, insbesondere auf geschädigten und feuchten Kunstharzputzen angewendet werden. Nach einer Untergrundprüfung wird die komplette Fassade mit einem Dampfstrahlgerät gründlich gereinigt und anschließend rasterförmig etwa 5 mm tief geschlitzt. Dadurch trocknen die Dämmschicht und das Mauerwerk schnell aus. Die ursprüngliche Dämmleistung wird wieder hergestellt. Die Schlitze sind 5 bis 7 mm breit; das Rastermaß liegt je nach Schädigung zwischen 15 x 15 und 30 x 30 cm.

Von dampfdicht zu diffusionsoffen

Ist das WDV-System ausgetrocknet, kämmt man den mineralischen Klebe- und Armierungsmörtels „weber.therm retec 700“ mit einem gezahnten Glätter oder einem Zahnspachtel in einer Dicke von 6 bis 8 mm auf. Der Mörtel ist hoch diffusionsoffen und reguliert so den Feuchtigkeitshaushalt des Systems auf natürliche Weise. Anschließend wird ein Armierungsgewebe in senkrechten und waagerechten Bahnen faltenfrei eingebügelt. Die Bahnen müssen an den Stößen mindestens 10 cm überlappen, und das Gewebe sollte im oberen Drittel des Armierungsmörtels liegen. Die anschließende Verdübelung mit 4 Dübeln/m2 erfolgt durch das Gewebe. Dieser Arbeitsgang muss ausgeführt werden, solange der Armierungsmörtel noch frisch ist. Nach einer entsprechenden Standzeit wird ein diffusionsoffener mineralischer Edelputz maschinell oder von Hand aufgebracht. Durch unterschiedliche Korngrößen und eine Vielzahl moderner Farbtöne können die Oberflächen frei gestaltet werden.

Zeitgemäßer Wärmeschutz

Optional lässt sich vor dem Einsetzen des Armierungsgewebes eine zusätzliche Dämmschicht, vorzugsweise aus Mineralwolle, aufbringen. Die Platten werden dabei nach dem Auftrag des Armierungsmörtels auf das bestehende System aufgeklebt und anschließend wie beschrieben armiert, gedübelt und mit einem Oberputz versehen. Auch in diesem Fall muss der alte Dämmstoff nicht entfernt werden, so dass eine aufwändige Entsorgung entfällt.

Autor

Georg J. Kolbe ist Leiter Produktmarketing Fassade/Wand bei Saint-Gobain Weber in Düsseldorf.
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